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Unfreiwilliges Bad

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Tage und Nächte vergingen mit Schlafen, Futtern und Spielen. Die beiden jungen Otter wuchsen heran, balgten sich mitunter schon futterneidisch und lernten die Umgebung rund um den Bau allmählich immer besser kennen. Und jetzt nahm ihre Mutter sie schon öfter mit zum Ufer des Sees und des Waldbachs.

Als die Fähe ihre Kinder an diesem Abend aus dem Bau rief, gab es nach dem Putzen nur ein wenig Milch. Silm protestierte mit heftigem Knurren, doch nirgendwo lag etwas zu knabbern. So trottete er mit hungrigem Magen folgsam hinter seiner Mutter und Ruscha her.

Diesmal ging die Fähe auf dem Otterpfad direkt zum Bach. Der Abendwind rauschte leise im Schilf. Und das Wasser gluckste über den Rand des großen Steins. Hier hielt die Fähe an. Dann glitt sie geräuschlos ins Wasser, tauchte kurz unter und schwamm mit eleganten Bewegungen ein Stück bachaufwärts.

Verblüfft starrten die beiden Jungen ihr nach. Noch nie hatte ihre Mutter sie draußen allein gelassen. Und Ruscha begann leise zu fiepen.

Mit einemmal schnellte die Fähe mit dem Kopf aus dem Wasser. In der Schnauze trug sie eine kleine Äsche. Aber sie kam nicht zurück ans Ufer, legte den Fisch vielmehr an den Rand des großen Steins. Und sie lockte ihre Kinder.

Ruscha roch den Fisch. Und sie hatte Hunger. Aber der rauschende Bach machte ihr angst. Das Wasser schwappte gefährlich nah um den Stein, der vom Ufer aus nur durch eine schmale, flache Wasserrinne zu erreichen war. Und das traute Ruscha sich nicht.

Silm winselte vor Hunger. Aufgeregt tappelte er am Uferrand hin und her, tapste vor lauter Eifer mit einer Pfote versehentlich ins Wasser und zuckte zurück. Dann nahm er all seinen Mut zusammen und platschte spritzend auf den Stein.

Aufmerksam hatte Ruscha zugesehen. Und als ihr Bruder sich jetzt gierig über den Fisch stürzte, hielt sie es nicht länger aus. Vorsichtig schob sie ihren kleinen Körper vor: bis an das fremdartig Nasse. Es war ein sonderbares Gefühl an den Pfoten. Das Wasser plätscherte ihr um den Bauch. Sie strampelte nervös. Und mit einemmal spürte sie den Stein unter sich. Sie hatte es geschafft. Endlich konnte sie auch an dem Fisch knabbern.

Doch kaum hatte sie den ersten Bissen zwischen den Zähnen, da machte Silm eine unverhoffte Bewegung, stieß Ruscha heftig an. Der Stein war glitschig, und mit ihren nassen Pfoten konnte Ruscha sich nicht halten. Sie rutschte ab, klatschte in die flache Wassermulde hinter dem Stein. Spritzend schlugen die Wellen über ihr zusammen.

Eine Weile sah Ruscha nur gurgelnde Luftblasen, hörte das Brausen des Wassers und schluckte verzweifelt. Schließlich bekam sie den Kopf aus dem Wasser. Und sie schrie, schrie markerschütternd vor Angst.

Plötzlich sah sie ihre Mutter neben sich. Aber die Fähe tat nichts, blieb nur bei ihr. Hier konnte Ruscha nicht ertrinken; das Wasser war viel zu flach. Sie holte tief Luft. Und mit einemmal begann Ruscha zu paddeln, noch unbeholfen, aber sie fand Spaß daran. Und sie paddelte weiter. Ruscha hatte ihre Wasserscheu überwunden.

Neugierig sah Silm vom Stein aus zu. Er war froh, daß er den Fisch allein futtern konnte. Doch seine Mutter hatte anderes vor. Geschickt erkletterte sie den Stein, und Ruscha folgte ihr vorsichtig. Noch bevor sie ganz oben war, packte die Fähe Silm beim Genick und glitt mit ihm in den Bach. Nun mußte Silm baden. Er fiepte ängstlich und strampelte. Und Ruscha konnte in Ruhe den Rest der Äsche verspeisen.

Ruscha, der Fischotter

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