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Schwimmunterricht

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Kurz nach Sonnenuntergang scheuchte die Fähe ihre Jungen wieder aus der Wohnhöhle. Dämmerung lag über dem Bach, eine Zwergfledermaus jagte am Ufer nach Insekten.

Ruscha beobachtete neugierig das seltsame Flattertier. Sie hatte ja noch nie eine Fledermaus gesehen. Doch ihre Mutter ließ ihr nicht viel Zeit dazu.

Plötzlich fühlte Ruscha sich ins Wasser geschubst. Sie strampelte aufgeregt, prustete und begann zu paddeln, den Kopf über Wasser. Dabei sah sie, wie die Fähe ihren Bruder Silm, der gerade wieder ausbüxen wollte, am Schwanz schnappte und hinter sich her ins tiefe Wasser zog.

Silm schrie wie am Spieß. Doch es half ihm alles nichts: Er mußte mit, immer weiter bachabwärts. Hier ließ die Fähe ihn los, packte ihn aber gleich wieder beim Nacken und tauchte ihn unter Wasser, kam hoch und tauchte erneut. Endlich gab sie ihn frei, blieb aber dicht bei ihm.

Ruscha sah das alles. Und sie sah, daß ihre Mutter sich dabei immer weiter von ihr entfernte. Da nahm sie all ihren Mut und paddelte mit ihren kleinen Pfoten auf sie zu. Und die leichte Strömung des Baches half ihr. Es war ein unheimliches Gefühl. Ruscha wußte nicht, daß es Tiefenangst war, die alle jungen Otter erst überwinden müssen. Sie spürte nur das Unheimliche des tiefen Wassers. Und sie wollte nicht allein sein.

Jetzt hatte die Fähe Ruscha bemerkt. Dicht neben dem eifrig paddelnden Silm schwamm sie ihr entgegen. Ruscha atmete auf. Doch die Fähe kehrte noch nicht zum Ufer zurück. Sie war froh, ihre Jungen endlich im Tiefen zu haben. Hier mußten sie schwimmen lernen. Nur mit kindlichem Paddeln hatten sie keine Überlebenschance. Und sie mußten es bald lernen.

Immer wieder machte die Fähe es ihnen vor: glitt pfeilschnell mit schlängelnden Wellenbewegungen von Körper und Schwanz um sie herum und benutzte ihre Vorderpfoten nur zur Änderung der Schwimmrichtung. Dann tauchte sie, schnellte aus dem Wasser und tauchte mit einer eleganten Drehung wieder ein. Als sie wieder hochkam, hielt sie einen kleinen Fisch in der Schnauze.

Ruscha hatte genau zugesehen. Noch wußte sie ja nicht, woher ihre Mutter die Fische holte. Und auch das mußte sie lernen. Der Fisch zappelte noch. Und das interessierte Silm. Gierig schnappte er nach dem zappelnden Fischschwanz. Doch er erwischte ihn nicht. Dazu war er noch zu ungeschickt.

Unbeeindruckt schwamm die Fähe weiter, kletterte auf den großen Stein und legte den Fisch unzerteilt nieder. Endlich durften die zwei Kleinen das Wasser verlassen. Mit knurrendem Magen zu schwimmen war nicht sehr vergnüglich. Hungrig stürzten sie sich auf den Fisch. Doch dann stutzten sie, vermißten die mundgerechten Happen. Solche Art Futter waren sie nicht gewohnt.

Vorsichtig schnupperte Ruscha an der Rückenflosse. Der Fisch roch gut, und sie biß in die schuppige Flanke. Da riß Silm ihr den Fisch mit einem kurzen Ruck aus den Zähnen, klemmte ihn unbeholfen zwischen die Vorderpfoten und begann zu knabbern. Ruscha fiepte empört und versuchte, auch ein Stückchen zu ergattern. Doch der Fisch war glitschig. Und Silm drehte sich abwehrend zur Seite. Dabei rutschte er von dem nassen Stein ab und purzelte samt Fisch kopfüber ins Wasser. Prustend streckte er seinen Kopf heraus. Aber der Fisch war weg.

In diesem Augenblick kam die Fähe zurück, diesmal mit einer Schermaus, der sie auf dem Stein geschickt das Fell abzog. Ruscha schnüffelte neugierig. Das roch so ganz anders als Fisch. Sie probierte ein bißchen. Die Schermaus schmeckte ihr. Nur leider schmeckte sie auch Silm. Doch ihre Mutter paßte auf, daß jedes ihrer Kinder seinen Anteil bekam. Und zum Nachtisch gab es noch ein wenig Milch.

Ruscha, der Fischotter

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