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Die Rutschbahn

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Das Wetter blieb regnerisch. Aber es war ein warmer Sommerregen. In der lauen Luft schwebte feuchter Dunst, ließ die Konturen der Landschaft zerfließen. Und die nächtlichen Ausflüge der Otter wurden immer länger, führten immer weiter hinaus in den See.

Ruscha gefiel das. Sie konnte inzwischen schon recht gut schwimmen, glitt mit fast eleganten Wellenbewegungen von Körper und Schwanz durchs nachtdunkle Wasser, wie sie es ihrer Mutter abgesehen hatte. Die Paddelzeit war vorbei. Und auch Silm bewegte sich nicht mehr so tolpatschig. Doch so richtig beherrschten die beiden das Schwimmen noch nicht.

Regentropfen tanzten blasig auf dem Wasser. Ruscha haschte verspielt danach. Aber sie verschwanden, bevor sie sie erreichte. Dann schnappte sie spielerisch nach dem Schwanz ihrer Mutter. Doch die Fähe war schneller. Dafür erwischte Ruscha Silm an der Hinterpfote. Und er strampelte wie wild.

Jetzt blickte die Fähe zurück. Sie wollte wissen, was hinter ihr geschah. Ruscha tauchte kurz weg, schwamm ein Stück unter Wasser. Da sah sie schattenhaft einen großen Fisch unter ihrem Bauch. Sie erschrak und kam schnell wieder hoch. Und sie war sehr erleichtert, als ihre Mutter nun dem Land zusteuerte.

Der Regen hatte nachgelassen. Nur ab und zu fielen noch ein paar einzelne Tropfen. Und ein fast voller Mond schlich sich durch die Wolken, trieb eine Bahn gleißenden Silbers in den dunklen See. Ruscha hob ihre kleine Schnauze in den hellen Schein. Und die Wasserperlen an ihrem Schnurrbart glitzerten im Mondlicht.

Langsam näherten sich die drei Otter dem Seeufer. Dunkel stand der Wald, aus dem die Rufe der Nachteulen klangen. Die schlanken Halme der Sumpfgräser nahe der Bachmündung wogten raschelnd, zeigten die Fährte eines fremden Tieres. Und die winzigen flatternden Schatten der Fledermäuse gaukelten über den Büschen.

Die Nacht war voller Leben, unheimlich und geheimnisvoll. Da ertönte wieder das platschende Geräusch, das Ruscha schon kannte. Sie sah spritzendes Wasser und kurz darauf eine geschmeidige dunkle Gestalt, die aus dem See stieg und lautlos am Steilufer verschwand.

Die Fähe hielt genau auf die Stelle zu, als wisse sie, daß von dort keine Gefahr drohte. Und was dann geschah, wirkte auch gar nicht gefährlich, nur sehr sonderbar. Die Gestalt tauchte oben am Steilufer wieder auf. Und mit einemmal sauste sie in einer Erdrinne wie auf einer Rutschbahn kopfüber ins Wasser, daß die Spritzer den drei Ottern um die Ohren flogen.

Ruscha zögerte verblüfft. Immerhin mußte das fremde Tier ganz in der Nähe sein, irgendwo unter Wasser. Und das war es auch. Dicht vor Ruscha kam ein großer dunkler Kopf hoch, beschnupperte sie kurz, warf sich auf den Rücken herum und strebte dem Ufer zu. Es war der Otterrüde. Und mit offensichtlichem Vergnügen glitt er erneut die Rutschbahn hinunter.

Schnell drückte Ruscha sich zur Seite. Silm aber platschte eilig ans Ufer. Das wollte er auch mal probieren. Und Ruscha folgte ihm, während die Fähe den Rüden aus der Nähe jagte. Doch das sah Ruscha nicht. Sie hoppelte hinter Silm her den schmalen Otterpfad hinauf. Oben sah sie gerade noch, wie Silm bäuchlings hinunterrutschte und im aufspritzenden Wasser untertauchte.

Einige Augenblicke lang kam ihr der schimmernde Wasserspiegel unheimlich vor; der See lag so tief unten. Aber sie kauerte bereits in der Rinne. Und auf dem vom Regen glitschigen Erdreich konnte sie sich nicht halten. Wie von allein glitt ihr Körper abwärts, immer tiefer hinab. Es war ein komisches Gefühl am Bauch. Und sie wurde immer schneller, spürte den Wind in ihrem Schnurrbart. Ruscha fand das lustig.

Plötzlich tauchte ihre kleine Nase in den See. Sie strampelte unter Wasser, kam wieder hoch und sah, wie Silm sich am Ufer über einen Fischkopf hermachte. Es waren die Reste von der Mahlzeit des Rüden. Und jetzt bekam auch Ruscha Hunger. Sie schwamm hinüber.

Silm fauchte wütend, als er Ruscha neben sich bemerkte. Er wollte den Fischkopf für sich allein haben. Aber die Fähe sorgte für ihre Kinder. An diesem Abend gab es Schermaus und einen kleinen Frosch.

Ruscha, der Fischotter

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