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Gerüche und Geräusche

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Regen trommelte auf das Blätterdach des Waldes. Es regnete die ganze Nacht. Und am Morgen regnete es immer noch. Heute gab es kein Sonnenbad nach dem Frühstück im Morgengrauen. Die Otter verschwanden schleunigst im Bau. Und die Fähe putzte ihre Kinder, ringelte sich sorgsam und wärmend um ihre kleinen Körper und schlief ein.

Erst am Abend brachen ein paar vereinzelte Strahlen der untergehenden Sonne durch das treibende Gewölk, ließen die grauen Wasser des Sees metallisch aufglitzern. Jetzt erhob sich die Fähe, begann mit den Hinterpfoten ihren dichten Pelz zu striegeln. Und die Kleinen machten es ihr nach.

Silm versuchte zwischendurch, bei seiner Mutter zu nuckeln. Doch die Fähe wehrte ihn ab. Er sollte weiterstriegeln. Fellpflege war überlebenswichtig; das mußte auch Silm endlich begreifen. Silm knurrte mißmutig, hörte aber auf seine Mutter. Allerdings nicht lange. Vorwitzig kletterte er durch die Röhre nach oben.

Nun versuchte Ruscha eine Zitze zu erwischen. Aber auch sie bekam nur ein paar Tröpfchen Milch. Die Fähe rannte hinter Silm her. Und Ruscha blieb nichts übrig, als den beiden zu folgen.

Ungeduldig wartete Silm oben vor dem Ausgang. Er hatte Hunger. Die Fähe erhob sich, sicherte aufmerksam nach allen Seiten. Irgend etwas schien sie zu stören. Da war ein fremder Geruch. Ruscha kannte den Geruch noch nicht. Arglos planschte sie mit ihren kleinen Pfoten in einer Regenpfütze. Ein Wasserspritzer traf Silm auf die Nase. Er fauchte wütend und zwickte Ruscha in den Schwanz.

In diesem Augenblick stieß die Fähe einen Warnlaut aus. Sie hatte den Fuchs gewittert, der vom Wald her auf den Bau zukam. Die beiden Kleinen stutzten. Und sie zögerten keine Sekunde, als ihre Mutter sie entlang dem Otterpfad eilig auf den Bach zutrieb.

Am Ufer verharrte Ruscha. Der Bach rauschte lauter, war durch den Regen angeschwollen, der große Stein völlig überflutet. Und in der sonst flachen Mulde dahinter gurgelte strudelnd bräunliches Wasser. Die Fähe stieß Ruscha und Silm einfach in die Fluten. Jetzt mußten sie schwimmen. Und sie schwammen, schwammen mit äußerster Anstrengung hinter ihrer Mutter her, die sie überholt hatte und bachabwärts dem See zustrebte.

An der Bachmündung wurde die Strömung schwächer. Ruscha paddelte dicht am Schwanz ihrer Mutter, den Kopf mit der kleinen Schnauze über Wasser. Dämmerung lag über dem See. Das jenseitige Ufer mit dem Schilfgürtel war kaum zu erkennen. Ein kühler Wind kräuselte die Oberfläche, trieb Wolkenfetzen am dunkelnden Himmel. Ruscha spürte die düstere Tiefe unter sich. Und ihr wurde unheimlich.

Doch die Nähe ihrer Mutter tröstete sie. Und Ruscha war froh, daß sie nicht weiter hinaus in den See schwamm, sich vielmehr dem linken Rand zuwandte, wo das Ufer steil abfiel. Hier war sie noch nie gewesen.

Plötzlich ertönte ein platschendes Geräusch. Wasser spritzte auf, ganz in der Nähe, und ein paar Flutwellen trafen Ruscha am Schnurrbart. Erschrocken blickte Ruscha sich um. Doch da war nichts. Nur ein großer dunkler Schatten glitt unter Wasser an ihrem Bauch vorbei und verschwand in der Tiefe.

Ruscha strampelte aufgeregt. Ihre Mutter jedoch schien der Schatten nicht zu stören. Offenbar war das nichts Gefährliches. Und Ruscha beruhigte sich wieder.

Kurz darauf sah sie einen pelzigen Kopf neben sich auftauchen. Erst glaubte sie, es sei Silm. Doch Silm hatte keinen so großen Kopf, keinen so mächtigen Schnurrbart. Und ihre Mutter schwamm vor ihr. Es war der Otterrüde, der ihnen vom Seeufer aus gefolgt war und sie spielend umkreiste, immer wieder. Und ab und zu haschte er nach Ruschas Schwanz. Aber die Fähe duldete es nicht. Sie wandte sich um und trieb den Rüden weg.

Ruscha und Silm warteten paddelnd im Wasser. Als die Fähe zurückkam, trug sie eine halbwüchsige Bisamratte in der Schnauze. Und damit schwamm sie dem nahen Seeufer zu, wo unter einem kleinen Überhang einer ihrer Futterplätze lag.

Aufatmend platschten die Kleinen an Land. Jetzt endlich gab es etwas in ihre knurrenden Bäuche.

Ruscha, der Fischotter

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