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Neugierige Otterkinder

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Allmählich gewöhnte Ruscha sich an den Tagesverlauf. Wenn der helle Schimmer verlöschte, verschwand auch ihre Mutter. Und wenn der Schein durch den Luftschacht zu schimmern begann, kehrte ihre Mutter zurück. Erst dann gab es Milch. Und so lange mußte sie eben warten.

Inzwischen waren die beiden Kleinen schon etwas größer und selbständiger geworden. Und auch ihr Schnurrbart war gewachsen. Zwar blieben ihre Bewegungen noch ein wenig unbeholfen, doch ihre Neugier nahm immer mehr zu.

Und Ruscha war sehr neugierig. Aufmerksam untersuchte sie ihren kleinen Körper, knabberte an ihren Pfötchen und spielte mit ihrem Schwanz, wie es auch ihre Mutter oft mit ihr getan hatte. Dabei legte sie sich auf den Rücken, hielt den Schwanz zwischen ihren Vorderpfoten, wedelte damit herum und biß ab und zu ein wenig hinein. Das machte ihr Spaß.

Ihrem Bruder jedoch machte das auch Spaß. Nur begnügte Silm sich nicht mit seinen eigenen Körperteilen. Mit Vorliebe zwickte er seine Schwester in den Schwanz und manchmal auch in die Oberlippe. Dann versuchte Ruscha ihn mit ihren kleinen Pfoten abzuwehren. Und wenn ihr das nicht gelang, biß sie ihn einfach irgendwohin: ins Ohr oder in die Nase oder in die Schwanzspitze, die sie am ehesten erwischte. Und Silms Schwanz gefiel ihr besonders.

Am wohlsten aber fühlte sie sich, wenn sie beide mit ihrer Mutter zusammenlagen. Dann spielte einer mit dem anderen. Manchmal wußte Ruscha gar nicht, wer gerade an etwas von ihr herumknabberte. Und wenn ihre Mutter nicht da war, wartete sie ungeduldig auf ihre Rückkehr.

Eines Abends, als die Fähe wieder einmal den Bau verließ, hatte Silm einen Einfall: Kaum war seine Mutter durch die Röhre zum See verschwunden, krabbelte Silm hinterher. Er wollte herausbekommen, was sich hinter dem Gang befand. Vorsichtig kroch er auf seinen kurzen Beinen hinein, immer weiter. Dabei gelangte er allmählich abwärts. Und hier wurde es feucht.

Silm zögerte. Doch seine Neugier war stärker. Seine kleinen Pfoten patschten vorwärts. Und schnuppernd schob er seine Nase tiefer in den Gang. Hier roch es nach feuchter Erde. Plötzlich zuckte Silm zurück. Seine Schnauze hatte etwas Unbekanntes berührt. Und das war kühl und sehr naß. Und sein kleiner Schnurrbart auch.

Erschrocken versuchte Silm, rückwärts zu kriechen. Doch das ging nicht. Der Gang hinter ihm war verstopft. Silm knurrte und begann aufgeregt mit dem Schwanz zu fuchteln.

In diesem Augenblick ertönte ein ängstliches Fiepen. Ruscha war ohne Zögern hinter Silm in den Gang gekrochen. Und jetzt bekam sie seinen fuchtelnden Schwanz um die Ohren. Sie wollte ausreißen. Aber rückwärts ging das nicht so schnell. Und umdrehen ging auch nicht. Außerdem war es dunkel.

Jetzt begann Silm zu strampeln, immer wilder. Doch nun spürte Ruscha mehr Raum um ihr Hinterteil. Sie hatte das Ende des Ganges erreicht. Aufatmend wandte sie sich um und flüchtete in die Wohnhöhle.

Nach einer Weile kam auch Silm zum Vorschein und schüttelte sich heftig. Wassertropfen spritzten von seinem Schnurrbart. Ruscha duckte sich entsetzt. Und Silm begann, eifrig seine nassen Pfötchen zu lecken.

Er war noch nicht ganz fertig damit, da kam unerwartet seine Mutter zurück. Sie trug eine junge Forelle in der Schnauze, die sie im Bach gefangen hatte. Leise winselnd legte sie den Fisch auf den Boden und zerteilte ihn.

Die beiden Kleinen stutzten. Sie wußten nicht recht, was sie mit dem Fisch anfangen sollten. Schließlich waren sie bisher nur Milch gewöhnt.

Silm streckte vorwitzig seine Nase vor. Die kleine Ruscha aber war mutiger. Erst leckte sie an dem unbekannt riechenden Ding, dann lutschte sie ein bißchen an einer Flosse. Und das schmeckte ihr.

Inzwischen hatte Silm nach dem Fischmaul geschnappt und knabberte neugierig daran herum. Ein Stück abbeißen konnte er noch nicht.

Trotzdem war die Fähe mit ihren Kindern zufrieden. Sie spürte, daß ihre Milch weniger wurde. Die Kleinen sollten sich allmählich schon an feste Nahrung gewöhnen, auch wenn sie noch weiterhin Milch bekamen. Und lange würde es nicht mehr dauern, bis sie richtig zubeißen konnten. Das war heute nur eine erste Kostprobe.

Sie warf noch einen fürsorglichen Blick auf ihre spielenden Kinder, dann verschwand sie wieder in der Röhre, um ihren eigenen Hunger zu stillen. Und zurück blieb ein angenehm duftender Fisch.

Ruscha, der Fischotter

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