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Abendbrot vor der Höhle

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Als die nächste Abenddämmerung anbrach und die Fähe den Bau verließ, warteten die Kleinen ungeduldig auf ihre Rückkehr. Endlich hörten sie draußen ein Geräusch. Doch die Fähe kam nicht, um sie zu holen. Sie blieb oben vor dem Eingang der Röhre. Und immer wieder stieß sie ein lockendes Fiepen aus.

Ruscha antwortete mit einem Winseln. Sie wußte nicht recht, was sie tun sollte. Und sie wollte geholt werden. Silm aber begann, ungestüm den Luftschacht hinaufzuklettern. Zwar rutschte er vor lauter Eifer mal ein Stück zurück, doch er schaffte es. Dann hörte Ruscha ihn oben schmatzen.

Das war zuviel für Ruscha. Sie hatte Hunger. Und sie begriff: Nur oben gab es etwas zu futtern. Vorsichtig setzte sie ihre kleinen Pfoten in den schrägen Gang, krabbelte dem hellen Schimmer entgegen. Schnaufend schob sie ihren Kopf aus der Röhre und schnupperte. Es roch gut hier: nach feuchtem Gras und vor allem nach Fisch.

Silm knabberte bereits eifrig an einer Äsche. Daneben lag ein kleiner Flußkrebs. Jetzt kam Ruscha vollends aus der Röhre heraus und beschnüffelte den Krebs, erwischte dabei aber nur eine Schere. Das roch appetitlich, doch mit dem harten Zeug konnte sie nichts anfangen. Sie wollte lieber ein bißchen von der Äsche probieren.

Ihr Bruder jedoch war dagegen. Knurrend versuchte er, den Fisch wegzuziehen. Ruscha fiepte verzweifelt. Jetzt griff die Fähe ein. Sie zerrte die Äsche zu sich und zerlegte sie geschickt in kleine Happen. So bekam auch Ruscha ihren Teil. Der Fisch schmeckte ihr. Nur die Gräten ließ sie liegen; die konnte sie noch nicht knacken. Und nach dem Fisch durfte sie noch ein wenig Milch nuckeln.

Auch Silm bekam seine Milch. Aber satt war er immer noch nicht. Kaum hatte seine Mutter ihm die Zitze entzogen, tappelte er zu dem Fischkopf und knabberte daran herum. Aber da war nicht mehr viel zu holen. Und den Krebs mochte er nicht.

Danach sah Silm etwas sonderbar aus. Fischschuppen hafteten an seinem braunen Fell rund um die kleine Schnauze und an seinen Pfoten. Zum Putzen aber hatte er offenbar keine Lust. Er war faul und schläfrig. Und während seine Mutter ihn sorgfältig leckte, knurrte er leise vor sich hin.

Als die Fähe mit Silm fertig war, nahm sie sich Ruscha vor. Und Ruscha knurrte nicht. Sie mochte das Putzen. Und ein wenig hatte sie selbst schon ihre Pfötchen geleckt und auch den Schnurrbart.

Die Dämmerung war inzwischen dichter geworden. Ein feiner Nebel lag über dem See. Gerade wollte die Fähe ihre Kleinen in den Bau zurückscheuchen, um selbst auf Jagd zu gehen, da drang vom nahen Bachufer ein Geräusch herüber. Sichernd erhob sich die Fähe auf die Hinterpfoten. Sie witterte Gefahr. Und auch Silm und Ruscha hoben ihre Köpfe.

Irgend etwas bewegte sich zwischen Schilf und Sumpfgräsern. Dann glitt ein großer Nachtvogel über das Weidengesträuch und strich waldeinwärts davon. Aber da war noch etwas anderes: etwas großes Schlankes, das mit schlangenhaften Bewegungen auf sie zukam.

Neugierig tappelte Silm dem Unbekannten entgegen. Doch seine Mutter packte ihn unverhofft beim Genick. Und Ruscha lief ihr nach. Jetzt erkannte sie das sonderbare Wesen, das sich schattenhaft gegen das Dämmerlicht abhob. Es sah aus wie ihre Mutter, nur ein wenig größer.

Verdutzt blieb Ruscha stehen. Sie hörte das ärgerliche Knurren ihrer Mutter, die sich mit Silm in der Schnauze zwischen sie und das fremde Tier schob. Der Otterrüde zögerte, wirkte unentschlossen. Doch als die Fähe den kleinen Silm ins Gras setzte und den Otter wütend anfauchte, schlug er einen Bogen und verschwand in Richtung zum Seeufer. Und von dort ertönte sein Pfiff.

Die Fähe antwortete nicht. Sorgsam geleitete sie ihre Jungen zum Bau. Aber sie kam nicht mit hinein. Sie wartete nur, bis sie einer nach dem anderen in den Wohnkessel gekrabbelt waren. Dann folgte sie dem Rüden zum See.

Ruscha, der Fischotter

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