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2.2.4 Auffälligkeiten der Kognition (z. B. beeinträchtigte Aufmerksamkeit, verbales Gedächtnis und soziale Kognition)

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Dieses ICD-11 Kriterium ist konzeptionell am ehesten in der DSM-5 Kategorie A.5 (Negativsymptome) enthalten.

Bereits oben wurde bei der Analyse dessen, was Selbst-Erleben oder Ich-Erleben im Alltag eines Menschen genau meint, darauf hingewiesen, dass die Ich-Funktionen auf eine Reihe weiterer neurokognitiver psychischer Leistungen zurückgreifen. Probleme in diesen Bereichen werden im ICD-11 unter der o. g. Überschrift angesprochen. Als Bespiele für solche kognitiven Symptome der Schizophrenie werden eine beeinträchtigte Aufmerksamkeit, schlechtere Gedächtnisfunktionen und eine reduzierte soziale Kognition angegeben. Insbesondere das sogenannte Arbeitsgedächtnis scheint dabei eine große Rolle zu spielen (Birbaumer und Schmidt 2010). Mit dem Begriff Arbeitsgedächtnis ist dabei eine neurokognitive Teilleistung gemeint, die Menschen im Rahmen ihrer Denkprozesse Informationen aus verschiedenen Quellen zur Verfügung stellt, die dann zu einem neuen Urteil in einer spezifischen Situation verarbeitet werden müssen.

Wenn wir etwa wieder die vorherige Kasuistik ( Kasuistik 2) betrachten, so muss unser Student sowohl visuelle Informationen als auch Geruchswahrnehmungen, Wissen über die Situation und Wissen über die Person zusammenbringen, um zu einer angemessenen Beurteilung der Situation zu gelangen. Der Begriff Arbeitsgedächtnis hebt dabei vor allem auf die Bereitstellung der verschiedenen informativen Teilaspekte ab. Der Begriff des Urteilens hebt mehr auf die wertende und gewichtende Verknüpfung oder Assoziation der verschiedenen Teilinformationen zu einem Urteil ab. Darüber hinaus werden die elementaren kognitiven Leistungen Konzentration und Aufmerksamkeit benötigt, um die eigenen psychischen Prozesse überhaupt auf ein Thema fokussieren zu können. All diese mentalen Teilleistungen sind unter der Überschrift der kognitiven Beeinträchtigungen zusammengefasst.

Im klinischen Alltag sind kognitive Beeinträchtigungen ein sehr unspezifischer Befund. D. h., sie treten bei fast allen Menschen sehr häufig irgendwann auf. Etwa bei Übermüdung, bei Alkohol- oder Drogenkonsum oder aber auch in Stresssituationen können die basalen kognitiven Leistungen Konzentration und Aufmerksamkeit z. T. erheblich beeinträchtigt sein. Und da höhere kognitive Leistungen wie z. B. die Gedächtniseinspeicherung und der Gedächtnisabruf, aber auch die Kritik- und Urteilsfähigkeit kritisch von Konzentration und Aufmerksamkeit abhängen, sind diese in der Folge auch beeinträchtigt. Allerdings normalisieren sie sich in der Regel rasch wieder, wenn die Stresssituation vorbei ist, der Schlafmangel behoben ist oder der Rausch ausgestanden ist. Im Kontext von schizophrenen Störungsbildern können sie dagegen überdauernd vorhanden sein.

Kognitive Beeinträchtigungen sind gleichzeitig sehr unspezifisch und beeinträchtigend. D. h., sie kommen sehr häufig auch unabhängig von schizophrenen Störungen vor, können aber gleichzeitig das Alltagsleben und die Leistungsfähigkeit von betroffenen Menschen sehr stark beeinträchtigen.

Vom Anfang und Ende der Schizophrenie

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