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Kasuistik 3 (Endres et al. 2015): Katatone Schizophrenie oder NMDA-Rezeptor-Enzephalitis

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Die bei Erstvorstellung 31-jährige Patientin hatte jahrelang erfolgreich als Chefsekretärin gearbeitet. Etwa zwei Jahre vor Aufnahme kam es über Wochen einschleichend zu Persönlichkeitsänderungen derart, dass sie sehr emotional instabil und impulsiv wurde und zwanghafte Verhaltensweisen entwickelte. Zwei Monate später kam es zu einem ersten epileptischen Anfall. Auch schritt die emotionale Instabilität fort und die Patientin verhielt sich immer wieder aggressiv, was nicht ihrer Grundpersönlichkeit vor Entwicklung der Krankheit entsprach. Damit begann eine lange Leidensgeschichte, die über fast 1,5 Jahre ging und die Patientin in die verschiedensten neurologischen und psychiatrischen Kliniken führte. Immer wieder kam es zu Stimmungseinbrüchen, aber auch agitierten und desorganisierten Verhaltensweisen. Auch gab es Phasen mit Verwirrtheitszuständen und wahnhaften Symptomen. Bei Aufnahme in die Freiburger Klinik fanden sich u. a. klassische katatone Phänomene. Dabei war die Patientin z. B. wach, grinste permanent, ohne dass ein angemessener Grund für die Heiterkeit erkannt werden konnte. Auf Aufforderung, etwa den Arm zu heben, reagierte sie verlangsamt und verzögert, aber teilweise angemessen, ohne aber dabei aufzuhören zu grinsen. Gleichzeitig war sie mutistisch und konnte nicht sprechen. Hob sie den Arm etwa, um sich an der Nase zu kratzen, so konnte sie den Arm vor der Nase minutenlang in einer unnatürlichen Position belassen, ohne die Bewegung weiter zu führen. In den ersten Wochen des stationären Aufenthaltes kam es immer wieder mehrfach täglich zu solchen katatonen Phasen. Im Rahmen zahlreicher stationärer Voraufenthalte war u. a. die Diagnose einer katatonen Schizophrenie gestellt worden. Im weiteren Verlauf wurde nach ausführlichen immunologischen Untersuchungen die Diagnose einer antikörpervermittelten NMDA-Rezeptor-Enzephalitis gestellt, die mit immunologischen Therapien erfolgreich behandelt werden konnte. Nachdem die Patientin fast 1,5 Jahre mit dieser schwersten neuropsychiatrischen Symptomatik in vielen verschiedenen neurologischen und v. a. psychiatrischen Krankenhäusern verbracht hatte, konnte sie weitestgehend geheilt entlassen werden und ihr normales Leben wieder aufgreifen.

Konzeptuell konnte so nach der erfolgreichen Immuntherapie der geschilderten Symptome mit verschiedenen immuntherapeutischen Interventionen die Diagnose einer katatonen Schizophrenie zurückgewiesen werden und die korrekte Diagnose einer NMDA-Rezeptor-Enzephalitis gestellt werden ( Kap. 8.3). Dies wäre 15 Jahre früher angesichts des damaligen Stands der Forschung noch nicht möglich gewesen.

Vom Anfang und Ende der Schizophrenie

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