Читать книгу Das hohe Leuchten - Ludwig Huna - Страница 10
ОглавлениеSiebentes Kapitel
Als der Wüstenmond mit seiner Vollscheibe lautlos in den dunklen Samt des Firmaments schwebt, naht sich der wandermüde Nazarener dem Lager der ungezählten Büßer am Jordan. Schon von Weitem hört er den hallenden Klang des Prophetenworts, das schauerlich durch die Mondhelle donnert. Immer wieder gellt das furchtbare „Büßet, büßet, büßet!“ aus den Mahnsätzen hervor.
Das also ist Johannes! Der da drüben hinter dem Menschenwall unter dem Stangendach, das von Laubwerk durchflochten ist, auf einem Felsblock steht und mit eckigen, weitausholenden Armbewegungen seine Bußpredigt begleitet. Jesus sieht sich diesen Prophetenkopf genau an, dessen verwildertes Haar löwenähnlich herabwallt und dessen Auge den Brand der Seele widerzuspiegeln scheint. Bis in die beginnende Nacht verschenkt er sich dem Volk, das unter der Wucht seiner Rede in allen Fasern erzittert.
Er spricht vom Messias. Schildert ihn als einen kommenden König, der im Panzer daherschreitet, neben ihm die Würgengel seines Zorns. Und wieder das dröhnende: „Wenn ihr nicht Buße tut ... “
Jesus lässt sich in den Sand nieder. Auf die Ellbogen gestützt, das Wolltuch über das Haupt gewunden, spannt er sein Ohr nach dem Hall der Worte. Er sieht die hagere Gestalt des Täufers im Kamelhaarrock mit jedem Kraftwort wachsen und fühlt, wie die Rede die Herzen der Lagernden aufreißt wie das Pflugeisen die Erde.
„Er wird eure trägen Herzen zur Unrast aufstacheln. Er wird auch die Römer verjagen und nach Jerusalem einziehen unter dem Hosianna des Volkes und wird die Sünder vernichten, wenn nicht die Schrecken der Reue sie zuvor in allen Festen erschüttert. Also sage ich euch, der Prophet der Wüste: Es kommt einer, dessen Herz erfüllt ist mit der Gerechtigkeitsglut seines Gottes, mit der Hoheit der Himmel und mit der Liebe kraftvollem Walten. Er wird mit schmerzdurchfurchter Stirn unter euch treten und euren ganzen Menschen fordern. Und du“, er rückte einen alten Juden ins Mondlicht, „was wirst du ihm antworten?“
„Wir wollen tun, was wir können“, zittert der Templer.
„Ein erbärmlich Wort!“ Johannes stößt ihn von sich. „Der wahre Mensch will tun, was er muss. Das Können gibt ihm Gott. Aber auf des Messias Stirn wird auch die Morgenröte des neuen Tages leuchten. Und was wirst du mit ihr beginnen?“ Er pflanzt einen andern Mann aus der Menge vor sich hin.
„Warten, bis aus ihr der Tag bricht.“
„Ein erbärmlich Wort. Der Morgen schon soll dich zur Tat rufen. Ohne Besinnung müsst ihr dem folgen, der da kommen wird, euch zu wandeln wie das Eisen in der Esse, bis dass sich euer Herz in der Gottesahnung neu gebäre. Der einzige Totschlag, den Gott lobt, ist der Totschlag des Adams in euch. Noch ist euer Wesen harsch und barsch, durchfressen von Makel und Schlechtigkeit. Darum muss Reue euer klagender Gesang sein tagaus, tagein und Buße eure Tat. Aber euch ergreift Furcht vor der Wiedergeburt eures Menschen. Des Hiob Herz zerriss, aber das eure bleibt ganz, damit nur ja der Hochmut seine Nährkraft nicht verliere. Opfern? O ja! Ihr opfert, was euch nicht wehtut, ihr fastet, wenn ihr gemästet und satt seid, ihr gebt Almosen, wenn sich der Beutel hart angreift. Und ihr Priester – o ich weiß, es sind einige unter euch hier, die mit goldenen Schalen, mit edelsteinbesetzten Gewändern an den Altar herantreten, um mit Hymnen oder Wehgeschrei das Ohr des Höchsten zu beleidigen. Scheidet euch von der Zeremonie, zerbrecht Brauch und Form, gebt euren blutleeren Gedanken wieder Blut aus euren Herzkammern, habt Willen zu wollen. In Lug und Schein, Heuchelei und Besserwisserei seid ihr aufgewachsen und groß geworden, aber im Erbarmen, Vergeben, in der Liebe seid ihr klein geblieben wie Ameisen. Ihr werdet sagen, euer Wille sei groß, aber klein eure Kraft, ihn durchzusetzen. Oh, ihr seid ein schlaffes, lasches Volk, das zerstreut werden wird unter alle Völker, wie Moses es euch verkündet hat.“
Jesus saugt das Wort wie der Schwamm das Wasser auf. Die Verdammung greift an sein Herz, sie erinnert ihn manchmal an einen der Essäer in Engaddi, der eine ähnlich starke Zuchtrute über die Köpfe der jungen Mysten schwang. Ist es des Elias Geist, der den da vor ihm erfüllt? Ist er ein Teil des Urlichts, vermenschlicht und erschaut? Aber Erlöser – wirklich Erlöser? Nein, das ist er nicht. Nur ein Bereiter seiner Wege, ein Strahl des Gotteslichts, nicht dieses selbst.
Und wieder tönt das Wort mächtig durch die Mondhelle. „Ist keiner unter euch, der die Taufe aus den Himmeln begehrt?“
Dumpfes Schweigen ist die Antwort. Nur einer tritt aus der Menge; er wirft das Gewand ab, und das Wasser plätschert von dem jungen Rücken. Johannes’ Antlitz verfinstert sich, Schatten des Leides dunkeln um seine Lippen. Nur einer, einer?!
Aber mit einem Mal regt es sich in der Masse, Arme reißen die Kleider vom Leib, fünf, sechs, sieben, zehn, zwanzig Menschen dürsten, angespornt durch des einen Beispiel, nach der Taufe. Und sie tauchen in der kühl werdenden Nacht ins Wasser und reinigen ihren beschmutzten Geist, saugen ihr Herz mit neuem Wollen an.
Nach der Taufe nimmt sich einer ein Herz und fragt laut aus dem Menschenknäuel heraus: „Und was ist mit den Mächtigen dieser Erde? Werden sie ihr Teil bekommen?“
Da streckt sich die dürre Gestalt auf dem Stein. „Ich weiß, wonach du zielst. Wie sagt doch Hesekiel? ,Die Priester verkehren mein Gesetz frevlerisch und entheiligen mein Heiligtum, sie unterscheiden nicht Heiliges und Unheiliges, lehren nicht, was rein, was unrein ist, warten meiner Sabbate nicht. Ihre Fürsten sind wie die reißenden Wölfe, bereit, Blut zu vergießen und Seelen umzubringen um ihres Geizes willen. Mit dem Feuer meines Grimmes mache ich ihrer ein Ende.‘ Und ich, Johannes, sage euch: Es sitzt einer da oben am galiläischen See mit einem Herzen voll Schorf und Geschwüre, voll inwendigen Aussatzes, mit einer Zunge voll Unrats. Der Tetrarch dürstet nach meinem Blut und nach der Verdammung der Wahrheit, die ich ihm gekündet habe. Herodes Antipas ist ein Fürst von Fleisch und Blut, aber über ihn wird zu Gericht sitzen der Fürst des ewigen Geistes. Und sie, die der Tetrarch beschläft, das jüdische Gesetz brechend, ist der Lüste voll und braut blutschwere Gedanken. Und ihre Tochter lechzt nach den Küssen der assyrischen Jünglinge, nach den Lenden der Mägdlein, und während ihre Stimme verführerisch klingt wie Nachtigallschlag, dampft ihr Blut in Wollust nach der Männerstärke. Ihre Mutter Herodias zerbricht die frauliche Scham durch die Berührung des Fürstenleibes, indessen ihr erster Mann nach ihr trauert. Sie sollte als erste unter den Büßenden stehen. Ich fordere einen Blick von ihr, der sie von selbst in den Staub werfen wird. Ihre Seele ist von Pestbeulen übersät, während ihr Leib im Lustbett gleißt wie Silbererz. Babylon und Sodom mit all ihren Sünden spiegelt dieser Leib wider, aus seinem Pfuhl sprießen giftige Blumen und stinken zum Himmel. Sie scheide sich vom listig ergatterten Mann, der sie dem Bruder entführt. Sie hört den Boten des Himmels nicht, der ihre Seele retten will. Aus Wüsteneien schreien Schakale nach ihr, und sie hört die Warner nicht. Drum seien sie und ihre Tochter verflucht und alles Blut von ihrem Blute.“
Wie der Sandsturm der Wüste braust die Verdammung in die Herzen der Lauschenden. Die Köpfe verhüllen sich, und die Gesichter drücken sich in den Sand.
„Was wagst du, Johannes?“, sinnt Jesus vor sich hin. Die Mächtigen forderst du vor Gottes Gericht? Herodes, Herodias und Salome? Welche Kraft gibt dir so unerhörten Mut? Spielst du lässig mit deinem Leben? Fürchtest du Antipas und die Templer nicht? Du richtest Menschen mit der Gewalt des Propheten, aber das Erbarmen flieht vor dir in die Steinhöhlen der Wüste.
Und nun nimmt Johannes wieder den Messiasgedanken auf. „Nach mir wird der kommen, der vor mir gewesen ist, denn er war eher denn ich.“
Da fühlt der Nazarener ein heftiges Beben in seinem Herzen. Es ist, als risse das Wort alle Gefäße in ihm auf. Er ist so benommen von der Wucht dieses Ausdrucks, dass er der folgenden Rede des Propheten kein Ohr mehr schenkt.
Die Jünger des Johannes, voran Andreas, Simon und Philippus, drängen dicht an den Meister heran, und ihre heißen Blicke begehren eine Erklärung des Wortes. Aber Johannes bleibt stumm, es ist, als hätte eine höhere Gewalt in ihm gesprochen. Und er hebt wieder an; und seine Rede wird seherhaft beschwingt und wächst aus einer inneren Schau heraus. „Gott wird Mensch, ja, er ist es schon geworden, aber ich sehe ihn noch nicht, wenngleich ich seine Nähe spüre. Das Fleisch wird unter uns wandeln, und wir sehen den Vater im Sohn. Die Kluft des Gesetzes zwischen Gott und Mensch wird ausgefüllt durch die Menschwerdung Gottes. Die Ketten des Gesetzes fallen ab im Wandel des gottlosen Menschen zum gotterfüllten. Das Alte stürzt ein, und das Neue baut sich auf. Der Weisheit Urlicht durchstrahlt die Finsternis, doch die Welt erkennt sie nicht, glaubt nicht an die Kraft des Lichtes, weil sie des Lichtes Vater nicht in dem Sohn zu schauen vermag. Ohne Licht kein Strahl des Lichtes, ohne Vater kein Sohn.“
Da wirft es einen, der ganz vorn in der Menge lagert, empor, und er springt auf. Es ist der Töpfer aus Karioth, den das Gerücht vom Täufer in Jerusalem gepackt hat. Er ist mit Maria von Magdala, die sich ihm herzsehnlichst angeschlossen, hierher gewandert, in der Hoffnung, nebenbei seine Töpferwaren unter den Leuten an den Mann zu bringen. Man sagte ihm, dass, wenn man’s verstünde, man hier sein Geschäft machen könnte. Und so hat er sich aufgemacht und ist mit Magdalena, deren Gemüt zerbrochen, deren Seele Not groß ist, hierhergezogen. Nun treibt ihn ein unruhiger Geist nahe an den Propheten heran, und mit gierig aufgerissenem Auge ruft er ihm zu: „Bist du vielleicht selbst der Messias? Der Hochgesalbte?“
Den Täufer durchzuckt es. Sein Auge wird im Mondlicht schreckhaft groß. „Ich bin es nicht“, würgt er hervor.
.„Bist du Elias?“
„Nein.“
„Einer der andern Propheten?“
„Ein Rufer in der Wüste bin ich.“
„Warum rufst du nicht in Jerusalem, sondern in dieser Wüste von Bethabara?“
„Die Wüste, in der ich rufe, ist nur das Abbild eurer Wüste des Geistes und der Sinne. Dornen und Gestein, Gewürm und Greueltiere züchtet ihr in eurer Wüste heran. Reißt nieder den Moloch in euren Herzen.“
Judas wird drängender und dreister. „Es soll doch Elias zuvor kommen, ehe der Gesalbte kommt.“
„In mir ist Elias der Leibhaftige nicht“, wehrt sich der Täufer.
„Also der geistige?“
„Das weiß nur Gott.“
Judas ist damit nicht zufrieden. „Der Messias soll doch, so sagt es die Überlieferung, von Millionen Engeln begleitet niedersteigen vom Himmel und im Tempel Jerusalems den allerheiligsten Sitz einnehmen. Er wird die Mächtigen der Erde verjagen und sein Volk Israel von allem Leid erlösen.“
„Also wird es sein, das glaube nur.“ Aber es klingt wie Hohn von des Täufers Lippen. „Oh Mensch, du bist mit pharaonischer Blindheit geschlagen, und du wirst es dem nicht danken, der dir die Augen öffnet. Wasche den Mohren in dir weiß, dann rede zu mir.“
Da zieht sich Judas wie ein getretener Wurm hinter Magdalena zurück, die mit hilfesuchendem Blick ganz verwirrt nach dem Propheten starrt, denn ihr Herz hat sich den Worten seines Mundes geöffnet. Dieser Nasiräer, dessen Haupt noch keine Schere berührt hat, mit seiner dämonischen Wesenheit und seinen flammenden, wuchtig niederfahrenden Rutenstreichen ängstigt ihr sündengeblähtes Herz und wühlt es auf, und ihr Wille, aus seiner Rede Trost zu schöpfen, bricht unter dem Ansturm seines Donners kläglich zusammen. Aber nun ärgert sie sich auch über Judas, dessen breite Wissbegierde und Nörgelei den Prophetenzorn herausgefordert hat.
Judas schleicht sich an einen Pharisäer heran, dessen grämlich verzogenes Gesicht aus dem langen blaugesäumten Mantel hervorlugt. „Heda – Freund – was hältst du von dem Propheten?“, fragt er ihn.
Der Chaber kräuselt die Lippen. „Er ist ein Schwärmer und daher von vornherein vom Tempel verdammt. Aber man darf das nicht laut sagen. Wir wollen keine Wiedergeburt des Prophetentums. Wenn das Volk an ihn noch länger glaubt, können er und seinesgleichen dem Tempel gefährlich werden. Es wird gut sein, wenn man mit Herodes Antipas über ihn spricht.“
Judas nickt bedächtig. „Ja, ja, der Mann stellt sich außerhalb der Tatsachen. Die Welt rollt abseits von ihm weiter. Täufer, Täufer, mich dünkt, du redest dich um deinen Mähnenschädel. Bezahle lieber dem Tempel deinen Obolus und blase in sein Horn. Oder hoffst du heimlich, von den Templern ein Schweigegeld zu bekommen? Vielleicht ist auch das ein Geschäft, das sich sehen lassen kann.“
Der Pharisäer lächelt dem Spekulanten zu und erhebt sich. Auf die Frage des Judas, wohin er gehe, weicht er vorsichtig aus. „Meinen Weg“, sagt er leise, aber betont. Da ahnt der Töpfer, dass Johannes von diesem Blaumantel in Jerusalem beim Synedrium tüchtig angekreidet werden dürfte.
Beim Täuferdach entsteht Bewegung. Der Prophet lehnt ermattet an der Schulter des Andreas Jona, zwei andere Jünger kühlen sein Haupt mit nassen Tüchern. Philippus steigt auf den Predigtstein: „Hört, ihr Männer und Frauen! Johannes, der Mann Gottes, ist müde geworden, er bedarf des Schlafes. Er wird morgen mit Sonnenaufgang wieder zu euch sprechen.“
Das Wort kommt dem Volk gelegen. Es ist selbst müde geredet und verlangt auch nach leiblicher Stärkung. Man kuschelt sich unter den Zelten in Decken ein.
Es sind auch griechische Hetären aus Tiberias und jüdische Dirnen aus Jerusalem mit ihren Beschützern im Lager. Sie haben den Hagel, der aus Johannes’ Mund auf sie niederging, mit vorübergehenden Schauern ertragen. Nun lächeln sie sich wieder über die ausgestandene Angst hinweg und vergessen in buhlendem Gezwitscher das augenblickliche Erleben. Angefressen vom Geist des Lasters, mit dem Teufel als Weggenossen, werfen sie sich in die Arme der Buhler. Unter Sklavenhänden richten sie ihre wollustatmenden Körper zu neuen Sünden zurecht.
An ihnen vorbei schreitet nun Jesus nach dem Ausgang des Lagers. Er streckt sich, tief in der Seele bewegt, abseits der Menge ins karge Gras und durchsinnt noch lange die Kraftquellen, die von den Lippen des Johannes entsprungen waren. Allmählich verebbt der Lagerlärm um ihn. Hundegekläff stößt ab und zu schrill durch die Nacht. Den Nazarener dürstet, er erhebt sich mit seinem Reisesack und entfernt sich noch mehr von dem lichtüberfluteten Wüstenlager. Unter einem Felsenabhang wächst das Lokustakraut. Jesus pflückt eine Handvoll der Blätter und netzt seinen Gaumen an dem bittersüßen Saft. Dann trinkt er von dem Felsenquell, der aus dem erkalteten, mondbeschienenen Gestein tropft. Über ihm leuchtet die Wüstennacht, der Demantschein der Sterne entzündet auch sein Herz und bringt es in herzinnige Berührung mit dem Geist der Allmacht, der sich ihm in der Größe der flimmernden Fernwelt offenbart. Er versenkt sich in das göttliche Sein, und ahnungsfrohe Schauer durchrieseln ihn. Er kann seinen Gefühlen keinen Namen geben und ist auch nicht gewillt, sie zu zergliedern. In einem unsäglich süßen Ein- und Ausatmen bescheidet sich sein zu Gott hindrängender Geist, der das Ausströmen der Gnade aus den lichterfüllten Höhen beinahe körperlich erfühlt.
Dann kehrt sein Gedanke wieder zu Johannes zurück. So wie dieser kamen einst Propheten zu dem Volk und schrien ihr Wehe! in die Herzen. Aber sie wandelten sich nicht unter dem Verzweiflungsschrei der Gottgesandten. Städte stürzten zusammen, Berge erbebten, Weiber und Kinder lagen hilferufend auf den Knien, aber das Wort der Propheten verhallte an den tauben Herzen. Elias hob die Kraft der Erde auf, doch Juda glaubte nicht an ihn. Und auch Johannes spricht nur zu seinem Volk, nicht zu den Menschen. Und so sehr sie nach seinen Worten dürsten, so trinken sie sie doch nicht.
Jesus schauert zusammen. Johannes, – das fühlt er nun deutlich – kommt als Bußrufer und Züchtiger zu dem Volk der Juden, aber nicht als Tröster zu den Menschen der Erde. Er spricht von Gott, aber er lebt nicht Gott. Nur durch das Leben und die Liebe aus Gott ist die Umkehr möglich. Dennoch muss er, Jesus, ihm ein Zeichen geben. Durch Johannes führt sein Leben zu den Menschen.
Bei dieser Erkenntnis beginnt sein Blut zu sieden. Das bleiche Blau der Mondnacht liegt fahl auf seinem erregten Antlitz.