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Eduard Burton an William Lovell


Bondly.


Ich freue mich innig, daß Du heitrer bist, komm bald nach Bondly, und ich will noch einige frohe Tage mit Dir genießen. Dann wirst Du mir entrissen, um jenen Traum als Wirklichkeit zu begrüßen, den wir so oft miteinander geträumt haben; Natur und Kunst, Menschen und herrliche Städte empfangen Dich und nur meine herzlichsten Wünsche, meine Gebete können Dich begleiten.


Ja könnt ich selbst Dein Begleiter sein! Aber ich habe diese, einst meine liebste Hoffnung, schon seit lange aufgegeben; mein Vater würde die Zeit, die ich auf diese Art anwendete, für verloren ansehn, und abtrotzen möchte ich ihm seine Einwilligung nicht. Er haßt die Begeisterung, mit der ich zuweilen von den Heroen des Altertums, oder der Göttlichkeit eines Künstlers spreche, er sieht mit Verachtung auf diese kindischen Aufwallungen des Bluts hinab, wie er jeden Enthusiasmus nennt; an die hohen Gefühle der Freundschaft glaubt er nicht, alles, was in Dir so gut und heftig ist, belächelt er, und prophezeit aus seinem Unglauben, daß wir uns niemals verstehn und unsre sogenannte Freundschaft nur betrübt für uns beide endigen könne. Er liebt Menschen, die sich nie aus den Gegenständen, von denen sie umgeben werden, verlieren können, er spottet über alles, was man Erhabenheit der Gedanken und Gefühle nennt. Es gibt vielleicht wenig Menschen, welche die Vorurteile und Begriffe der Konvention so tief in ihr ganzes Dasein haben verwachsen lassen. – Ist dies Menschenkenntnis, die aus ihm spricht, o so beneide ich sie ihm nicht, doch muß er sie teuer erkauft haben, da er sie für so richtig hält – Aber wir glauben so oft einen Blick in die Seele anderer getan zu haben, wenn wir bloß das Flüstern unsers eignen Geistes vernommen hatten.


Er verzeihe mir die Bitterkeit, die zuweilen und itzt eben in mir aufsteigt, aber ich muß zu oft von seiner Kälte leiden. Er ist älter als ich, er kann oft betrogen sein, die schönsten Gefühle sind vielleicht an ihm meineidig geworden, er hat wohl mit Mühe alles aus seinem Busen vertilgt, was ehemals so schön und herrlich blühte; aber er soll nicht verlangen, daß ich seinen Erfahrungen ungeprüft glaube, oder wenn ich sie bestätigt finde, daß ich darum ein Hartherziger werde und den Glauben an jeden harmonischen Klang verliere, weil alle Tangenten, die ich anschlage, auf zersprungene Saiten treffen – nein, er soll in mir einen Sohn erziehen, der einst die Schuld bezahlt, die er mir zum Erbteile läßt – es tut mir weh, denn er ist mein Vater – aber glaube mir, William, ich werde manchen Armen zu trösten und mancher Waise zu erstatten haben.


Zu Dir und zu niemand anders darf ich also sprechen. – Wie beneid ich Dich Glücklichen! Du gehst Raffaels und Michelangelos Gebilden entgegen, allen großen Erinnerungen aus der Geschichte – indes ich eingekerkert hier in Bondly sitze.


William Lovell

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