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Der alte Willy an seinen Bruder Thomas, Gärtner in Waterhall


Bondly.


So wie ich's vernommen, so hält sich ja jetzt mein lieber junger Herr auf Deinem Gute auf. Bewirte ihn recht ordentlich und ich will es ansehen, als wäre es dem alten Willy geschehn. Er ist also, wie gesagt, entweder schon da, oder er wird noch hinkommen, zu Pferde saß er wenigstens schon vorgestern, und das so hübsch und geschickt, als nur ein Mensch in den drei Königreichen zu Pferde sitzen kann, der ein Frauenzimmer begleiten will, das in einer Chaise nach London fuhr. Wie gesagt, Fräulein Malchen ist vorgestern also auch abgereist. So wird's nun nach und nach bei uns leer, aber der lustige Herr Wilmont ist gestern schon mit seinem Schimmel zurückgekommen, er war ordentlich etwas müde und hatte nebenher ein Eisen verloren.


Der alte Toby hier im Dorfe ist nun endlich wirklich gestorben, von dem wir es immer schon vor 20 Jahren zusammen prophezeiten, und ich dachte dabei an Dich, guter Tom, denn Du bist fast ebenso alt, als er nun gewesen ist – aber ich hoffe, Gott wird Dir noch einmal einen kleinen Vorschuß tun, wie vor zehn Jahren, als Du die große Krankheit hattest und ich immer des Nachts so viel für Dich beten mußte. Dafür rechne ich nun aber auch auf Dich, was das Beten anbetrifft, vollends da ich nun bald in fremde Länder komme, wo man meine Sprache nicht mehr versteht.


Ja, lieber Tom, Du kannst Dich immer wundern, ging es mir doch um kein Haar besser und ich hatt es doch schon vorher gewußt. – Ich soll mit meinen alten Augen noch fremde Länder sehn – Italien, Frankreich – je nun, wenn's nur nicht in die Türkei geht, solange ich noch Religionsverwandte antreffe, denk ich immer noch unter guten Freunden zu sein, wo aber die Türken angehn, da ist es mit der Freundschaft aus, denn wer nicht meinen Gott liebt, der kann auch mich nicht lieben; sie sollen apart einen Gott ganz für sich haben, und des Brot ich esse, des Lied ich singe.


Wenn ich aber meinen lieben Bruder nicht wiedersehn sollte? Denn der Herr William sprach da so etwas von ein paar Jahren, die die Reise kosten würde (das Geld abgerechnet); ja, wollt ich nur sagen, wenn ich nun so wiederkäme und hätte die ganze Welt gesehn, was hälf es mir, wenn ich meinen Bruder Tom nicht mehr sehen könnte? – Mir war schon immer, als säh ich ein schwarzes Kreuz auf einem grünen Hügelchen da in der Ecke des Kirchhofs stehn, wo der große Nußbaum gewachsen ist, und Deinen Namen, Thomas, mit großen Buchstaben darauf, so recht als mir zur Kränkung; oh, lieber Bruder, ich würde lieber wünschen, mit Dir hinterm Ofen gesessen zu haben, um uns von Krieg und Frieden und vom Schottischen Kriege zu erzählen. Darum besuche mich. Ich hätte gestern fast geweint, und das schickt sich doch nicht, Thomas, für so einen alten Mann.


Vom Gelde sprich nicht wieder. Du bist ja mein Bruder, wir sind ja alte Männer; könnt ich Dir mit aller meiner Armseligkeit noch Leben ankaufen, frage nicht, ob ich's täte. Komm nach Bondly, oder laß Dich herfahren, denn Deine Füße sind in dem Alter nicht mehr zum Gehn geboren. Das Geld ist Dein, Du bist lange krank gewesen, und mein Herr gibt mir immer mehr als ich brauche. – Wie kann ein Bruder dem andern etwas schuldig sein? Gott sind wir alles schuldig, und der behüte Dich deswegen.


Willy, Dein Bruder bis ewig.


William Lovell

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