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Der alte Lovell an seinen Sohn (Einlage des vorigen)


London.


Du hast lange nicht geschrieben, lieber William, und daraus schließe ich, daß es Dir noch immer in den Armen Deines Freundes und der schönen Natur gefalle. – Diese Jahre, in denen Du lebst, sind die Jahre des reizendsten Genusses, darum genieße, wenn Du auch etwas von dem vergessen solltest, was Du ehemals wußtest: wenn Dein Geist in der stillen Betrachtung der Natur und ihrer Schätze bereichert wird, so kannst Du gewisse Gedächtnissachen indes als ein Kapital irgendwo unterbringen, und Du bekömmst sie nachher mit reichen Zinsen zurück. Vielleicht wird dadurch auch Deine Gesundheit so sehr befestiget, daß Du nicht, wie ich, von tausend Unfällen zu leiden hast, und ungehindert alle Deine Kräfte in der glücklichsten Tätigkeit wirken können, wenn der Schwächere erst von tausend umgebenden Kleinigkeiten die Erlaubnis dazu erbitten muß.


Seit einigen Tagen bewohne ich ein Landbaus, ganz nahe bei London, dasselbe, von dem ich Dir schon mehrmals geschrieben habe, das ich vielleicht kaufen würde. – Meine Unpäßlichkeiten scheinen zurückgeblieben zu sein, ich halte die Luft hier in der Ebene für reiner und gesunder, als dort auf den Bergen. – Meine neuliche Krankheit hat mich aber wieder auf die Zerbrechlichkeit des Lebens aufmerksam gemacht; ich komme in ein Alter, in welchem man sich mehr von der Welt zurückzuziehen wünscht, und einen kleinen lieben Zirkel zu bilden, in dem ein jeder Gedanke und jedes Gefühl bekannt ist. Oh, lieber William, ich hab es mir so schön ausgemalt, was für ein Leben ich führen will, wenn Du nun als gebildeter Mann von Deinen Reisen zurückgekehrt sein wirst, wie mir dann meine letzten Tage in vollem, frohem, unbefangenem Genuß hinfließen sollen: ja ich will von allen Stürmen ausruhn, die so oft den Horizont meines Lebens trübten. Nur muß ich mich hüten, diesen Genuß zu weit hinauszuschieben, ich muß anfangen mit meinen Stunden zu sparen; ein Jahr ist schon eine große Summe für mich, welches der verschwendende, im Überflusse frohlockende Jüngling oft so gleichgültig vergeudet. Mein Haar wird grau, meine Kraft zerbricht, darum wünscht ich sehnlich, daß Du Deine Reise sobald als möglich antreten mögest, noch früher, als wir neulich ausgemacht hatten. Antworte mir doch hierauf sogleich, oder besuche uns lieber selbst. Für einen ältern Freund zu Deiner Begleitung will ich indessen Sorge tragen. – Lebe wohl, bis ich Dich wieder an mein Herz drücken kann.


Dein Vater, Walter Lovell.


William Lovell

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