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2.3.3 Vom objektiven Ereignis zur subjektiven Erfahrung

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Die obenstehende Übersicht über die psychoanalytische Begriffsinflation hat es bereits klar gemacht: die Definition des objektiven, einer Traumatisierung zugrundeliegenden Ereignisses gehört nicht zu den Stärken des psychoanalytischen Beitrags. Ohne zu verkennen, was – wenn auch erst seit nicht allzu langer Zeit – als Binsenwahrheit gelten kann, dass nämlich die Belastbarkeit der menschlichen Seele nicht im Unendlichen liegt4, zielt ihr Instrumentarium auf die subjektive Erlebensseite. Nach Nijdam und Wittmann (2015) ist es in der klinischen Situation ratsam, sich nicht von der überwältigend traumatischen Natur eines Ereignisses verführen zu lassen. Stattdessen bleibt es notwendig, mit PatientInnen zusammen eine detaillierte Analyse der Bedeutung des Ereignisses zu entwickeln. Nehmen wir das Ereignis einer Vergewaltigung: für eine Person mag das Unerträgliche der Erfahrung im eigentlichen Akt der aggressiv-sexuellen Überwältigung und der dabei empfundenen Hilflosigkeit, Unterwerfung und Demütigung oder Schmerzen liegen. Für eine andere Person mag die unterlassene Hilfe eines zufälligen Zeugen oder gar einer nahestehenden Person im Zentrum stehen. Die traumatisierende Eigenschaft erhält die Erfahrung also weniger aus dem Ereignis selbst als aus seiner Beziehung zu früheren Lebenserfahrungen, aktuellen Lebensthemen, oder persönlichen Werten. In diesem Sinne spricht Mitscherlich (1954, S. 565) von der Notwendigkeit, »das Trauma seiner falschen Objektivität zu entkleiden«. Der Verzicht auf die Inklusion normativer oder allgemein belastender Lebensereignisse erscheint dennoch dringend ratsam, wenn das psychoanalytische Traumakonzept nicht in Beliebigkeit und Bedeutungslosigkeit münden soll. Wie angeführt (Fonagy & Bateman, 2008) ergibt sich so die Möglichkeit, die Interaktion traumatischer Ereignisse mit sonstigen widrigen Lebensumständen und Erfahrungen zu betrachten und in ein traumatisches Prozessmodell zu integrieren.

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