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Zusammenfassung

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Für ein psychoanalytisches Traumakonzept sind bis hierhin die folgenden Annahmen zentral:

• Trauma ist kein objektives Ereignis, sondern eine subjektive Erfahrung

• Die unmittelbare Reaktion ist gekennzeichnet durch Hilflosigkeit, Zusammenbruch der Abwehr und Regression.

• Zentraler Wirkort der traumatischen Erfahrung sind Persönlichkeitsstrukturen mit Funktionen wie Abwehr oder Repräsentanzen von Objektbeziehungen.

• Mit der Beschädigung der Welt der inneren guten Objekte geht eine Einschränkung der Symbolisierungsfähigkeit und Integrierbarkeit der traumatischen Erfahrung einher

• Trauma impliziert einen nicht abschließbaren sozialen Prozess.

• Aufrechterhaltender Faktor ist die aus einer Perspektive der Zwei-Personen-Psychologie zu verstehende Vermeidung. Diese verhindert das für Durcharbeiten und Integrieren der traumatischen Erfahrung notwendige Erleben und Ausdrücken des eigenen kognitiv-emotionalen Zustands.

Im Vergleich der angeführten Konzepte fallen etliche Gemeinsamkeiten, aber auch wesentliche Unterschiede auf. Deutlich ist beispielsweise der Kontrast zwischen dem Stellenwert eines objektiven Ereigniskriteriums im DSM-V und der Betonung der subjektiven Erfahrung durch psychoanalytische AutorInnen. Kognitive wie psychoanalytische Ansätze messen unmittelbaren Erfahrungen wie der Empfindung einer mentalen Niederlage (Ehlers et al., 2000) oder Hilflosigkeit und Überwältigung (Fischer & Riedesser, 2009) eine wichtige Rolle bei. Sowohl die erwähnten kognitiv-behavioralen als auch die psychoanalytischen Modelle nehmen die sich einer Integration verweigernde Speicherung oder Repräsentation der traumatischen Erinnerungen wahr. Während die erstgenannten Modelle hierin eine zentrale Ursache und in der PTBS damit eine Gedächtnisstörung erkennen, erscheint dies aus psychoanalytischer Perspektive mechanisch (Bohleber, 2007). So messen denn die einen TheoretikerInnen peritraumatischen Aspekten wie Aufmerksamkeitseinengung oder neurokognitiven Dysfunktionen zentralen Erklärungswert bei, während die anderen auf biografische Bedeutungszusammenhänge verweisen und die Interaktion mit inneren Objektbeziehungen anführen. Natürlich erkennen auch die kognitiven Ansätze die Rolle von Bedeutungszusammenhängen an. Mit der Fokussierung auf Bedrohungsbewertungen oder maladaptive Interpretationen ist hier jedoch eine starke Einschränkung des Bedeutungskonzepts im Vergleich zu psychoanalytischen Ansätzen festzustellen. Hinter den von kognitiven Ansätzen beschriebenen vorbestehenden Überzeugungssystemen stände aus psychoanalytischer Sicht die Wirkung der inneren Objektbeziehungsrepräsentanzen. Die interpersonellen Implikationen fallen aber wieder sehr unterschiedlich aus, was sich gut im Kontrast der hier geforderten Zwei- vs. Ein-Personen-Psychologie abbilden lässt. Ein weiterer Unterschied ist die Art der empirischen Verankerung der Konzepte. Während sich die kognitiv-behavioralen Ansätze in der psychiatrisch-psychologischen und neurokognitiven Forschung verankern, argumentieren viele psychoanalytische Autoren klinisch. Sicherlich ist Fernando (2012, S. 1070) uneingeschränkt zuzustimmen, wenn er feststellt: »Es wartet eine Welt von Phänomenen darauf, erforscht zu werden. Natürlich haben schon viele analytische und nichtanalytische Autoren eben dies getan.« Wenn er aber das Verhältnis von konzeptuellem und empirischem Reichtum solcherart beurteilt, dass die »Hauptschwierigkeit, die einer weiterreichenden Erkundung im Weg steht, […] nicht ein Mangel an Daten, sondern ein Mangel an konzeptueller Klarheit« ist, dann erscheint diese Schlussfolgerung in Bezug auf psychoanalytische Beiträge zumindest fraglich zu sein. Entsprechend bemüht sich das folgende Kapitel um eine tour d’horizon zu empirischen Daten der psychotraumatologischen Grundlagenforschung.

Trauma

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