Читать книгу Ludwig van Beethoven: Ich lebe nur in meinen Noten - Людвиг ван Бетховен - Страница 19
An denselben.
ОглавлениеWien am 22. April 1801.
Sie haben Ursache über mich zu klagen und das nicht wenig. Meine Entschuldigung besteht darin daß ich krank war und dabei noch obendrein sehr viel zu thun hatte, so daß es mir kaum möglich war auch nur darauf zu denken was ich Ihnen zu schicken hatte, dabei ist es vielleicht das einzige Geniemäßige was an mir ist, daß meine Sachen sich nicht immer in der besten Ordnung befinden und doch niemand im Stande ist als ich selbst da zu helfen. So z. B. war zu dem Concerte in der Partitur die Clavierstimme meiner Gewohnheit nach nicht geschrieben und ich schrieb sie erst jetzt, daher Sie dieselbe wegen Beschleunigung von meiner eigenen nicht gar zu lesbaren Handschrift erhalten.
Um so viel als möglich die Werke in der gehörigen Ordnung folgen zu lassen merke ich Ihnen an daß Sie
auf die Solosonate | Op. 22 |
auf die Symphonie | Op. 21 |
auf das Septett | Op. 20 |
auf das Concert | Op. 19 |
setzen mögen lassen. Die Titeln werde ich Ihnen nächstens nach schicken.
Auf die Johann Sebastian Bach’schen Werke setzen Sie mich als Pränumerant an sowie auch den Fürsten Lichnowsky. Die Übersetzung der Mozartischen Sonaten in Quartetten wird Ihnen Ehre machen und auch gewiß einträglich sein; ich wünschte selbst hier bei solchen Gelegenheiten mehr beitragen zu können, aber ich bin ein unordentlicher Mensch und vergesse bei meinem besten Willen auch Alles, doch habe ich schon hier und da davon gesprochen und finde überall die beste Neigung dazu. Es wäre recht hübsch wenn der Herr Bruder auch nebst dem daß Sie das Septett so herausgeben, dasselbe auch für Flöte z. B. als Quintett arrangirten, dadurch würde den Flötenliebhabern die mich schon darum angegangen, geholfen und sie würden darin wie die Insecten herumschwärmen und davon speisen. – Von mir noch etwas zu sagen so habe ich ein Ballet gemacht wobei aber der Balletmeister seine Sache nicht ganz zum Besten gemacht. – Der F … von L. hat uns auch mit einem Producte beschenkt das den Ideen die uns die Zeitungen von seinem Genie gaben, nicht entspricht; wieder ein neuer Beweis für die Zeitungen. Der F … scheint sich Herrn M … beim Kasperle zum Ideale gemacht zu haben, doch – ohne sogar ihn – zu erreichen. – Das sind die schönen Aussichten unter denen wir arme Hiesigen gleich empor keimen sollen.
Mein lieber Bruder eilen Sie nun recht die Werke zum Angesicht der Welt zu bringen und schreiben Sie mir bald etwas damit ich wisse ob ich durch meine Versäumniß nicht Ihr ferneres Zutrauen verloren habe.
Ihrem Associe Kühnel alles Schöne und Gute. In Zukunft soll alles prompt und fertig gleich folgen. Und hiermit gehaben Sie sich wohl und behalten Sie lieb
Ihren Freund und Bruder
Beethoven.