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Digitale Technologien als Motor für den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt

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Sieht man sich einige der wichtigsten Kennzahlen des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts (BIP, Armut, Lebenserwartung, Alphabetisierung) genauer an, werden die positiven Auswirkungen digitaler Technologien auf ganzer Linie deutlich. Es gibt noch keinen Konsens darüber, wie die Effekte der Digitalwirtschaft auf das BIP gemessen werden sollen. Die Branche wirft einerseits kostenlos unzählige digitale Produkte auf den Markt und andererseits gibt es noch keine klare Definition für den Begriff »Digitalwirtschaft«. Dennoch schätzte die OECD1, dass 4,5 Prozent der gesamten Wertschöpfung in den OECD‐Ländern im Jahr 2015 auf den Sektor Informations‐ und Kommunikationstechnologie zurückzuführen seien. Auch der Zugang zu Breitband‐Internet ist ganz klar eine treibende Kraft für die wirtschaftliche Entwicklung. Die Weltbank schätzt, dass ein Anstieg der Abdeckung mit Festnetz‐Breitband um 10 Prozentpunkte zu einem Anstieg des Pro‐Kopf‐BIP in den Entwicklungsländern2 um 1,35 Prozent und in den Industrieländern um 1,19 Prozent führen würde.

Digitale Innovationen verbessern den Lebensstandard von Millionen von Menschen dank größerer Effizienz und niedrigerer Kosten in allen Industriezweigen, angefangen bei der Landwirtschaft und dem Transportwesen. Von optimierter Bewässerung über den reduzierten Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln bis hin zu einem effizienteren Management der landwirtschaftlichen Lieferkette gibt es weltweit unzählige Beispiele für Technologien, die das Leben der Menschen verbessern. Mobile Supercomputer in unseren Taschen verbinden uns mit Menschen praktisch überall auf der Welt, spielen »unsere« Musik und sind Nachschlagewerke für sämtliche Fakten. Smart Homes, ausgerüstet mit persönlichen digitalen Assistenten, die während der Benutzung unsere Interessen erlernen, erlauben eine bessere Sicherheitsüberwachung, eine automatisierte Klimasteuerung und das Einkaufen mit wenigen Sprachbefehlen. In unseren Wohnzimmern sind erweiterte und virtuelle Realitäten abrufbar und bieten neue Dimensionen der Unterhaltung und Bildung. In Fast‐Food‐Restaurants wird mittlerweile Fleisch auf pflanzlicher Basis serviert. Drohnen und Mini‐Kameras revolutionieren die Videografie. Und haben Sie mitbekommen, dass für die Bekämpfung der COVID‐19‐Pandemie 3D‐Drucker3 auf der ganzen Welt dazu beigetragen haben, die notwendigen Teile und Produkte für Beatmungsgeräte sowie für Mund‐Nase‐Masken und Nasenabstriche herzustellen?

Digitale Technologien tragen auch zu einer besseren Gesundheitsversorgung und einer steigenden Lebenserwartung bei. Älter als 100 Jahre zu werden, wird für die meisten Kinder aus Industrie‐Staaten wahrscheinlich bis Ende des Jahrhunderts zur Norm. Das britische Office for National Statistics schätzt, dass im Jahr 2043 in Großbritannien voraussichtlich 20,8 Prozent der neugeborenen Jungen und 26,1 Prozent der neugeborenen Mädchen mindestens 100 Jahre4 alt werden. Dank digitaler Technologien werden wir ein längeres und auch gesünderes Leben haben, mit weniger Krankheiten und Altersbegleiterscheinungen. Von Alzheimer und Parkinson bis hin zu Krebs macht die Technologie Fortschritte in Richtung einer Zukunft, in der diese Krankheiten heilbar sein könnten.

Ähnliche Forschungsfelder, die sich durch schnellere Verfügbarkeit von Arzneimitteln eine schnellere Heilung versprechen, erleben dank künstlicher Intelligenz erstaunliche Durchbrüche. Im Februar 2020 gab ein Forscherteam bekannt, dass im Rahmen ihres KI‐Programms ein Wirkstoffmolekül erfunden wurde, das für den Einsatz in Humanstudien zugelassen wurde – eine Premiere im Bereich des Maschinellen Lernens. Normalerweise dauert die Entwicklung eines Medikaments etwa fünf Jahre, oft auch länger, bis es für Versuche am Menschen zugelassen wird. Bei dem von der KI entwickelten Medikament waren dies gerade einmal 12 Monate.5

Die durch COVID‐19 erforderlichen Abstandsregeln im sozialen Leben kurbeln telemedizinische Dienste im Alltag an. Lange vor der Pandemie ergänzten diese Dienste jedoch schon lokale Gesundheitsdienste in abgelegenen, ländlichen Gegenden. Die gemeinsame Nutzung von Daten und umfassende Metaanalysen beschleunigten den Informationsaustausch zwischen Gesundheitssystemen und Krankenhäusern. Mobile Software‐Anwendungen erlauben es sowohl Fachkräften im Gesundheitswesen als auch Patienten, sich regelmäßig per Fernzugriff anzumelden und den jeweiligen Zustand zu kontrollieren. Ein aus meiner Sicht besonders herzergreifendes Beispiel ist die gemeinnützige Organisation Living Goods: Sie hat Eltern und Mitarbeiter des Gesundheitswesens in verarmten, unter Ärztemangel leidenden Gebieten über Mobiltelefone mit digitalen Apps und Informationen ausgestattet. »Dank digitaler Technologie können Sie einen normalen Menschen dazu befähigen, eine Behandlung zu diagnostizieren und in den meisten Fällen auch durchzuführen, was unmittelbar zu einem Rückgang der Kindersterblichkeit führt«, sagte CEO Nicola Crosta von Impact46, einem Wegbereiter sozialer Innovationen. Nach nur drei Jahren konnte die gemeinnützige Organisation eine 27‐prozentige Reduzierung der Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren in Uganda nachweisen. Ebenfalls deutlich zurück gegangen war die Sterblichkeit von Säuglingen und Neugeborenen6 (unter einem Monat) – um 33 bzw. 27 Prozent.

Der Zugang zu scheinbar unbegrenzten Informationen, verfügbar für immer mehr Menschen, ist anders als alles, was die Menschheitsgeschichte bislang kannte. 2019 erreichten riesige offene Online‐Schulungen (MOOCs) mit mehr als 13 500 Kursen 110 Millionen Menschen. In diesen Zahlen ist China noch nicht einmal berücksichtigt, die größte Nation, in der mehr Menschen online sind als in jeder anderen.7 Von Tusome, einer von der kenianischen Regierung übernommenen Bildungsplattform in Kenia, profitierten landesweit8 über 6,5 Millionen Kindern in 23 000 von der Regierung betriebenen Grundschulen sowie 1500 Privatschulen. Die Bildungsplattform hat die Alphabetisierung vorangetrieben und den Einfluss guter Lehrer und Lehrmethoden vertieft und erweitert.9 MindSpark, ein Programm, das sich in Indien auf das MINT‐Lernen fokussiert, verbesserte die Leistungen der Schüler in Mathematik in nur fünf Monaten um 38 Prozent. Der Preis für das Programm beträgt hochgerechnet auf mehr als 1000 Schulen lediglich 2 US‐Dollar pro Jahr und Schüler.10

Und natürlich haben digitale Technologien den Arbeitsplatz in unzähligen Bereichen revolutioniert. Von Software zur Datenanalyse von Doping‐Mitteln bis hin zu Robotern, die Produkte herstellen und verpacken: Dramatische Effizienzsteigerungen machten Unternehmen wettbewerbsfähiger und profitabler.

Letztlich werden es auch digitale Technologien sein, die uns bei der Bewältigung der nächsten großen Herausforderung der Menschheit unterstützen werden: der Kampf gegen die Zerstörung unserer Umwelt und dem Klimawandel. Solar‐ und Windenergie produzieren Strom heute schon billiger als Kohle. Der gesamte Bereich der Klimainformatik, der permanent zu einem tieferen Verständnis für die kurz‐ und langfristigen Auswirkungen des Klimawandels führt, könnte ohne KI und die erforderlichen Werkzeuge zur Erfassung und Analyse immer komplexerer Klimadatensätze nicht existieren.


Abb. 1.1: Auswirkung technologischer Innovationen auf das tägliche Leben.

Quelle: Gallup, Statista, Deloitte, KPMG, ABA/Morning consult, eMarketer

Dies sind bemerkenswerte Errungenschaften, die Lob und Bewunderung verdienen. Und Tech‐Konzerne bekommen auch beides von uns, in überwältigendem Maße. Eine von The Verge durchgeführte Umfrage Ende 2019 ergab, dass die überwiegende Mehrheit der Verbraucher – rund 90 Prozent – Marken wie Amazon und Google positiv bewerten. Gleichzeitig glauben etwa 70 Prozent, dass diese Unternehmen nach wie vor einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben.11 Ich weiß genau, wie sich diese Menschen fühlen, denn auch ich gerate immer wieder über viele digitale Technologien ins Schwärmen.

Niedergetrampelt von Einhörnern

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