Читать книгу Hexenjunge - Maj Bylock - Страница 10
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ОглавлениеDie Nacht scheint kurz, wenn man müde ist. Ulv muss aufwachen. Sein Kopf schmerzt und das Heu sticht durch die Kleider. Zwei Hühner gackern und zerren neugierig an seinem Hemd.
Die Träume versinken.
Schlaftrunken setzt er sich auf. Wo ist er?
Dann erinnert er sich ... Es ist ja Markttag! Er jagt die Hühner beiseite und klopft Heu und Späne von sich ab. Im Haus wartet ein Topf mit heißer Mehlsuppe.
Als die Sonne über die Waldwipfel steigt, rattert der Karren weiter auf die Stadt zu.
Der hohe Kirchturm ist schon im Morgenlicht zu erkennen.
Kurz darauf sind sie am Ziel!
Ulv rutscht vom Wagen. Was für ein Lärm hier herrscht! Lachen und Rufen. Gewieher und Gebrüll. Gackern und Blöken.
Und dann die vielen Häuser! Dass es so viele Häuser an einem Ort geben kann!
Hoch über die Dächer ragt der Turm der Kirche. Er ist noch viel höher, als er sich vorgestellt hat. Ulv bricht sich fast den Hals, als er zu dem goldenen Hahn hinaufsehen will, der oben auf der Kirchturmspitze glitzert.
Doch plötzlich ...
Verzaubert blickt er direkt in ein Paar große, braune Augen. Fühlt ein Maul, weich wie Moos, an seiner Wange!
Das schöne Silberfohlen steht dort vor ihm. Das schöne Fohlen, das im Traum ihm gehört hat!
Vertrauensvoll schleicht er noch näher heran. Streichelt das weiche Fell. Oh, wenn das schöne Fohlen doch ihm gehören würde, auch in Wirklichkeit!
»UUUULLLV!«
Bengt ruft ihn.
»Steh nicht da und träume! Du musst mir mit den Tieren helfen.«
Der Handel verläuft gut. Schon bald sind alle Tiere verkauft. Bengt hat mehr Geld dafür bekommen, als er zu hoffen gewagt hatte.
Erst will ich mir im Wirtshaus einen Krug Bier gönnen, denkt er zufrieden. Und dann freue ich mich darauf, dem Jungen die Stadt zu zeigen. Doch wir müssen auch die Besorgungen erledigen. Zuallererst Salz, dann den Topf und den Kleiderstoff.
Am meisten aber denkt Bengt doch an die Geige, die er kaufen möchte. Er will sich genügend Zeit zum Aussuchen nehmen und sie richtig ausprobieren. Unruhig presst er die Münzen in seiner Tasche. Hoffentlich reichen sie! Er darf nicht zu viel Bier trinken.
Rasch bahnt er sich einen Weg über den Markt. Ulv stolpert widerstrebend hinterher. Der Markt lockt ihn nicht länger. Er wäre lieber bei dem Fohlen geblieben.
Nicht einmal die Alte kümmert ihn, die Honigzeug verkauft. Und nicht der zahme Bär, der dort gehorsam vor dem Stock des Bärenbändigers tanzt.
Bengt bemerkt nichts von alledem. Er lässt sich im Wirtshaus nieder und bekommt seinen Krug Bier. Und noch einen. Ist ein wenig berauscht und wird schläfrig. Kurz darauf schnarcht er, den Kopf an die Wand gelehnt.
Da ...
Flink schleicht sich Ulv davon. Er vergisst seine Angst vor all dem Neuen. Geschmeidig wie ein Wiesel huscht er zwischen seidengekleideten Damen und Herren in Lacklederschuhen und Hut hindurch.
Eine zu Tode erschrockene Gans flattert kreischend vor seinen Füßen auf. Er stolpert. Kippt einen Korb mit goldgelben Äpfeln um, die nach allen Seiten rollen. Dann fällt er über einen Stoß Birkenholz, landet aber weich im Bettstroh des Alten, der es zum Verkauf anbietet.
Benommen setzt er sich auf.
Wo ist er?
Hat er sich verirrt? Die Häuser hoch über ihm sehen so gleich aus. Die Straßen erstrecken sich in alle Richtungen. Welchen Weg sind Vater und er gekommen? Es ist so viel schwieriger, sich hier zurechtzufinden, als daheim im Wald.
Da entdeckt Ulv die Alte mit dem Zuckerzeug. Und dort ist der Tanzbär! Dann ist er richtig gelaufen.
Jetzt sieht er den Kirchhahn, der von der Turmspitze herunterguckt. An der Kirche sind Vater und er vorbeigegangen, daran erinnert er sich.
Ja, dort! Endlich! Da hinten steht eine Reihe Wagen. Dort müssen sie ihren auch abgestellt haben.
Aber das Fohlen kann Ulv nicht entdecken. Stand es nicht hinter einem leuchtend grünen Karren? Er eilt umher und sucht. Es gibt so viele grüne Wagen hier.
Da hört er das Fohlen wiehern. Es scharrt mit den Hufen. Als hätte es ihn wiedererkannt und gerufen!
Gleich steht er neben ihm und schlingt die Arme um seinen silbergrauen Hals. Er flüstert: »Jetzt wollen wir uns nie mehr trennen.«
Er holt einen Eimer Wasser und gibt dem Fohlen zu trinken.
Da kommt der Bauer, dem das Fohlen gehört. Ulv sagt, dass er es kaufen will.
»Hast du so viel Geld?«, fragt der Bauer.
»Nein, ich nicht, aber Vater. Wenn Vater nicht bezahlen will, werde ich Knecht bei dir«, sagt Ulv bestimmt. »Denn das Fohlen lasse ich nie mehr allein.«
Der Bauer lacht und gibt ihm die Hand darauf. »Abgemacht!«
Erst da erinnert sich Ulv ...
Wie lange ist es her, dass er vom Wirtshaus weggelaufen ist? Die Sonne steht schon hoch am Himmel.