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Bengt tritt plötzlich aus dem Wald. Und um seine Stiefel springt Ville, das Hündchen, das sonst immer so gut auf den Jungen aufpasst. Wäre es daheim gewesen, hätte es den Kleinen niemals zum Fluss tapsen lassen!

Doch ausgerechnet heute hat Bengt Ville mit auf die Jagd genommen.

Der Junge windet sich aus ihren Armen und läuft geradewegs auf Bengt zu, der ihn hoch in die Luft hebt.

»Wauwau! Wauwau sehen!«, brabbelt der Junge.

Bengt lacht und glaubt, er meine Ville. Und er trägt ihn zum Haus hinauf. Anneli schweigt, und sie ist froh, dass der Junge noch nicht mehr sagen kann. Der Wolf ist ihr Geheimnis.

Sie wirft rasch einen Blick in die Jagdtasche, doch sie ist leer, obwohl er den ganzen Tag fort gewesen ist. Nein, nicht leer! Sie bemerkt seine Geige und den Bogen.

Dann hat er irgendwo gesessen und gespielt. Hat die Jagd vergessen ... Ein Träumer ist er!

Schon längst hätten die Äcker gepflügt sein müssen. Doch er hat noch nicht einmal begonnen. Kommt die Saat zu spät in den Boden, kann das Korn nicht reifen, ehe es Herbst wird und der Frost es packt.

Mein Gartenland muss warten, denkt sie. Wir müssen morgen den Jungen mit aufs Feld nehmen und das Pflügen gemeinsam erledigen.

Anneli gießt Wasser in den großen Kochtopf auf dem Herd. Das Feuer ist erloschen!

Gertrud hat den ganzen Tag im Haus gesessen. Sie hätte doch die Glut bewachen können, denkt Anneli enttäuscht.

Doch die Alte murmelt so leise, dass nur Anneli es hören kann: »Wenn du hier auf dem Hof Bäuerin werden willst, musst du schon sehen, dass du dich nützlich machst.«

Schon bald kocht das Wasser. Rasch quirlt Anneli Hafermehl hinein und rührt mit einer entrindeten Tannenspitze im Topf. Fingergrütze ist schnell zubereitet und man braucht nicht viel zu rühren. Dass der Brei hart und klumpig wird, ist nur gut, wenn man ihn mit den Fingern essen will.

Der Speck brutzelt in der Pfanne und Spritzer zischen nach allen Seiten.

Anneli gießt das Fett über den Brei und stellt den Topf mitten auf den Tisch.

»Jetzt können wir essen!«

Ville liegt erwartungsvoll neben dem Platz des Jungen. Dort landet rasch der eine oder andere Leckerbissen auf dem Boden.

Als Nachspeise hat Anneli eine Schale mit süßer Milch gefüllt. Preiselbeermus hat sie keins gefunden.

Hier hat wohl im Herbst niemand Preiselbeeren gepflückt, denkt sie.

Aber Bengt ist dennoch zufrieden. Er reckt sich und schaut Anneli an. Wie er sie vermisst hat! Gertrud soll sie nicht wieder verjagen können.

»Pfingsten«, sagt er bestimmt, »wird hier Hochzeit gefeiert. Und der Junge muss getauft werden. Bengt Bengtsson soll er heißen, genau wie ich.«

Bengt Bengtsson, schnaubt Gertrud im Stillen. Wie kann er so sicher sein, dass das Hexenbalg seins ist?

Aber Anneli ist glücklich.

»Ja, das ist gut. Zwei Namen bekommt er von dir. Und einen von mir. Ulv werden wir ihn rufen.«

Ulv nennen die Menschen den männlichen Wolf, denkt sie. Wäre es ein Mädchen gewesen, hätte sie Ylva geheißen.

Am Abend, als Anneli vom Melken hereinkommt, steht Gertrud über den Jungen gebeugt. Sie erbleicht, als sie die Alte die blonden Locken zur Seite streichen sieht.

»Lass das!«

Sie weiß, die Alte sucht nach dem roten Mal, das Hexen auf der Stirn tragen. Doch die Haut des Jungen ist weiß und glatt. Ja, glatter als die Haut der Engel, die in der Kirche über dem Altar schweben.

Gertrud richtet sich auf und geht in den Stall hinaus. Dort nimmt sie einen Bottich mit Teer und malt mit entschiedenen Strichen ein Kreuz mitten über die Tür. Sie hofft, das christliche Zeichen werde den Hof gegen Hexerei und Teufelskünste schützen.

Im Abenddunkel sieht Anneli, wie Gertrud von Tür zu Tür geht, bis alle Türen des Hofes von einem Kreuz gekrönt werden.

Wenn Gertrud einen Waldkauz besessen hätte, den sie hätte an die Wand nageln können, wäre ihr erst richtig wohl gewesen. Denn gegen Waldkäuze kommt nichts an, nein, nicht einmal der Böse selbst.

Hexenjunge

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