Читать книгу Der Krieg im 20. und 21. Jahrhundert - Malte Riemann - Страница 13
1.3 Moderne Kriegsführung
ОглавлениеDieses Buch beschreibt Entwicklungen des modernen Krieges. Hierbei soll jedoch nicht der philosophischen Frage nachgegangen werden, was »modern« bedeutet oder die »Moderne« als Epoche ist. (siehe hierzu z. B. Habermas 1989; Walker 1993; Bauman 2005) Moderne Kriegsführung in diesem Buch bezieht sich auf Entwicklungen des Kriegsgeschehens seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Obwohl sich der Krieg, wie oben beschrieben, nicht oder nur schwer definieren lässt, so muss doch eine Abgrenzung zu früheren Kriegen erfolgen. Dennoch lassen sich beim modernen Krieg eigentümliche Prozesse identifizieren, die den modernen Krieg von vorherigen Kriegen unterscheidet. Der moderne Krieg ist das Produkt dreier eigenständiger, jedoch eng miteinander verbundener Prozesse und Veränderungen, welche bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen. Diese sind administrativer, technologischer und ideologischer Natur.
Der administrative Aspekt des modernen Krieges bezieht sich auf den Aufstieg des modernen Staates. Die Schaffung von Staatlichkeit und staatlichen Streitkräften führte zu klaren Unterscheidungen, die zuvor nicht existierten oder vage waren. Zu diesen gehören die Unterscheidung zwischen
1) öffentlich und privat (d. h. staatlich und nichtstaatlich);
2) intern (was innerhalb des klar definierten Staatsgebiets geschieht) und extern (außerhalb dieses Gebiets);
3) dem rechtmäßigen Waffenträger (Soldat) und dem unrechtmäßigen (Kriminellen);
4) der zivilen und militärischen Domäne.
Auf der technologischen Ebene ist zunächst die sich stetig erhöhende Feuerkraft seit dem 16. Jahrhundert hervorzuheben. Hinzukommt die durch technologische Entwicklungen möglich gewordene Erschließung weiterer Ebenen (z. B. unter Wasser und in der Luft) der Kriegsführung. Ein letzter Aspekt bezieht sich auf die Kommunikationstechnologie. Telegrafen, Telefone, Computer und andere Informationssysteme erhöhten die Mobilisierungsgeschwindigkeit, verbesserten die Gefechtssteuerung und kreierten eine, wenn auch umstrittene (Rid 2018), neue Domäne der Kriegsführung (Cyber). Die ideologische Komponente bezieht sich auf die vor allem durch die Französische Revolution (1789) beschleunigte Verbindung von Massenarmee und Nationalismus, welche den Weg in eine Totalisierung des Krieges ebnete.