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Kapitel 1

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John war ein 25 jähriger Mann, gut aussehend, muskulös und schlank. Er flirtete gerne und hatte es sehr leicht, Frauen zu erobern. Für feste Beziehungen war er nicht zu haben.

Dies lag hauptsächlich daran, dass er nicht sehr gerne arbeitete und mehr oder weniger von der Hand in den Mund lebte. Er verdiente sein Geld mit Gelegenheitsjobs. Hatte er mal etwas beiseite geschafft, dann faulenzte er und liess den lieben Gott einen guten Mann sein.

Er wohnte in einem kleinen Häuschen, welches seinen Eltern gehört hatte und in dem er aufgewachsen war. Das Haus war abbezahlt, so dass er mehr oder weniger kostenlos wohnen konnte.

John war Wollfetischist und er liess keine Gelegenheit aus, Frauen zu erobern, die Wollsachen trugen. In der kalten Jahreszeit ergaben sich viele Gelegenheiten. Doch sobald es wärmer wurde, liefen die Frauen wieder leichter gekleidet durch die Gegend und es mangelte John an entsprechendem ‚Wild’.

Es erregte ihn sexuell sehr, wenn er mit den Frauen schlafen konnte, wenn sie ihre Wollsachen auf der nackten Haut trugen, aber auch, wenn er ihre Wolle auf seiner Haut tragen konnte. Am meisten liebte er Mohairwolle. Doch auch anderen Wollarten war er nicht abgeneigt. Die Hauptsache war, dass sie auf der Haut kratzten.

Zuhause hatte er sich eine kleine Sammlung von schönen Wollstücken angelegt. Doch er wusste, dass es noch viel mehr schöne Sachen zu tragen gibt. Man muss nur dran kommen.

Er überlegte sich, wie er es denn schaffen könnte, an schöne Wollsachen zu kommen. In seiner Stadt gab es ein Quartier, in welchen ziemlich viele reiche Menschen wohnten. Dort sass er manchmal im Quartiercafé und studierte die Frauen, die dort ein- und ausgingen. Die meisten Frauen waren ab dreissig Jahre alt und stinkreich. Das sah man an den Kleidern und am Schmuck den sie trugen. Die Kleider waren keine Ware ab der Stange, sondern waren aus erlesenen Boutiquen oder handgestrickte Auftragsarbeiten.

Viele der Frauen trugen im Winter die schönsten und teuersten Wollsachen, die John je gesehen hatte. Er wusste, dass er sich solche Sachen niemals würde leisten können.

Da er langsam zum Stammgast in diesem Café mutierte, kannte man ihn mit der Zeit. So war es für ihn einfach, mit den Frauen, die ihn interessierten ins Gespräch zu kommen.

Eines Tages klagte ihm eine etwa 35 jährige Frau, die in einem schönen, roten Strickkleid aus Kaschmirwolle steckte, dass sie in die Ferien fahren wolle, aber niemanden hätte, der ihr den Briefkasten leeren und die Blumen giessen würde. John hatte die Frau schon öfters gesehen. Sie war hübsch, hatte braune, schulterlange Haare, braune Augen, einen Schmollmund und ziemlich viel Holz vor der Hütte. Ihr Parfum roch verführerisch. Sie trug immer sehr schöne Wollsachen und John hatte schon öfters überlegt, wie er der Dame näher kommen könnte.

Da hatte er einen Geistesblitz. „Ich bin Housesitter“, erklärte er der Frau.

„Housesitter? Was ist denn das?“, fragte die Dame.

„Nun“, begann John, „ein Housesitter ist ein Mensch, der auf ein Haus aufpasst. Er erledigt die Sachen, die vom Haus- oder Wohnungsbesitzer zu erledigen gewünscht werden, während er über längere Zeit abwesend ist. Das kann vom Briefkasten leeren, lüften, Tier versorgen, Pflanzen giessen, bis drin wohnen reichen. Je nachdem was gewünscht wird.“

„Das ist ja sehr interessant“, meinte die Dame. „Und Sie machen so was?“

John bejahte und erwähnte, dass er noch einen Slot frei hätte. Man wurde sich schnell über den Preis einig, denn die Dame hatte keine Ahnung, was so was kostet und so ging sie auf den etwas über den Markt üblichen Preis ein.

„Stellen Sie mir bitte einen Vertrag aus“, befahl die Dame „und kommen sie heute Nachmittag zu dieser Adresse, damit wir alles Weitere besprechen können.“ Sie legte ihre Visitenkarte auf den Tisch und verliess, nachdem sie beide Kaffees bezahlt hatte, das Lokal.

Der Housesitter

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