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6 Sirius

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Lacy

Ich zuckte kurz zusammen, als die Nadel in meine Haut drang. Ich hasste Spritzen … und saß im Behandlungszimmer meines persönlichen Arztes - so, wie die letzten Vergangenen 5 Tage zuvor auch schon. Für ihn war ich wohl ein höchst interessantes Versuchsobjekt. Jeden Tag wollte er mich untersuchen und gab mir meine tägliche Dosis von diesem Medikament, welches ich einnehmen musste. Immerhin half es tatsächlich. Ich fühlte mich nicht mehr, als würde ich sterben, sobald die Hälfte des Tages vorüber war. Einzig die Geburt bereitete mir sorgen. Allerdings hatten die Ärzte noch 8 Monate Zeit, sich darauf vorzubereiten. Es würde schon alles Glattgehen. Das musste es einfach! Ich war schwanger… Das war so unfassbar und aufregend zugleich.

Heute nahm mein Doc mir Blut ab. Es ärgerte mich, dass ich ihn nicht verstehen konnte. Das er mich nicht verstehen konnte. Ich wollte ihm so viele Fragen stellen. Es gab so vieles, was ich noch immer nicht verstand. Aber es war zwecklos. Das Einzige, was ich von ihm wusste, war sein Name: Arktur. Deneb hatte ihn zwar angewiesen, meine Sprache zu erlernen aber selbst bei diesem hochintelligenten Volk dauerte das ein paar Wochen. Ein paar Wochen! Wochen! Das war der Wahnsinn. Wir Menschen brauchten Jahre, bis wir uns in einer fremden Sprache wirklich fliesend unterhalten konnten. Wenn man nicht so wie Sheldon Cooper aus Big Bang war. Oh vielleicht stammte er auch von den Voids ab und die Macher dieser Serie wussten es nur noch nicht.

Selbst Deneb war in den letzten Tagen sehr beschäftigt gewesen. Es hatte gerade Mal für ein gemeinsames Frühstück, dem Sex danach und unserem Abendessen gereicht. Den restlichen Tag war ich auf mich allein gestellt. Wobei ... allein war falsch ausgedrückt. Ich hatte immer eine Dienerin im Zimmer und vor meiner Tür stand ein Wachmann, der mich auf Schritt und Tritt verfolgte, wenn ich im Stande war, das Zimmer zu verlassen. Jedoch war es mir untersagt, ohne Deneb oder Sarir den Palast zu verlassen. Auch durfte ich bestimmte Bereiche und Etagen nicht betreten. Was allerdings auch nur meine Neugierde weckte. Dieser Turm war so gigantisch, dass ich mich fragte, was sich hier alles noch befand. Man könnte meinen, ich würde mich Langweilen, aber das tat ich nicht. Deneb hatte mir einen eigenen Projektor geschenkt, mit dem ich jegliche Informationen bekam, die ich wollte. Die Bilder und Videos über Avior waren faszinierend und erstaunlich. Dass das alles wirklich real war, war mir unbegreiflich. Die Flora und Fauna erschien mir hier so einzigartig. Diese Menschen hatten alles, Technik, Verkehrsmittel, Häuser und einen gewissen Luxus. Dennoch lebten sie mit sich, untereinander und mit der Natur im Einklang. Ob wir Menschen das jemals schaffen würden? Mit der Hilfe der Voids bestimmt. Denn sie hatten eben einen entscheidenden Vorteil uns gegenüber: Ihre Intelligenz. Sie hatten Dinge erschaffen, die es ihnen ermöglichten, so zu leben. Wenn wir das auf die Erde übertragen würden, die Verkehrsmittel, die einzigartigen Häuser oder die Techniken zur Energiegewinnung oder der Nahrungsmittelerzeugung, dann würden auch wir von den Voids akzeptiert und ein Krieg wäre abgewandt. Dann konnten wir wieder so leben, wie bisher nur eben in neuartigen Gebäuden, anderen Verkehrsmitteln und neuen Jobs. Damit würde sich doch die Menschheit abfinden können? Oder nicht? Es war ja nun nichts Schlimmes, ein neues Haus zu bekommen, mit jeglichem Luxus. Viele - gerade die Armen, würden davon sogar profitieren.

Aber ein König zu sein, war eben auch keine leichte Sache. Deneb hatte Kritiker, er musste auf seinen Ruf achten und dafür sorgen, dass sein Volk ihn nicht hasste, nur, weil sie vieles über uns Menschen nicht wussten. Weil sie uns mit Argwohn entgegentraten. Ihre negative Meinung musste ich unbedingt bekehren. Allerdings ging mir Deneb aus dem Weg, sobald ich das Thema: Erde ansprach. Ich wollte wissen, was dort unten vor sich ging. Ich hatte Pläne und Vorstellungen, die ich gern mit ihm bereden wollte. Ich war guter Dinge, dass die Erde bald wieder für jeden ein schöner und friedlicher Ort sein würde.

Ganz in meinen Gedanken versunken verging diese Untersuchung schneller als gedacht.

Als ich aus dem Behandlungszimmer trat, wartete Deneb bereits auf mich. Komisch… Er hatte mich noch nie abgeholt. Er lehnte gelassen an der Wand gegenüber der Tür und musterte mich.

„Fertig?“, fragte er, woraufhin ich nickte. Mit weniger als drei Schritten war ich bei ihm. Legte meine Hände an seine Brust und lehnte meinen Kopf in den Nacken, um ihn ansehen zu können. Der Stoff seiner Uniform fühlte sich wie immer glatt und warm an. Seine Hände legten sich auf meinen Rücken.

„Hast du dein Mittel bekommen?“

„Natürlich. Es schmeckt noch immer widerlich.“

„Es soll ja auch nicht schmecken, sondern helfen.“

„Musst du immer so schrecklich ernst sein?“

„Nur bei Themen, die Ernst sind.“ Ich verdrehte die Augen und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann schob ich mich aus seinen Armen. „Schon vergessen, mein König? Keine Berührungen in der Öffentlichkeit.“

„Haute Scheiß ich auf die Regeln.“ Mit gespielt schockierter Miene, sah ich zu ihm auf. „Aber nicht doch. Haben sie etwa gerade etwas so Vulgäres gesagt?“ Mit einem schelmischen Lächeln zog er mich wieder an sich. Vergrub eine seiner Hände in meinem Nacken und küsste mich leidenschaftlich auf den Mund. „Aber wenn uns jemand sieht…“, neckte ich ihn weiter.

„Dann bin ich immer noch ihr verdammter König.“ Verschmitzt lächelnd gab er mir noch einen langen Kuss, bevor er meine Hand nahm und mich den Gang entlang führte.

„Ich muss mit dir reden“, eröffnete er mir, als wir den Fahrstuhl erreichten. Da war er nicht der Einzige.

„Worüber?“

„Wir werden schon bald zur Erde aufbrechen.“ Überrascht blieb ich stehen, obwohl die Türen aufsprangen.

„Was? Wieso? Und mit Wir, meinst du dich und mich?“

„Dich, mich und noch ein Haufen anderer. Du weißt doch, dass ich viele Angelegenheiten dort klären muss. Ich möchte der Menschheit zeigen, dass ich kein Tyrann bin. Ich möchte mich von einer anderen Seite zeigen. Von der Versöhnlichen. Du wirst mich begleiten.“

„Was denn? Um zu zeigen, dass du eine Menschenfrau als deine Geliebte hast?“ Er seufzte, legte mir eine Hand auf den Rücken und schob mich mit sich in den Fahrstuhl hinein.

„Nicht deshalb. Ich kann dich nicht hier lassen. Ich muss Sarir mitnehmen. Also wärst du hier ohne jeglichen Schutz. Und mein Vater und mein Bruder haben Macht. Nicht so viel wie ich aber sie haben Macht. Aus diesem Grund kann ich dich nicht hier lassen. Sarir ist der Einzige, dem ich dich für längere Zeit anvertrauen kann und wie gesagt, er muss mit mir kommen. Also wirst du mir folgen. Ich glaube sowieso nicht, dass ich für längere Zeit von dir getrennt sein kann.“ Er zwinkerte mir zu aber ... Das kam so wahnsinnig plötzlich. Seit Tagen drängte ich darauf, dass er mit mir über die Erde sprach und nun, würde ich sogar wieder nach Hause reisen? Aber wo war mein zuhause? Da wo meine Familie war oder da, wo mein Geliebter lebte? Wo schon bald meine eigene Familie leben würde. Warum fühlte es sich nur so an, als würde mich etwas in Zweiteilen? Ach herrje! Meine Eltern wussten nicht einmal, dass es mir gut ging. Nachdem die Soldaten mich verschleppt hatten, mussten sie sich wahnsinnige sorgen um mich gemacht haben. Und was tat ich? Lebte und liebte! Sofort überkam mich erneut mein schlechtes Gewissen.

„Du kannst deine Familie sehen, wenn du magst.“ Ich wusste nicht so recht, ob mich das freuen sollte oder nicht. Natürlich wollte ich meine Familie sehen, aber würden sie mich sehen wollen? Wussten sie, dass ich den König liebte? Was würden sie erst sagen, wenn sie erfahren würden, dass ich von ihm ein Kind erwarte? Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung, ohne, dass ich mitbekam, wie Deneb die Knöpfe gedrückt hatte.

„Du solltest allerdings darauf gefasst sein, dass die Erde nicht mehr die ist, die du kennst. Außerdem sollten wir bedenken, dass du den Flug bis zur Erde nicht gerade leicht verkraftest. Ich habe noch einmal mit dem Arzt geredet und er meinte, er würde dir eine Art Schlafmittel geben.“

„Aber der Arzt wollte mich doch fast täglich untersuchen?“

„Deshalb wird auch er mit uns fliegen. Es werden dieses Mal viele Leute mit zur Erde aufbrechen, Lacy. Es wird nicht so werden, wie die letzten Male, wo ich nur mit meiner Armee zur Erde aufbrach. Ich habe auf der Erde einen zweiten Palast errichten lassen. Ein paar meiner Diener werden mit uns kommen. Sie werden sich um dich kümmern, während ich mit Sarir nicht da bin. Ich werde sehr viel reisen, ebenfalls in andere Länder. Natürlich kannst du mich aber auch begleiten, wenn du magst. Wir müssen es nur mit der Schwangerschaft vereinbaren.“

„Wie lange werden wir dort sein?“ Das war die erste Frage, die mir nach diesem Satz in den Sinn kam. So wie er es mit mitteilte, hörte es sich an, als würden wir Monate dort leben.

„Ich weiß es nicht genau. So lang wie es eben sein muss. Ich werde viel in der Öffentlichkeit stehen. Ich werde viel mit den Menschen reden müssen. Viel reisen. Wir haben bereits viel Aufklärungsarbeit geleistet, aber es ist wichtig, dass ich mich ihnen selbst zeige. Was wäre ich sonst für ein König, der sich nur hinter seinen Leuten versteckt und große reden schwingt. Allerdings weiß ich auch, dass wir nicht länger als drei Monate bleiben können. Ich möchte nicht, dass du unser Kind auf der Erde bekommst.“

„Eine Schwangerschaft dauert 9 Monate, Deneb. Fast 10.“

„Ab einer gewissen Entwicklung des Embryos wird der Flug für dich und unser Kind zu gefährlich. Außerdem ist dies keine normale Schwangerschaft. Das weißt du.“ Der Fahrstuhl hielt in einer Etage, die mir nicht bekannt war. Deneb stieg aus und ich wollte ihm folgen, aber er ließ mich nicht, drehte sich noch einmal zu mir um und stieß mich sanft wieder zurück in den Fahrstuhl.

„Fahre nach oben in unser Zimmer. Es wartet eine kleine Überraschung auf dich.“ Mit diesen Worten gab er mir noch einen letzten Kuss auf die Stirn. „Über alles Weitere reden wir später.“ Stirnrunzelnd sah ich ihn an. Aber er lächelte nur geheimnisvoll, betätigte dann den Knopf und ich musste dabei zu sehen, wie unsere Körper von der gläsernen Tür getrennt wurden. Dann sauste ich nach oben. Allein und voller Fragen. Wer hätte gedacht, dass ich so schnell zur Erde zurückkommen würde? Das ich so schnell meine Familie wiedersehen würde. Die Erde hatte sich also verändert … Ich fragte mich inwiefern, denn Deneb hatte ja am Anfang gemeint, dass er nicht allzu viel ändern wollte, um die Menschen nicht noch mehr zu verunsichern und gegen sich aufzubringen.

Aufgeregt lief ich den schmalen Gang entlang und riss voller Ungeduld die Tür zu unserem Gemach auf. Ich hatte mit allem gerechnet aber nicht mit einer Schar an Frauen. Fragend musterte ich sie alle. Mein Blick viel auf ein mir unbekanntes Gesicht. Ein blondes Mädchen, welches nicht älter sein konnte als 16, höchstens 20 Jahre, trat auf mich zu. Sie hatte einen wunderschönen dunkelblauen Jumpsuit an und hob sich damit eindeutig aus der Menge hervor. Die anderen Frauen, die ich alle bereits kannte, trugen die typischen Void Uniformen.

„Miss, wir sind hier, um sie zu kleiden.“ Überrascht musterte ich sie.

„Du kannst meine Sprache sprechen?“

„Ja, das tue ich. Ich werde fortan für sie als Übersetzter dienen. Vorher habe ich im Museum gearbeitet und studiere die Menschen schon, seitdem ich zehn Jahre bin. Es wird mir eine Ehre sein, für sie zu Dienen. Außerdem werde ich auch den anderen Frauen, die für sie Arbeiten, ihre Sprache näher bringen.“ Ich schenkte ihr ein überraschtes aber herzliches Lächeln. Oh. Siehe da, sie erwiderte es. Kein Wunder also, dass sie sich so für uns Menschen interessierte.

„Du bist wie Deneb und Sarir.“

„Ja. Unser König tut vieles für uns. Für uns Voids menschlicher Form. Es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist.“ Etwas schüchtern trat sie von einem Fuß auf den anderen. Ich mochte das Mädchen. Schon allein, weil sie menschlich war. Weil sie Gefühle hatte und ich endlich mit jemandem reden konnte, der nicht wie eine Puppe war. Der nicht wie Deneb oder Sarir männlicher Abstammung entsprang.

„Also warum wollt ihr mich Kleiden?“, fragte ich sie und betrat endlich vollständig mein Zimmer. Die Tür fiel ins Schloss und ich musterte erneut die vielen Frauen.

„Heute ist der große Tag.“ Sie wandte sich zu einer der Frauen und winkte sie zu sich. Daraufhin schritt die Frau zu einem Gestell, über dessen eine Plane lag. Es ließ sich bewegen und so schob sie es in die Mitte des Raumes. Das Mädchen nahm die Plane ab und fassungslos starrte ich auf die Kleider, die dort hingen.

„Das kann nicht sein Ernst sein. Nein. Auf keinen Fall!“, entfuhr es mir. Warum? Warum musste er alles so überstürzen?

„Es ist sein Ernst und von äußerster Wichtigkeit, dass sie dem Volk offiziell vorgestellt und gekrönt werden. Alle sind schon sehr gespant auf die neue Königin. Außerdem werden sie bald zur Erde reisen. Die Zeit ist manchmal unbarmherzig.“ Da sprach sie weise Worte. Dennoch… Konnten wir nicht noch etwas warten?

„Die Frauen sind hier, um sich um Frisur und Make-up zu kümmern. Suchen Sie sich eines der Kleider aus. Wir haben sie alle in ihrer Größe anfertigen lassen.“ Noch immer entsetzt, schritt ich zu den Kleidern hinüber. Ehrfürchtig ließ ich meine Finger über den feinen Stoff gleiten.

Hochzeitskleider.

Mindestens Zehn oder Fünfzehn verschiedener in Form und sogar Farbe. Egal ob rein Weiß, Elfenbein oder Rosé. Es gab von jedem etwas. Von jedem Schnitt. Welche mit viel Glitzer und Tüll und andere mit Spitze und eher schlichtem Rock.

„Ich kann das einfach nicht fassen!“ Natürlich hatte er mir einen Antrag gemacht, aber ich hatte das nie so ernst genommen.

„Wie heißt du?“, fragte ich das Mädchen und wandte mich zu ihr.

„Sirius.“

„Erklär mir was“, begann ich und sah mir wieder die Kleider an. Sie alle waren wunderschön.

„Wie heiraten Voids?“

„Gar nicht. So etwas kennen wir nicht.“

„Aber ihr führt doch Beziehungen oder nicht?“

„Ja, aber keine Liebesbeziehungen. Es ist … wie soll ich sagen … mehr eine Zweckgemeinschaft. Natürlich bekennt man sich zueinander. Es gibt eine Feier, wo man den Zusammenschluss der Familien feiert. Aber so etwas, wie bei euch Menschen, dass man Ringe austauscht, unter einem Schleier tanzt oder solch ein Kleid trägt, so etwas gibt es bei uns nicht.“ Ich konnte spüren, wie ich Sirius mitleidige Blicke zuwarf. Wie traurig musste es für Voids mit Gefühlen sein, hier zu leben? Waren sie es nicht, die sich vollkommen falsch fühlen mussten? Im falschen Land, im falschen Körper geboren?

„Warum sehen sie mich so an?“, fragte sie mich und ich bemerkte, wie sie fragend ihre Augenbrauen hob. „Ich finde es nur traurig. Fühlst du dich nicht manchmal am falschen Ort?“

„Wie meinen sie das?“

„Wie soll ich das sagen… Du bist mehr Mensch als Void. Du kannst lieben und fühlen, während alles um dich herum so kalt und leer ist. Willst du nicht unter deinesgleichen leben?“ Ich konnte sehen, wie sie ein Lachen unterdrückte.

„Ich bin unter meinesgleichen. Ich bin noch immer ein Void und stolz einer zu sein. Es gibt noch mehr, die so sind wie ich. Wir haben gelernt, damit zu leben. Machen Sie sich deshalb keine Sorgen.“ Sirius kam zu mir hinüber und nahm das erste Kleid von der Stange.

„Also, wie wäre es hiermit?“, fragte sie und hielt es mir hin. Es war elfenbeinfarben, mit Glitzertüll und einem ausladenden Rock.

„Perfekt gemacht für eine Prinzessin“, entgegnete ich. „Aber nicht mein Geschmack.“

Void

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