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3 Helfende Hände

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Lacy

„Warum bist du so schweigsam?“, fragte ich Sarir, als wir gemeinsam an dem Fluss – Ancha - entlang liefen, der sich durch ganz Avior zog. Seine wachsamen Augen lagen auf unserer Umgebung.

„Was soll ich deiner Meinung nach sagen?“

„Ich weiß, dass du es weißt.“

„Und weiter?“

„Hast du nichts dazu zu sagen? So etwas wie: Wie konnte Deneb nur so etwas tun? Oder: Wieso gehst du nicht zum Arzt und lässt es dir wegmachen?“ Seine Augen flogen flüchtig über mich hinweg, bevor er sich wieder dem Umfeld widmete. Wirklich, er tat ja fast so, als würde jeden Moment ein Attentäter aus dem Gebüsch springen, um mich umzubringen.

„Warum hast du zugelassen, dass es soweit kommen kann?“ Genau sowas hatte ich von ihm erwartet…

„Warst du jemals verliebt? Ich denke nicht. Also selbst, wenn ich versuchen würde, es dir zu erklären, wärst du nicht fähig, es zu verstehen. Aber du hast recht, ich war naiv und gedankenlos. Ich gab mich meinen Gefühlen und der Lust hin. Hattest du überhaupt jemals Sex?“

„Fragst du mich das gerade wirklich?“

„Ich meine ja nur. Bei euch Void ist es nur ein Mittel zum Zweck. Für uns Menschen ist es aber ein Austausch von Gefühlen. Von Zärtlichkeit und Nähe. Okay, vielleicht nicht für alle… aber glaub mir. Es ist nicht so leicht, dir zu erklären, warum ich nicht meinen Verstand eingeschaltet habe. Warum mein Gehirn mich nicht gewarnt hat.“ Mich selbst tadelnd ließ ich mich auf eine der Parkbänke fallen. Sie waren auch nicht gerade bequemer als die bei uns ... Die Sonne schien heiß und unbarmherzig auf meinen Körper. Bei mir daheim musste es jetzt eisig kalt sein. Weihnachten… Dieses Fest würde wohl nie wieder dasselbe sein…

Sarir setzte sich nicht neben mich. Er blieb stehen und begutachtete noch immer die Umgebung. Jetzt daran zu denken, was ich alles verloren hatte, brachte mich nicht weiter… Außerdem … Wer sagte, dass sich alles verändern würde? Weihnachten und die ganzen Festtage… Unsere Traditionen und Gebräuche… Deneb würde sie bestimmt beibehalten. Wie sollte er dies auch verhindern? Ich musste unbedingt mit ihm darüber reden… Wie er sich die Zukunft der Erde vorstellte. Was er verändern und was er beibehalten wollte.

„Warum bist du eigentlich so rastlos. Ist irgendetwas passiert?“ Wieder blickte er mich nur kurz von der Seite an.

„Du bist schwanger. Du trägst den Erben in dir. Glaub mir, ich kann dir mindestens drei Leute nennen, die deinen Tod wollen.“

„Und die wären?“ Wollte ich das überhaupt wissen?

„Denebs Vater, sein Bruder und der Vorstand des obersten Rates. Sie sehen dich als Bedrohung an. Als ein Weib, die dem König den Kopf verdrehte, die ihn zu ihrer Marionette gemacht hat.“ Ich zog die Augenbrauen zusammen und suchte mit meinen Augen ebenfalls die Umgebung ab. Das Einzige, was ich sah, waren 2 Void im Teenageralter, die einen großen Bogen um uns machten. Natürlich nicht, ohne uns immer wieder ein paar neugierige Blicke zu zuwerfen. Nach unserer kleinen Reise kannte jeder wohl mein Gesicht.

„Natürlich habe ich das“, entgegnete ich sarkastisch. „Weil Deneb ja auch so einfach, um den Finger zu wickeln ist. Er ist der sturste, herrischste und eingebildetste Mann, dem ich je begegnet bin. Glaub mir. Deneb wird niemals nach meiner Pfeife tanzen.“

„Er wird immer machen, was du willst“, fiel Sarir mir ins Wort. „Er ist durch und durch ein König. Ein Herrscher. Sein Charakter und seine Autorität wurden schon seit seiner Kindheit gestärkt. Er wurde nicht nur als Herrscher geboren, sondern zu ihm gemacht. Ebenso, dass niemand ihn von etwas abbringen kann. Er wurde so erzogen, das er herrschen und dominieren kann. Das er keine Schwächen hat. Aber es gibt da eben auch diesen Hacken. Er ist zum Teil ein Mensch und damit ist er schwach gegenüber der Frau, die er liebt.“

„Oh, ho. Plötzlich hast du ja so viel Ahnung von der Liebe.“ Damit fing ich mir einen tödlichen Blick ein.

„Ich kenne Deneb besser, als du es jemals wirst. Ich weiß, wie er war, bevor er dich kennengelernt hat und ich weiß, wie er jetzt ist. Er hat sich verändert. Seine Ziele haben sich geändert und das ist deine Schuld. Früher war jedenfalls alles unkomplizierter.“

„Oh glaub mir, dass denke ich auch. Mein Leben war so viel leichter, bevor das alles hier passiert ist. Ich hatte Freunde. Einen Job, der mir Spaß machte. Ich habe Geld ausgegeben, habe meine Familie besucht, wann immer ich wollte. Ich bin mit Freunden feiern gegangen, habe auf Weihnachtsmärkten gebrannte Mandeln gegessen oder wir sind verreist und ich hatte die Chance, mir Teile der Welt anzusehen. Das einzige Problem, was ich hatte, war, ob das Geld am Monatsende noch reicht. Oder warum ich kein Glück mit Männern hatte. Aber das hier. Das sind wahrhaftig Probleme. Das sind nicht nur Probleme, das sind Katastrophen! Mein Leben hat sich so verdammt verändert, dass ich nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht. Ich weiß nicht, wo ich bin. Ich weiß nicht, wer ich bin und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich fühle mich so verdammt allein! Allein mit all diesen Problemen und ich weiß nicht, ob mir auch nur irgendjemand helfen könnte. Meine Familie würde mich nicht verstehen. Meine Freunde leben höchstwahrscheinlich nicht mehr und das, wegen dem Mann, den ich liebe! Deneb versteht mich nicht, weil er mich so unfasbar liebt. Bin ich es überhaupt Wert, dass er mich so liebt, weil ich noch so viel zweifle? Ich stehe komplett zwischen den Stühlen und weiß nicht, ob links oder rechts der bessere Weg ist. Und ich weiß nicht einmal, ob der Weg geradeaus eine Option ist. Ich liebe einen Mann, der nicht einmal ein Mensch ist. Ich trage ein Kind in mir, von dem ich nicht weiß, ob ich es akzeptieren könnte. Ich weiß nicht, ob das, was in meinem Bauch ist überhaupt menschlich oder nicht sogar außerirdisch ist. Ich weiß nicht, ob ich Königin sein will und überhaupt kann. Ich wurde nie für so etwas vorbereitet oder trainiert. Ich bin ein Trampel, ich rede, ohne nachzudenken. Wie soll ich da eine Königin spielen? Ich weiß nicht, ob ich meinem Leben oder der Erde den Rücken kehren könnte. Das Einzige, was ich weiß ist, dass ich Deneb liebe. Aber mit dieser Liebe kommen so viele Probleme, die ich nicht bewältigen kann.“ Ich holte tief Luft und blies sie wieder aus mir heraus. Da war er. Mein Gefühlsausbruch. Der Moment, in dem alles aus mir heraus gebrochen war, wie ein Tsunami, der eine Insel verschluckte. All die Angst, all die Sorgen. Aber das es ausgerechnet bei Sarir der Fall sein musste … „Sorry“, entgegnete ich kleinlaut und erhob mich wieder. Ich versuchte, mir beiläufig die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Sarir sollte mich nicht für ein schwächliches, kleines Ding halten. Aber für ihn war ich das vielleicht ohnehin… „Wir sollten zum Palast zurückkehren.“ Mit gesenktem Kopf setzte ich mich in Bewegung. Ich war nicht mehr dazu in der Lage, Sarir in die Augen zu sehen. Er würde mich ohnehin nicht verstehen. Nur, weil er mich akzeptierte, hieß das nicht gleich, dass er mich mögen würde … Warum also, sollte er versuchen, mir zu helfen? Etwas Nettes sagen?

„Ist Liebe für euch Menschen nicht das Wichtigste? Ist Liebe denn nicht bedeutungsvoller als alles andere? Als Geld, Reisen oder Partys? Warum fragst du dich selbst, ob es ausreicht? Vielleicht solltest du dich eher mal fragen, welche Prioritäten du dir in deinem Leben setzen willst. Ob du wieder auf die Erde zurückkehren kannst. In dein altes Leben als Arbeitnehmerin. Als Mensch. Ohne Deneb, ohne all das hier. Wenn du dich das fragst und wenn dich diese Vorstellung glücklich macht, dann weißt du, dass du hier falsch bist. Aber wenn du merkst, dass dein Herz hier bei ihm zuhause ist, dann weißt du auch, wo du nun hingehörst und was du zu tun hast. Du hast 26 Jahre auf der Erde Dinge erlebt und getan. Es ist ja nun nicht so, dass dir dein Leben genommen wird.“ Da ich bereits einen Schritt gelaufen war, drehte ich mich zu Sarir wieder herum. Hatte er soeben wirklich etwas Weises gesagt? Etwas, was mir helfen sollte?

„Auch, wenn du immer so tust, als hättest du es nicht. Du hast ein Herz, Sarir. Es schlägt in deiner Brust im richtigen Rhythmus.“ Wir musterten einander stumm. Konnte ich mir vorstellen, wieder in mein altes Leben zurückzukehren? In meine Wohnung, meinen Job oder meinen Alltag? Diese Welt vergessen? Avior, Izar und all die kleinen Städte und Dörfer, die ich bis jetzt gesehen hatte. Es gab noch so vieles hier, was ich noch nicht gesehen aber noch ergründen wollte. Hatte noch so viele Sachen im Kopf und ich verstand so vieles noch nicht. Aber die wohl wichtigste Frage war doch: Konnte ich Deneb vergessen? Ich war schon so oft verliebt aber das hier, war Intensiver. Alles, was ich für ihn empfand, war anders. Wir hatten uns nicht im Club kennengelernt oder auf Tinder. Nein. Deneb war mit seinem UFO direkt in meinem Leben abgestürzt. Das machte ihn besonders und vielleicht machte es uns speziell. Uns und unsere Liebe.

Void

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