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2 Unser Schicksal

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Lacy

In dieser Nacht brachte ich kein Auge zu. Ich konnte nicht schlafen. Die Ereignisse der letzten Stunden, Tage und sogar Wochen brachten mich um den Schlaf. Schlaf, den ich eigentlich dringend bräuchte. Ich dachte zurück, an all das, was passiert war. Denebs Auftritt im Fernsehen. Die Panik bei mir auf Arbeit. Der Moment, als mich die Voids entführten. Als sie mich nach Avior brachten und ich den Mann, dessen Kind ich in mir trug, besser kennenlernte. Wie wir zur Erde zurückflogen und ich diesen atemberaubenden Ausblick auf meinen Planeten genießen durfte. Eine Aussicht, die sonst nur privilegierte Astronauten zuteilwurde. Wie ich von den Menschen dann wieder entführt wurde, um ihnen Informationen zu liefern. Antworten über diesen Feind, über den sie nichts wussten. Der Gegner, der ihnen Jahre zuvor die Chance gegeben hatte, etwas zu ändern. Der Feind, der versuchte, die Erde zu einem besseren Ort zu machen. Der Feind, der uns zuerst rücksichtslos ausrotten wollte. Ich fragte mich, wie die Menschen auf Deneb reagiert hätten, wenn er ihnen zunächst friedlich begegnet wäre. Nicht den Politikern, sondern dem unwissenden Volk, die nun die Konsequenzen der Fehlentscheidungen unserer Machthaber tragen mussten. Ich dachte an den Moment zurück, als ich ihn bei dem brennenden Frack entdeckte. Wie verletzlich er dort wirkte. Damit und dieser einzigen Entscheidung, ihm das Leben zu retten, begann alles. Es erschien mir fast schon Jahre her zu sein. Dabei waren es nicht einmal Monate, die seither vergangen sind. Es war nicht alles nur Unheil gewesen. Nein. Es gab auch so viele erfreuliche Momente. Ich war nie ein naives Dummchen gewesen. Ich hatte immer gewusst, was es bedeutete, wenn man beim Sex nicht verhütet. Ich hatte nie vorgehabt, meinesgleichen zu verraten. Ich war ein Mensch und ich habe nie etwas anderes sein wollen. Ich habe genauso blind gelebt, wie all die anderen Menschen um mich herum auch. Für ein paar Tage hatte ich das alles ausblenden können. Ich habe geglaubt, dass Deneb und ich die Welt verändern könnten. Das die Voids nicht nur Leid und Tod über die Menschheit bringen würden. Sondern, dass er die Macht hätte, uns zu verändern. Die Macht, uns zu einem besseren Volk zu führen. Lag ich damit denn so verkehrt? War es falsch von mir, als Mensch so zu denken? Ich war nie ein Misanthrop gewesen. Hatte mir nie Gedanken über all das gemacht. Ich hatte eben mein Leben gelebt. Mein kleines, normales Leben. Aber nun war alles anders. Nichts war noch normal. Nichts war so wie immer. Alles hatte eine ganz andere Bedeutung bekommen. Nun ... mit diesem Kind ohnehin.

In den Tagen, in denen wir zusammen auf diesem Boot gelebt haben, wo Deneb mir Avior zeigte und ich so viele bezaubernde Orte bewundern durfte, in dieser Zeit waren wir nur zwei Menschen gewesen. Na ja, für sein Volk waren wir stets König und Königin. Aber das war etwas, was ich versuchte zu ignorieren. Ich hatte mich mit der Aufmerksamkeit zu arrangieren versucht, war ihr aus dem Weg gegangen. Zumindest, soweit ich konnte. Deneb hatte immer versucht, mich von alledem ein wenig fernzuhalten. Dennoch war es ihm wichtig, dass sein Volk mich anerkannte. Und er hatte ja auch recht. Je mehr die Voids lernten, dass wir Menschen nicht die Ausgeburt Satans waren, desto eher würden sie uns akzeptieren und uns auf der Erde leben lassen, wie wir es wollten. Wobei das mir mittlerweile verwerflich vorkam. Deneb sagte immer, ich hätte ihn verändert, dabei hatte er mich ebenso beeinflusst. Denn er hatte wohl nicht ganz unrecht, wenn er behauptete, wir Menschen würden unseren Planeten zerstören. Etwas, worüber ich mir nie Gedanken gemacht hatte. Wir lebten egoistisch, unterwarfen uns fremde Lebensformen und zwangen anderen unseren Lebensstil auf. Diejenigen, die dies erkannten und ihr Leben anders lebten, sahen wir als Missionare an, die sich für etwas Besseres hielten und uns ihre Lebensweise aufzwingen wollten. Aber eigentlich taten wir das mit ihnen. Leben und leben lassen. Das war etwas, was die Voids nicht kannten. Weil sie alle gleich waren. Weil sie keine Gefühle hatten. Keine Individualität. Sie lebten alle dasselbe Leben. Sie gingen alle denselben Weg. Sie vermehrten sich ohne Gefühle und einem tieferen Sinn, abgesehen von der Erhaltung der eigenen Rasse. Die Menschheit und die Void waren so unterschiedlich. Kein Wunder, dass sie nicht miteinander auskamen. Kein Wunder, dass jeder, vor dem anderen Angst hatte. Aber ich, Lacy Kingston hatte die Chance in diesem Leben bekommen, etwas zu ändern. Und das würde ich tun. Ich würde den Voids zeigen, dass wir Menschen nicht bösartig waren. Dass wir unsere Fehler machten, aber dass wir imstande waren, daraus zu lernen. Ich musste mein Volk retten. Meine Familie und meine Freunde. Vermutlich war ich die Einzige, die dazu in der Lage war. Und das nur, weil ich mich entschlossen hatte, einem fremden Mann das Leben zu retten, der am Ende ohnehin nicht gestorben wäre. Aber nun, wenn ich hier so lag und Deneb betrachtete, kam es mir nicht wie eine Fehlentscheidung vor. Vielleicht weil mein Herz ihn liebte. Möglicherweise werden auch die Menschen irgendwann akzeptieren können, dass die Void eigentlich nur etwas Gutes im Sinn hatten. Das wir von ihnen ebenfalls etwas lernen konnten. Ich musste den Menschen klar machen, dass Deneb all das nicht für Macht oder Reichtum tat. Sie nicht mehr vorhaben, uns zu vernichten - erst recht nicht, um unseren Planeten einzunehmen. Eventuell konnte ich die Menschen davon überzeugen, dass sie uns all dies nur antun, weil sie sich auch vor uns fürchten. Weil sie unseren Planeten beschützen wollen. Selbst, wenn die meisten Void noch keine Gefühle hatten, konnte man ihre denkweise durchaus mit furcht vergleichen. Wenn die Menschen erfuhren, dass Deneb ebenfalls menschlich war und wenn er sich von dieser Seite zeigte, so, wie er es auch bei seinem Volk oder bei mir tat, vielleicht gab es Hoffnung unsere beiden Völker zu vereinen. Nicht mehr in meinem Leben aber irgendwann… In den nächsten 50 Jahren konnten wir beide in Frieden leben. Es würde nicht leicht werden aber ich hatte gesehen, wie herzensgut Deneb zu seinem Volk war. Und dann, wenn es noch mehr Void geben würde, die so wären wie der Mann, der hier neben mir schlief, würde sich auch Denebs Rasse verändern. Die Void als Lebensform würde sich erneuern und nicht einmal dieses so intelligente Volk würde dies verhindern können. Wenn Deneb und ich zusammenarbeiten, hatten wir die Chance, all das Grauen in dieser Welt zu verbannen, so, wie es die Menschheit schon immer gewollt hatte und mit Regeln, Gesetzen und Blauhelmen versuchte durchzusetzen. Aber bis jetzt eben erfolglos.

Trotzdem brachte mich all dies nicht weiter. Ich hatte immer noch keine Antwort, ob ich dieses Kind nun behalten wollte oder nicht. Ob es ein Segen oder ein Fluch wäre. Ein Zeichen und ein Hoffnungsschimmer. Das Zeichen, dass unsere beider Völker eine Zukunft hätten. Dass wir in der Lage waren, sie zu vereinen. Wenn wir alle - Mensch und Void, lernten zu akzeptieren und tolerieren, dann könnten wir gemeinsam leben. Ohne Angst, vor dem anderen zu haben. Oder nicht? Aber dafür müsste die Menschheit Deneb erstmal vergeben, was er unserem Volk angetan hatte.

Void

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