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8 Für immer verbunden 2

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Deneb

Dann war es soweit. Keiner der Voids im Raum getraute sich, auch nur ein Wort zu sagen. Jegliche Aufmerksamkeit lag auf der wunderschönen Frau, die soeben durch die Tür schritt. Ihr Kleid war lang. Es verlief eng bis zu ihrer Hüfte und fiel dann in mehreren Lagen seitlich herab. Es erinnerte mich an das allererste Kleid, welches ich ihr geschenkt hatte. Als wir mit Vater und meinem Bruder zu Abend aßen. Jedoch war es schulterfrei. Die Corsage schnürte sich eng um ihren Oberkörper. Noch konnte man nicht erkennen, dass sich in dieser Frau ein kleines Wunder entwickelte. Das Kleid war schlicht gehalten. Einzig der wahnsinnig lange Schleppe, der sich hinter ihr über den Boden erstreckte, ließ es pompös wirken. Man hatte ihre Haare nach oben gesteckt und sie trug die Ohrringe, das Armband, den Ring und die Kette. Alle Sachen, die ich ihr geschenkt hatte. Das Wappen unserer Familie war deutlich zu erkennen. Es lag zwischen dem Herzausschnitt ihres Kleides. Lacy raffte dieses ein wenig zusammen, um höchstwahrscheinlich nicht über den Stoff zu fallen. Als sie meinen Vater und meinen Bruder bemerkte, wurde sie etwas langsamer. Sie wirkte aufgeregt und nervös. Im Gegensatz zu mir hatte sie jeglichen Grund dazu. Während ich nur Augen für sie hatte, ließ sie ihre Blicke über die Menge schweifen. Es dauerte Meter für Meter, bis sie mich sah. Ich wollte, dass sie sich auf mich konzentrierte und auf nichts sonst. Wer hätte gedacht, dass diese Frau so würdevoll und fast schon wie eine Königin zu mir herantreten würde? Nicht auf den König und auch nicht auf diese Krone. Sondern nur auf mich. Der Mann, der sie liebte. Mehr wollte ich für sich nicht sein. Nur der Mann, den sie liebte. War das egoistisch von mir? Ich war der König. Ich hatte eine Aufgabe und eine Menge Erwartungen zu erfüllen. Doch stattdessen wollte ich einfach nur ein Mann sein, der liebte. Der von einer Menschenfrau besessen zu sein schien. Der einen Menschen zur Königin machte. Zur Königin über ein fremdes Volk.

Als sie die Stufen erreicht hatte, kam Sarir ihr entgegen. Sie sahen einander an, während Sarir ihr die Hand reichte und sie nach oben zu mir führte. Weit weg von meinem Vater und meinem Bruder. Ich konnte es kaum erwarten, Lacy zu berühren. Selbst, wenn es nur flüchtig wäre. Sie von Nahem zu sehen, ihre Stimme zu hören. Die beiden traten zu mir heran und ihre Hand, die zuvor in Sarirs gelegen hatte, verschmolz nun mit der meinen. Unsere Finger vereinten sich und diese eine Berührung reichte aus, um mein Herz vor Glück explodieren zu lassen. In diesem Augenblick gab es nur sie für mich. Ich sah sie an und sie sah mich an.

„Du siehst wunderschön aus. Wie eine wahre Königin“, raunte ich ihr zu, sodass es niemand anderes hören konnte.

„Du bist … du hättest mir davon erzählen sollen.“ Ihre Stimme war leise, aber ich konnte den mürrischen Unterton klar und deutlich vernehmen.

„Ich weiß. Aber ich kenne dich mittlerweile gut genug, um zu wissen, was ich tun muss, um zu bekommen, was ich will.“ Ein spitzbübisches Grinsen legte sich in mein Gesicht und das war es wohl, was sie zum Lächeln brachte. Es war ein nervöses Lächeln, aber immerhin wirkte sie nun nicht mehr so steif wie vorhin. Ich wünschte, ich könnte ihr diese Anspannung nehmen aber ich selbst war ja nicht besser. Es war selten, dass mich etwas aus der Ruhe brachte. Ich nahm ihre Hand und ging mit ihr zum Pult hinüber. Fast auf die Sekunde genau, betrat der Zeremonienmeister den Raum. Wieder wandten sich alle Köpfe zum Eingang. Beobachteten den alten Mann mit dem langen weißen Bart, wie er über den Teppich lief – gefolgt, von zwei anderen weisen Männern.

Alle Blicke richteten sich auf uns, als er die Bühne und das Pult erreichte. Dieser Mann war so alt wie kein anderer auf diesem Planeten. Selbst meinen Vater und meine Mutter hatte er schon gekrönt und bei meinen Großeltern, hatte er als Weiser daneben gedient, so, wie jetzt die beiden Männer hinter ihm.

Alle drei verneigten sich vor uns, dann lief der Meister zu seinem Pult. Die Weisen positionierten sich einmal rechts und links neben ihm.

„Knie nieder“, flüsterte ich ihr zu und kniete mich vor den drei Männern auf den Boden. Lacy tat es mir – wenn auch etwas zeitverzögert - gleich. Scheinbar war dieses Kleid nicht gerade für solche Aktion gemacht. Das hätte ich bedenken müssen, als ich ihr die Wahl des Kleides ließ.

Die Musiker beendeten ihr Stück, gerade, als Lacy sich auf den Boden kniete. Er sprach ein paar Worte in unserer Sprache und ich wusste, das Lacy sie nicht verstehen würde. Aber ich nahm mir vor, ihr alles zu erklären, wenn wir wieder alleine wären.

Danach wandte er sich an einen seiner Gehilfen. Dieser Schritt zur Vitrine hinüber und hob meine Krone heraus. Der junge Mann übergab sie dem Zeremonienmeister, der daraufhin erneut ein paar Worte rezitierte. Noch während er sprach und mir die Krone aufsetzte, brachte ihm der Gehilfe auch Lacys Krone. Die Krone der Königin.

„Und hiermit schwöre ich im Namen des Volkes von Avior, dass wir unsere Königin respektieren. Sie achten und ihr die gleiche Loyalität zuteilwerden lassen, wie auch unserem ehrenwerten König.“

Langsam ließ er sie sinken und Lacy, die ihn zuvor fragend gemustert hatte, neigte ihren Kopf, damit er ihr diese aufsetzen konnte. Am liebsten hätte ich ihre Hand gehalten. Ihr gesagt und erklärt, was hier passierte. Für sie musste das alles schrecklich aufregend sein. Dennoch nahm sie es mit Fassung. Auch, wenn sie nicht verbergen konnte, dass sie aufgewühlt war, ließ sie alles über sich ergehen. Meine Frau. Das alles tat sie nur für mich. Womit nur hatte ich ihre Liebe verdient?

Dann rief er uns dazu auf, uns zu erheben. Ich bedankte mich bei ihm, wandte mich zu meiner Frau und nahm ihre Hände. Sie waren so zart und warm.

„Ich werde nun ein paar Wörter sagen. Dann hast du das schlimmste hinter dir“, erklärte ich ihr im Flüsterton, damit sie wusste, was nun passierte. Ich gab Sirius ein Zeichen, damit sie auf die Bühne trat. Wieder etwas, was für mein Volk neu war und damit ein Raunen auslöste. Schüchtern stellte sie sich hinter Lacy, so, dass sie sich hinter ihr verstecken konnte. „Sirius wird dir übersetzen, was ich sage.“ Ich hätte es schon früher tun können aber die Krönungszeremonie durfte von niemand anderem begleitet werden, als von dem Königspaar und dem Zeremonienmeister. Es gibt Dinge, die ich selbst als König nicht ändern konnte. Oder nicht durfte, um mein Volk nicht gegen mich aufzubringen.

„Mein Volk. Volk von Avior. Ich bin nun schon seit vielen Jahren euer König. Und seit so vielen Jahren musstet ihr ohne eine Königin leben. Ich weiß, dass viele von euch bedenken haben. Ihr wisst, dass Lacy ein Mensch ist. Und ihr wisst auch, dass wir seit vielen, vielen Jahren einen Groll gegen sie hegen. Wir wollten die Menschheit auslöschen und ich habe das getan, was mein Vater, was mein Urgroßvater anstrebte. Aber wir dürfen nicht vergessen, warum wir Void heute so sind, wie wir sind. Warum wir aussehen wie sie. Warum viele von uns, einschließlich mich, die Gabe haben zu fühlen. Es war eben auch ein König, ein König von Avior, der uns zu Menschen machen wollte. Dieser König sah wahrscheinlich genau das, was ich sehe. Wesen die lernen und sich verbessern können. Geschöpfe mit Emotionen. Einer Sache, vor der wir solch großen Respekt haben, dass wir sie vernichten wollten. Aber wer gibt uns das Recht, eine Rasse auszulöschen, nur, weil sie etwas kann, was wir nicht können? Mit Sicherheit macht es die Menschen gefährlich. Aber jede Spezies ist gefährlich. Für die Menschen sind wir Void die bedrohlichen.“ Ich machte eine kurze Pause, damit Sirius zu ende sprechen konnte. Sie flüsterte Lacy die Worte zu, sodass selbst ich sie kaum hören konnte. „Aus diesem Grunde habe ich beschlossen, die Menschheit nicht mehr zu vernichten. Ich habe beschlossen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Ich werde Ihnen dabei helfen ein Leben zu führen, in welchem sie mit der Erde im Einklang leben können. Mein Ziel ist es, mit der Menschheit eine Freundschaft aufzubauen, keine Feindschaft. Wir können von Ihnen viel lernen. So, wie sie auch von uns vieles lernen können. Ich habe einen Fehler begangen, als ich sie überfallen und eine große Anzahl von ihnen töten ließ. Damit habe ich ihr Vertrauen verspielt und mir nur Hass und Angst eingebracht. Derselbe Hass und dieselbe Angst, die auch wir vor ihnen haben. Auch, wenn die meisten von euch keine Emotionen haben und diese Abneigung nur aus einer logischen Schlussfolgerung kam, kann man es mit Angst assoziieren.“ Wieder stockte ich und ließ meine Blicke über mein Volk schweifen, sah in die Kameras hinein. Im Moment war alles ruhig. Die Frage war nur, wie lange noch … Wenn wir erst einmal von etwas überzeugt waren, dann war es schwer uns Void vom Gegenteil zu überzeugen. Aber ich hatte keine Wahl. Ich musste ihnen zeigen, dass wir alle keine Ahnung hatten, wie die Menschen wirklich tickten. Das wir immer nur einen Teil der Wahrheit sahen. Und das über Generationen hinweg.

„Ja, diese Frau, eure Königin, ist ein Mensch. Aber ich und viele unter euch, sind ebenfalls zum Teil menschlich. Ganz egal, wie sehr ihr versucht, dies zu unterdrücken oder wie viele Vorschriften wir diesen Voids auch auferlegen, damit sie sich in unsere Gesellschaft eingliedern. Sie bleiben, was sie sind. Wir haben Gefühle und das sollte keine Schande sein. Ich persönlich habe gelernt zu lieben. Und ich hoffe, dass ihr eines Tages Lacy als eure Königin anerkennen werdet. Ganz gleich, woher sie auch kommt. Dass ihr alle - egal ob Void in Menschen,- oder in Menschlicherform, eines Tages erkennen werdet, dass die Menschheit keine Bedrohung ist. Dass nicht jeder gleich ist. Denn die Menschen sind Individuen, die aufgrund ihrer Gefühle und ihres Charakters sich unterscheiden. Anders, als es bei uns der Fall ist. Wie viele von euch, haben die Erde mit eigenen Augen gesehen? Wie viele haben sich mit einem Menschen unterhalten? Sie beobachtet oder studiert? Ihr habt eure Entscheidung, sie zu verurteilen und zu vernichten, allein vom Hörensagen und fremden Erfahrungen getroffen. Ich bitte euch nur darum, dieser Frau eine Chance zu geben. Ihr zuzuhören und selbst zu erkennen, ob das, was ihr über sie denkt, wirklich der Wahrheit entspricht. Sie wird meine Königin sein und sie trägt bereits den Erben in sich. Den Erben meines Thrones.“ Raunen ging durch die Menge und ich stockte kurz, gab ihnen Zeit, diese Nachricht zu verarbeiten. „Ich bitte euch also“, fuhr ich mit lauter Stimme fort, sodass die Masse wieder verstummte. „Ich bitte euch als euer König, dass ihr meinen Weg und meine Entscheidungen akzeptieren werdet. Ihr müsst mir vertrauen. Mir und meinem Vorfahren, der uns zu diesen Wesen machte. Ich bin euer König und seit jeher liegt mir das wohl Aviors am Herzen. Avior ist der Sinn meines Daseins. Und was wäre ich, ohne mein treues Volk.“ Ich verbeugte mich leicht, so, dass es nicht zu erniedrigend für mich war. Gerade als ich Luft holte, unterbrach Lacy mich mit leiser Stimme.

„Kann ich etwas zu Ihnen sagen?“, überrascht sah ich zu ihr. Sie war noch immer aufgeregt. Ihre Pupillen waren geweitet, ihre Wangen Rosa und ihre Lippen wirkten trocken, im Gegensatz zu ihren schweißnassen Händen.

„Lacy, ich weiß nicht, ob du schon bereit dazu bist“, flüsterte ich zurück. Wieder vernahm ich das Stimmengewirr meines Volkes.

„Bitte. Ich möchte es tun. Sirius kann es für mich übersetzen.“ Noch immer zweifelnd, betrachtete ich sie. „Vertrau mir.“ Dieser Augenblick war wichtig. Seit langer Zeit hatte ich mir diese Rede bereitgelegt. Meine Rede in denen ich zeigen wollte, dass ich alles zum Wohle unseres Volkes tat. Wo ich sie alle von Lacy überzeugen wollte. Davon, dass sie eben ein Mensch war, aber nicht bösartig oder uns feindlich gesinnt. Sicherlich war ich der König und konnte mir jede Frau der Welt nehmen. Aber ich musste eben auch darauf achten, was mein Volk von mir hielt. Nichts würde mich wütender machen, als dass mein Bruder an die Macht käme. Dass mein Bruder mich stürzen könnte, weil mein Volk ihn mehr achtete, ihm mehr vertraute, als mir. Lacy hatte nicht einmal gewusst, was heute passieren würde. Was auch immer sie zu sagen hatte, es wäre spontan und unvorbereitet. Dennoch sah sie mich an, als würde sie ganz genau wissen, was auf dem Spiel stehen würde. Trotz ihrer Nervosität lag da auch ein anderer Ausdruck in diesen grünen Augen. Was war es? Entschlossenheit? Ich seufzte kaum hörbar und wand mich wieder zu der Menge. Hoffentlich wusste sie, was sie da tat.

„Meine Frau möchte ebenfalls ein paar Worte an euch richten.“ Damit richteten sich alle Augen auf sie. Auch meine. Ich sah ihr dabei zu, wie sie tief einatmete, bevor sie ihre Stimme erhob.

„Volk von Avior. Bitte hört mich an. Noch bis vor ein paar Monaten, kannte ich nicht einmal die Bedeutung von Void. Hatte ich dieses Wort schon einmal gehört? Keine Ahnung. Vielleicht. Aber wer hätte gedacht, dass es außerhalb unserer Welt, meiner Erde, noch einen weiteren erdähnlichen Planeten gibt, auf dem Leben existiert. Ich weiß, dass ihr uns Menschen nicht gerade wohl geneigt seid. Ihr kennt zwar keine Angst, aber ihr wisst und erkennt eine Bedrohung. Wir Menschen haben sehr viele Fehler gemacht. Wir leben egoistisch und rücksichtslos. Wir bekämpfen einander und bekriegen uns. Wir töten, löschen Arten von Tieren und Pflanzen aus, nur wegen der Gier nach Macht, Einfluss und Reichtum. Das ist es, was ihr von uns denkt, nicht war? Es zu leugnen wäre sinnlos, denn ihr habt wohl recht. Aber womit ihr nicht recht habt, ist, dass wir eine unbelehrbare Sippe sind. Auch, wenn wir nicht mit eurer Klugheit mithalten können, haben wir dennoch eine gewisse Intelligenz. Auch wir erkennen eine Bedrohung und auch wir können Lösungen finden. Es gibt viele bei uns auf der Erde, Menschen, die sich mit diesen ganzen Problemen befassen. Bis jetzt, habt ihr nur das Schlechte gesehen. Aber der Mensch ist nicht durch und durch schlecht. Ja. Wir haben Gefühle. Wir können hassen, wir fühlen Schmerz und Trauer. Aber wir fühlen auch Liebe, Mitgefühl oder Dankbarkeit. Die Void, die so sind, wie mein Mann, werden wissen, was Liebe bedeutet.“ Sie blickte zu mir und ich erwiderte ihren Blick mit Stolz. Wer hätte gedacht, dass sich Lacy binnen weniger Minuten zu einer wahren Königin verwandeln würde? Oder… steckte es schon immer in ihr? Warum oder woher auch immer, momentan war ich mehr als nur stolz auf sie.

„Für euch sind das Schwächen. Man ist schwach, wenn man Gefühle hat. Aber das stimmt nicht. Die Liebe macht uns Menschen stark. Sie beeinflusst uns, aber sie zeigt uns auch, was das wahre Glück im Leben ist. Ich habe mittlerweile viel Zeit in Avior verbracht. Ich habe mit meinem Mann Städte besucht, ich durfte euch kennenlernen. Sehen, wie ihr lebt und ich bin fasziniert davon. Ich bin fasziniert von diesem wunderbaren Land, von euch, wie ihr in Harmonie und zufrieden leben könnt. Ihr ermordet euch nicht gegenseitig. Ihr beutet niemanden aus, ihr respektiert die Wälder um euch herum. Ihr habt Häuser und Möbelstücke erschaffen, habt trotz eures großen Abbaus dieses Erzes, welches ihr Talum nennt, immer noch so viel unberührte Fläche, in denen sich eure Tiere und Pflanzen vermehren können. Mein Mann hat recht. Der Mensch kann vieles von euch lernen. Aber ihr müsst verstehen, dass der Mensch niemals im Stande dazu sein kann, so friedlich zu leben wie ihr. Eben weil wir hass kennen. Rache und Wut. Aber auch ihr Voids seid nicht perfekt. Ihr seht vielleicht so aus, eure Intelligenz mag makellos sein, aber ihr trefft eure Entscheidungen ohne Herz. Ihr fühlt kein Mitleid. Ich habe gesehen und erlebt, wie ihr auf der Erde uns Menschen abgeschlachtet habt, wie Tiere. Und genau das, zeigt mir auch, dass ihr nicht anders seid, als wir Menschen. Auch, weil ihr die, die mit der Gabe zu Fühlen geboren werden, verachtet und diskriminiert. Wir Menschen treffen unsere Entscheidungen mit dem Verstand UND mit dem Herzen. Es mag für euch eine schlechte Eigenschaft sein, dass wir fühlen können aber genau das, macht uns zu lebendigen Wesen. Wir sind ein Volk, was es verdient zu leben. Als ich damals von meiner Arbeit nach Hause gefahren bin, habe ich ein brennendes Wrack entdeckt. Ich frage mich, wie ihr Void damals reagiert hättet. Aufgrund meiner Fähigkeit zu fühlen, habe ich Deneb, einen Mann, den ich noch nie zuvor gesehen und nicht gekannt hatte, das Leben gerettet. Weil ich fühlte, dass ich diesen Mann nicht sich selbst überlassen konnte. Was hättet ihr getan? Was wäre eine logische Entscheidung gewesen? Ich bereue es nicht, ihm das Leben gerettet zu haben, auch wenn ich nicht sicher bin, ob ich dies wirklich getan hatte, denn immerhin besitzt ihr alle die Fähigkeit, euch selbst zu heilen. Ich bereue es nicht, Avior gesehen und euch kennengelernt zu haben. Ich hoffe, dass wir eines Tages friedlich miteinander leben können. Sowohl Voids als auch Menschen. Und ich hoffe auch, dass ihr irgendwann damit aufhören werdet, die Voids mit Gefühlen zu verachten. Dass sie ihre Liebe, die sie besitzen, auch mit jemandem teilen können, der diese zu schätzen weiß. Ich bin ein Mensch, aber ich werde niemals eine Bedrohung für euch sein. So wie viele andere ebenfalls. Was soll ich auch tun? Außer meinen Worten kann ich nicht viel zum Frieden beitragen. Ich bitte euch, schenkt mir euer Vertrauen. Denn ich liebe mein Volk aber in gewisser Weise, fühle ich auch eine Verantwortung euch gegenüber. Auch Avior kann von einer Kooperation gewinnen. Gebt eurem König und mir die Chance, unsere beiden Welten zu vereinen. Lernt die Menschen mit eigenen Augen kennen, lern, die guten Seiten, alles an uns zu sehen. Trefft, jeder für sich, eure eigenen Entscheidungen.“ Nachdem sie minutenlang mein Volk gemustert, ihre Augen durch die Menge schweifen lassen hatte, während sie mit ihren Armen gestikulierte und redete, sah sie nun wieder zu mir auf.

„Verbeuge dich“, raunte ich ihr zu. „Aber neige dich nicht zu tief.“ Sie tat, was ich von ihr verlangte, auch, wenn es für meinen Geschmack dennoch zu tief gewesen war. Der Zeremonienmeister sprach erneut ein paar Sätze und ich konnte hören, wie Sirius sie ihr übersetzte.

„Verneigen wir uns, vor unserem König und unserer neuen Königin.“ Einer nach dem anderen fiel. Die Köpfe zu Boden gewandt, knieten sie vor uns. Stille kehrte ein. Stille in deren ich meinen Vater und meinen Bruder musterte. Gedanklich schrie ich ihnen zu, dass sie sich gefälligst hinknien sollten, aber sie taten es nicht. Stattdessen sahen sie nicht einmal mich an, sondern vielmehr Lacy. Sicherlich hatten sie niemals damit gerechnet, dass sie heute ebenfalls zu unserem Volk sprechen würde. Nicht einmal ich hätte das geglaubt, wenn man es mir vorher prophezeit hätte. Sie hatte mich mit ihrem Mut überrascht. Andererseits war es auch mutig gewesen, den fremden Mann in die eigene Wohnung zu schleppen, nur um ihm vermeintlich das Leben zu retten. Nur weil er nicht wollte, dass sie die Polizei oder den Krankenwagen rief. Sie war keine schwache Frau. Das war sie nie gewesen und ihre Stärke hatte sie heute bewiesen. Viel mehr noch, hatte sie all das Erlebte, wohl viel stärker gemacht. Auch Sirius und Sarir verneigten sich tief.

„Genug. Erhebt euch.“ Sie alle richteten sich auf und bedachten uns mit erwartungsvollen Blicken.

„Lasst uns feiern. Lasst uns gemeinsam unsere neue Königin feiern.“ Stimmen vermischten sich und ich gab den Musikern erneut ein Zeichen, dass sie wieder damit beginnen sollten, zu spielen. Dienerinnen drangen in den Raum und brachten den Leuten auf Tabletts Getränke und kleinere Häppchen. Der Zeremonienmeister und seine Gehilfen eilten aus dem SAAL, als auch mein Vater und mein Bruder verschwunden waren. Gut so. Ich hatte sie ohnehin nicht hier haben wollen. Ich und Lacy hatten unseren eigenen Tisch am Rande der Bühne. Ich gab ihr ein Glas und gemeinsam - mit Sarir und Sirius, stießen wir auf unsere Zukunft an.

Void

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