Читать книгу Void - Mandy Hopka - Страница 11

7 Für immer verbunden 1

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Deneb

„Wie sehe ich aus?“, fragte ich meinen besten Freund und betrachtete mich im Spiegel.

„Was soll ich sagen? So wie immer.“ Ich verdrehte die Augen und konnte ihn im Spiegel beobachten. Deshalb sah ich auch, dass er lächelte, egal wie mürrisch er seine Worte auch aussprach. Ich trug eine weiße Uniform, die ich extra hatte anfertigen lassen. Weiß und Violett. Die Farben von Reinheit und Stärke. Als König hatte ich nie eine weiße Uniform getragen.

„Ich verstehe wirklich nicht, was die Menschen daran finden ...“

„Du verstehst es besser, als du denkst. Glaub mir, wenn du mal eine Frau finden solltest - die du wirklich liebst, dann willst du dich auch an sie binden.“

„Das mag ja sein, aber was bringt einem diese sogenannte Hochzeit? Da ist es doch viel praktischer, einfach ein bisschen zu feiern, als so einen Aufriss um so eine unnötige Sache zu machen.“ Schmunzelnd trat ich zu ihm, legte ihm meine Hände auf die Schultern und führte ihn zum Fenster hinüber.

„Du weißt, dass ich als König meine Freude teilen muss. Diese Zeremonie ist unumgänglich und damit es auch für sie schön und unvergesslich wird, verbinde ich es mit den menschlichen Traditionen.“

„Wenn man es genau nimmt, hat sie ja keine Wahl. Du hast sie einfach mit ein paar Kleidern in dein Zimmer gesteckt.“

„Ein paar Kleider und Sirius.“

„Die Kleine vom Museum?“, fragte er mich, während wir aus dem Fenster sahen. Hinaus auf mein Reich. Meine Welt, welche schon bald auch Lacys sein würde.

„Jetzt wird sie Lacy als Übersetzerin dienen. Sie selbst hat mir den Vorschlag unterbreitet. Da sie – im Gegensatz zu dir, gern mehr über ihre menschliche Seite erfahren möchte.“ Mittlerweile war es Abend. Die Lichter der Häuser erstrahlten vor unseren Füßen. Die Laternen erleuchteten die Wege und nur vage konnte man die Voids erkennen, die in der Kälte der Nacht Schutz suchten. Oder für die Zeremonie in den Palast strömten.

„Du brichst damit erneut eine Tradition, Deneb.“

„Das tue ich nicht. Ich verbinde nur die Menschen Traditionen mit der unseren. Was ist so schlimm daran, dass die Ansprache eine andere sein wird, als all die Jahre zuvor. Oder das wir andere Kleidung tragen? Der Rest wird so ablaufen, wie sie es gewohnt sind. Im selben Zeremoniensaal, mit demselben Meister, denselben Voids und derselben Botschaft.“ Sarir zuckte mit den Schultern.

„Tu was du nicht lassen kannst.“

„Habe ich je etwas anderes getan?“ Mein Freund konnte sich ein spöttisches Lächeln nicht verkneifen. „Wir sollten gehen“, wandte er ein und entriss sich meiner Umarmung. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, schritt er durch den kleinen unbedeutenden Raum.

„Irgendwie fühlt es sich an, als würde ich heute etwas verlieren.“

„Wie meinst du das?“ Mein Lächeln erstarb, da Sarir von einem Moment zum nächsten Ernst und verletzlich wirkte. Sarir, der nie andere Gefühle als Ernsthaftigkeit, Schadenfreude oder Hass in sein Gesicht ließ. In dem Sinne waren wir beide uns ähnlich. Wir wollten keine Schwäche zeigen, vor niemanden. Dafür hatten wir beide zu hohe Posten, in denen man keine Schwächen haben durfte.

Nur leicht hört ich ihn seufzen.

„Weißt du ... Früher gab es nur dich und mich. Uns und diese kalte, gefühllose Welt. Wir hatten einander, während uns niemand verstand. Es fühlt sich an, als gehst du nun einen anderen Weg als ich.“

„Sarir, das ist nicht richtig.“

„Du gehst heute eine Bindung mit einer Frau ein. Du erwartest ein Kind. Dein Leben scheint an mir vorbei zu ziehen.“

„Du wirst immer ein Teil von mir bleiben. Du bist mein Bruder, mein bester Freund. Mein Leibwächter und mein Berater. Ich achte und schätze dich mehr als jeden Menschen, jeden Void auf dieser Welt. Du bist mir wichtig. Vergiss das nie.“ Brüderlich nahm ich ihn noch einmal in die Arme und wir klopften uns auf die Schultern. „Wir haben so vieles durchgemacht. Das hier, wird nur der Anfang sein. Der Anfang von etwas großem.“

Die Halle war bereits gefüllt und voller Voids. Zuletzt hatten wir hier den Tod meiner Mutter betrauert. Damals war er in Schwarz und Rot gehüllt. Nun erleuchteten unsere Calaneos in vielen verschiedenen Farben. Sie waren Lacys Lieblingsblumen, deshalb hatte ich sie ausgewählt. Die Stühle und Tische waren mit violettem Stoff bezogen. Die Lampen beleuchteten den großen Saal mit seinen hohen Decken in einem angenehmen, gelblichen Ton. Durch einen riesigen violetten Teppich wurde er in zwei Hälften geteilt. Violette Bänder in verschiedenen Farbabstufungen schmückten die Decke. Bänder, die unsere Verbundenheit darstellten. So, wurde es seit Jahren gehandhabt. Jeder Void wollte Live dabei sein, doch auch wenn der Saal gigantisch war, bot er nicht genug Platz für all mein Volk. Aus diesem Grunde gab es Kameras, die alles in Echtzeit übertragen würden, sodass niemand sich ausgeschlossen fühlen musste. Seit dem tot meiner Mutter hatte mein Volk keine Königin mehr gehabt. Aber das würde sich heute ändern. Ab jetzt wird für sie vieles anders werden.

Als ich den Raum betrat und mit Sarir den Teppich entlang lief, richteten sich alle Blicke auf uns. Sicherlich, solch eine Uniform an mir zu sehen, muss neu für sie sein. Mein langer Umhang, der bestickt mit verschiedenen Mustern war – allen voran unserem Wappen, wehte im Wind meines bestimmten und stolzen Ganges. Der Teppich führte zu einem großen Pult, der auf einer großen Bühne stand. Von dort aus wartete ich. Darauf, dass die Frau, die ich liebte, nicht davongerannt war. Mich nicht hier stehen ließ, weil ich sie mit dieser Entscheidung überrannte. Ich hatte ein paar Voids damit beauftragt, Musik zu spielen. Das war wieder für die anderen etwas Neues. Immerhin fand mein Volk keinen Gefallen an den Klängen der Musik. Ob das auch etwas mit ihren nicht vorhandenen Gefühlen zutun hatte? Wer weiß. Lacy würde es jedenfalls gefallen. Ein Violinist und ein Pianist hatten ihre eigene kleine Bühne am Rande des Teppichs. So, dass ihr Klang sich gut im Raum verteilen konnte, sie aber weder mir noch Lacy die Show stehlen würden. Ich sah hinunter in die Menge. Es war noch stiller geworden, als zuvor. Bedrohlich still. Am anderen Ende des Raumes, wo ich noch kurz zuvor den Raum betreten hatte, kamen nun mein Vater und mein Bruder. Ehrfürchtig musterte mein Volk sie. Erhaben schritten Sie den Gang entlang. Bestaunten missmutig die Musiker, die extra wegen mir hatten lernen müssen, diese zu spielen. Die beiden waren normal gekleidet, in ihren typischen Roben. Normalerweise war es Tradition, dass sich der alte König und die anderen Familienmitglieder vor dem Königspaar verneigten. Aber ich glaubte, zu wissen, dass dies heute nicht passieren würde.

Neben dem Pult wo die Zeremonie stattfinden sollte, stand die Vitrine mit unseren Kronen. Lacy würde heute ihre bekommen. Auch, wenn sie diese vermutlich nicht haben wollte und diese so gut wie nie tragen würde. So wie ich. Aber diese Kronen hatten einen hohen, symbolischen Wert für mich und mein Volk. Gerade bei wichtigen Anlässen durfte sie nicht fehlen. Ich begutachtete sie und fragte mich, wie Mutter damit wohl ausgesehen hatte. Wie sie reagierte, als sie diese Krone aufgesetzt bekam. Denn so handhabten wir es schon seit Jahrzehnten. Das Volk sah dabei zu, wie die Königin gekrönt wurde. Wie sie offiziell ins Königshaus aufgenommen wurde und der König eine Ansprache hielt. Danach verneigten sich alle vor uns und offenbarten damit ihren Respekt. Das war die Art des Königshauses zu Heiraten - wie es die Menschen nannten. Ich gewehrte Lacy den Wunsch nach einem Kleid. Nach Weiß und Reinheit. Nach Musik und einem kleinen Fest danach. Den Rest konnte ich nicht ändern.

Mein Vater und mein Bruder Schritten voran bis zu den Stufen. Von dort aus mussten sie dabei zu sehen, wie Lacy, ein Mensch, meine Königin wurde. Von oben herab sah ich sie an und meine Blicke signalisierten ihnen, dass sie gefälligst keinen Aufstand zu tätigen hatten. Trotzdem sich hier tausende von Voids in diesem Raum befanden, war es mucksmäuschenstill. So still, dass man selbst eine Nadel fallen hören konnte. Die kalten Augen meines Bruders taxierten mich. Riefen mir zu, dass er mehr als nicht damit einverstanden war. Aber einschüchtern konnte er mich schon lange nicht mehr.

„Mein König.“ Die Stimme von Sirius ließ mich Aufsehen. Ich war so auf meine Familie fixiert gewesen, dass ich gar nicht bemerke, wie sie den Raum betreten hatte. Nun stand sie mindestens 5 m hinter meinem Vater und meinem Bruder. Als sie sah, dass meine Aufmerksamkeit ihr galt, sprach sie weiter.

„Sie ist soweit.“

„Gut. Sag ihr, dass Sie herantreten kann, wenn die Musik beginnt.“

„Jawohl mein König.“ Sie eilte den Weg zurück und verschwand hinter der großen Flügeltür. Sie war hier. Sie würde mein werden. Für immer zu mir gehören. Mein Puls beschleunigte sich. Warum? Ich hatte nun nichts mehr zu befürchten. Mein Vater und mein Bruder, die verstanden hatten, dass die Zeremonie beginnen würde, traten beiseite. Der eine rechts der andere links von dem Gang. Ich sah zu meinem besten Freund. Sollte meine Familie auch nur den Gedanken hegen, ihr etwas anzutun - oder gar mir selbst - wären sie auf der Stelle tot. Ich war nicht so töricht, zu glauben, dass sie diese Chance nicht nutzen würden. Sarir hatte deshalb Männer in diesem Raum postiert. Zwei davon gesellten sich nun zu meinem Vater und zu meinem Bruder. Die beiden waren nicht dumm. Sie sahen zu mir auf und hätten sie Gefühle, würden sie es wahrscheinlich verachtend tun. Aber es interessierte mich nicht. Sie waren nur hier, weil es mein Volk und unsere Traditionen verlangten. Dies war der Moment, wo Lacy offiziell meine Königin wurde. Und das würde ich mir von niemandem nehmen lassen. Also, weshalb nur war ich nun so nervös? Warum schlug mein Herz so schnell, als würde ich meine zukünftige Königin heute zum ersten Mal sehen?

Ich gab den Musikern den Befehl, dass sie beginnen konnten. Der Pianist begann seine Töne zu spielen und auch, wenn er es nicht mit brennender Leidenschaft tat, ertönte dennoch eine langsame und harmonische Melodie. Die Klänge hallten in diesem Raum - mit seinen hohen Wänden und Decken, wieder und wieder. Gebannt sah ich zum Eingang, wartend, dass meine zukünftige Frau den Raum betrat. Dann setzte auch die Violine ein. Zweifel überkamen mich. Hatte sie es sich nun doch anders überlegt? Hatte ich sie damit zu sehr überrascht? Ich hätte mit ihr vorher darüber reden sollen aber wahrscheinlich, hätte sie zu viele Fragen gestellt. Sie hätte wieder die Nächte wach gelegen und darüber philosophiert, ob es für sie ethisch vertretbar wäre oder nicht. Sie hätte sich Sorgen gemacht. Um das ganze Volk, was hier stand und auf sie wartete. Um ihre Rasse, ihre Familie. So wusste sie nicht, was auf sie zukommen würde.

Void

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