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1.1. Final ausgerichtete Seelsorge

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Es ist Ihnen sicher aufgefallen, dass ich mich bislang nicht darauf festgelegt habe, wozu ich meinen Ansatz zähle: zur Psychotherapie (dies ist mein gelernter Beruf) oder zur Seelsorge (ich beziehe ja den Glauben mit ein)? Da ich bewusst auf Ratschläge verzichte, auch auf „geistliche“, handelt es sich bei meinem Ansatz sicher nicht um Beratung; auch Coaching trifft nicht zu, da mir eine tief greifende Hilfestellung am Herzen liegt.1

Weder die Begriffe „Psychotherapie“ noch „Seelsorge“ werden meinem Ansatz ganz gerecht. Weil es mir um tiefe Heilung geht, handelt es sich eigentlich um einen therapeutischen Ansatz. Da dabei aber den „geistlichen Mitteln“, d. h. dem Glauben, weit größere Bedeutung zukommt als den psychotherapeutischen, habe ich mich schließlich für „Seelsorge“ entschieden. Es ist mir wichtig, nicht nur Psychotherapeuten, sondern auch Laien mit einer klaren göttlichen Berufung dazu zu ermutigen, gemäß meinem Ansatz anderen Menschen Hilfe zu leisten. Dabei geht es immer um alle Dimensionen des Menschseins, um Geist, Seele und Leib. Gottes Fürsorge richtet sich ja auf die ganze Person. Seine Erlösung betrifft auch unseren Leib (Heilung, leibliche Auferstehung), mit seinen Angeboten kommt er unserer Seele zu Hilfe (Stillung, Vergebung, Frieden2 usw.) und unseren Geist, dem für unsere Gottesbeziehung eine zentrale Rolle zukommt, will er stärken. Es geht Gott um die Einheit und Entfaltung der ganzen Person.

Das meinem Ansatz gemäße seelsorgerliche Handeln baut ganz auf der biblischen Tatsache des göttlichen Angebotes der Neuschöpfung auf. Es ist vorwärts gerichtet, es soll auf Gottes Ziel hin führen, es ist final ausgerichtet. In der „Finalen Seelsorge“, wie ich meinen Ansatz von nun an nenne, lassen wir uns auf Gottes finale Denk- und Handlungsweise ein.

Welches wären nun die Antworten der Finalen Seelsorge auf die Grundfragen in Übersicht 1? Im finalen Ansatz kommt Gott die wichtigste Rolle zu. Er soll im seelsorgerlichen Geschehen den Platz einnehmen, den auch Jesus als Mensch ihm gegeben hat; und als Seelsorger nehmen wir Gott gegenüber die Haltung der Hingabe und Unterordnung ein, die Jesus uns vorgelebt hat. In Johannes 5,17–20 sagt er:

Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke. …

Der Sohn kann nichts von sich selbst tun,

außer was er den Vater tun sieht;

denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn.

Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut.

Weil Jesus unser Vorbild ist, wollen wir den Inhalt dieser Aussage genau verstehen und die Schlussfolgerungen für die Finale Seelsorge ziehen:

 „Mein Vater wirkt bis jetzt“ gilt auch heute noch. Ich kann also davon ausgehen, dass Gott im hilfesuchenden Gegenüber bereits am Wirken ist.

 Ich erkenne an, dass ich nichts aus mir selber heraus tun kann, was Gottes Willen entspricht3. Deshalb vertraue ich darauf, dass Gott mir als seinem Mitarbeiter zeigt, wo und wie er in meinem Gegenüber am Werk ist.

 Dort, wo Gott wirkt, lege auch ich Hand an und versuche, mich dabei ganz von seinem Geist leiten zu lassen.

 Hingabe an Gott und Liebe zu ihm sind die Grundlagen für die Mitarbeit am göttlichen Werk.

Aus der grundsätzlichen Entscheidung, sich in der Finalen Seelsorge nach dem Vorbild Jesu als Gottes Mitarbeiter zu verstehen, ergeben sich alle anderen Antworten auf die oben aufgeführten Fragen. Da sie in den kommenden Kapiteln tiefer bearbeitet werden, genügt hier eine zusammenfassende Übersicht:

Übersicht 2
Charakteristiken der Finalen Seelsorge
Die Finale Seelsorge ist ein seelsorgerlicher Ansatz, der ganz von der Neuschöpfung ausgeht, die in Jesus Christus für uns bereitsteht (2Kor 5,17).
Sie kann als „Geburtshilfe“ für den neuen Menschen verstanden werden.
Das biblische Menschenbild ist die Grundlage: Der Mensch braucht Erlösung, um in die Bestimmung der Gottebenbildlichkeit und der Liebesfähigkeit hinein zu kommen.
Durch Gottes Kraft ist bleibende Veränderung möglich. Der Beitrag des Menschen besteht darin, Gottes Wege und Angebote anzunehmen. Mittels der „Kunst der kleinen Schritte“ kann er lernen, im von Gott geschenkten Neuen zu leben.
Im ganzen seelsorgerlichen Prozess und in jedem Gespräch soll Gott der eigentlich Handelnde sein. Der Seelsorger ordnet sich ihm als Mitarbeiter unter. Er ist bemüht, Gottes Denk-, Sicht- und Handlungsweise zu übernehmen.
Ohne die Bereitschaft des Klienten, sich auf Gottes Wege einzulassen und in Freiheit seine Angebote anzunehmen, ist keine tiefe Veränderung möglich. Weil Gott den Menschen immer freilässt, verzichtet auch der Seelsorger auf Druck.
Gottes Angebote

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