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1.6. Das Lob der Torheit
ОглавлениеIn seinem 1511 erschienenen Büchlein schreibt Erasmus von Rotterdam: „Mir scheint, die christliche Religion steht überhaupt einer gewissen Torheit recht nahe“52, und zitiert dann folgende Stelle von Paulus:
Das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit;
uns aber […] ist es Gottes Kraft. […]
Das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.53
Als Christen stehen wir vor der Wahl zwischen der Weisheit der Menschen und der Torheit Gottes. Es gibt keinen dritten Weg. Nicht zu wählen und beides miteinander verbinden zu wollen – dies ist wohl die schlechteste aller Möglichkeiten.54 Der Weg der Gnade ist uns eigentlich fremd und fällt uns schwer; und wer möchte schon als törichter Mensch angesehen werden? Deshalb braucht es Demut und Mut, Jesus wirklich zu folgen, indem man sich so wie er ganz auf Gott verlässt, nichts aus eigener Weisheit versteht, nichts aus sich heraus tut, nur die vorbereiteten Werke vollbringt, sich ihm in allem unterordnet und nur seine Ehre sucht; indem man auf die Kraft der Erlösung vertraut, auf Gottes Angebote, die Verheißungen in seinem Wort, das Wirken des Heiligen Geistes, die Effizienz der einfachen Wege Gottes und die Weisheit von Gottes Ordnungen.
Es ist beeindruckend, wie gut Gott uns durch den Beistand des Heiligen Geistes ausrüstet. Durch ihn wohnt unser Meister in uns; ohne ihn wären wir unfähig, Gottes Mitarbeiter zu sein (vgl. Übersicht 6).
Übersicht 6 |
Der Beistand des Heiligen Geistes |
Er führt uns in die Wahrheit und offenbart uns Gottes Gedanken: Johannes 16,13 |
Er lehrt uns alles und erinnert uns auch wieder daran: Johannes 14,26 |
Er gibt uns innere Führung und Leitung: Röm 8,14 |
Er ist unser Beistand, Tröster und Ermutiger: Joh 14,16; Röm 8,16 |
Er hilft unserer Schwachheit auf und tritt vor Gott für uns ein: Röm 8,26 |
Durch die „Frucht des Geistes“ will er in uns den Charakter Jesu ausbilden: Gal. 5,22 |
Durch seine Gaben stattet er uns mit der Kraft Jesu aus: 1Kor 12,4–11 |
Für die Zurüstung und kontinuierliche Weiterbildung seiner Mitarbeiter hat Gott mehrere Möglichkeiten: Er lässt sie selber erleben und empfangen, was sie an andere weiterzugeben haben.55 Er will uns sein Handeln so sichtbar machen, dass wir von ihm als Modell lernen können.56 Er schenkt uns aber auch Menschen, die uns seine Wahrheit lehren (das Timotheus-Prinzip) und die für uns Vorbilder im Glauben sind.57 Durch seinen Geist schließt er uns sein Wort auf.
Aber es gibt auch Dinge, die wir als Gottes Mitarbeiter loslassen und andere, auf die wir verzichten müsse: Unser Wissen, unsere natürlichen Begabungen, die erworbenen Kompetenzen und unsere Erfahrung sollten wir in Gottes Hände ablegen, damit Gott darüber verfügen kann. Wir wollen nicht durch sie, sondern durch Gottes Geist gelenkt werden. Auch den Wunsch, Wissen anzuhäufen, unsere Erfahrungen zu systematisieren, Theorien aufzustellen, Programme und Techniken zu entwickeln, sollten wir ablegen. Damit verzichten wir auch auf die Sicherheit, für alle Fälle „etwas zu haben“, und sind ganz auf Gott geworfen. Auch das Effizienz- und Erfolgsdenken entspricht Gott nicht; für seine Mitarbeiter geht es eher darum: „Tue das Gute vor dich hin und bekümmre dich nicht, was daraus werden wird.“58 Wir müssen bereit sein, auf Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und die Anerkennung und Ehre durch Menschen zu verzichten.59
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich „das Lob der Torheit“ wirklich anstimmen: Jesus ist der beste Herr, den es gibt. Sein Joch ist wirklich leicht und ich finde dort Ruhe für meine Seele60. Was er für mich vorbereitet hat, ist nie überfordernd. Dass ich ihm allein dienen kann, macht mich frei von Menschenfurcht und bewahrt mich davor, Menschen gefallen zu wollen oder sie zufriedenzustellen. Die Veränderung des Klienten ist Gottes Sache, nicht meine Verantwortung. Da er alle Lösungen hat und die Hauptverantwortung trägt, bin ich je nur für meinen Teil im aktuellen Gespräch verantwortlich, und auch darin will er mich leiten; so kann ich entlastet „hindere lige“61. Es ist so spannend und bereichernd, von Gott lernen zu können und von seiner schöpferischen Kreativität angesteckt zu werden. Am Schluss eines Gesprächs kann ich ihm das unvollkommene Werk zurückgeben, damit er es zurechtbringt. Für meine Fehler kann ich Vergebung empfangen; er beurteilt mich mit Barmherzigkeit, ermutigt mich, fordert mich aber auch heraus. Viel Segen fließt durch diese Zusammenarbeit mit ihm in mein Leben zurück, in unsere Ehe und zu unseren Kindern hin. Der Gewinn ist also über alle Maßen groß!