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1.4. Gottes Wege
ОглавлениеIn Gottes Wort können wir nicht nur Angebote, sondern auch Wege entdecken, wie wir zum Ziel kommen können. In den Hinweisen zu den drei Angeboten Gottes habe ich einige wichtige Wege Gottes bereits angedeutet. Was ist aber mit dem Begriff der „göttlichen Wege“ gemeint? Darunter verstehe ich die Art, wie das Ziel der Neuschöpfung angestrebt werden kann.
Gottes Wege stehen oft im Gegensatz zu unseren menschlichen Theorien und Wegen, an denen wir trotz aller Misserfolge oft hartnäckig festhalten. Es soll genügen, an einige zu erinnern: „Wenn man etwas begriffen hat, kann man es auch tun“; „Man kann, wenn man will“; „Ohne Fleiß, kein Preis“ usw. In der Realität unseres Lebens bewähren sich diese Theorien aber nicht. Die menschlichen Wege haben viel mit Anstrengung, Mühsal und selbstverdientem Erfolg zu tun. Sie überschätzen die Möglichkeiten des Menschen und überfordern ihn.
Es gibt aber auch christlich-religiöse Handlungsanweisungen, welche an der Realität des Menschen vorbeigehen und ihn überfordern, indem sie das Ziel durch eigene Leistung und Anstrengung erreichen wollen: „Man muss nur tun, was die Bibel sagt“, verbunden mit der Aufforderung zu einem Willensakt, bei dem die Seele nicht mitkommt.42 „Man muss nur richtig beten, dann …“, verbunden mit einem Gebets-Programm, durch welches der Erfolg garantiert werden soll.43 „Reiß dich ein bisschen zusammen; den Rest, den du nicht tun kannst, den tut Gott dann schon“, als ob Jesus nicht alles für uns vollbracht hätte. Gottes Wege verlangen ganz andere innere Haltungen: Das ehrliche Eingeständnis des Unvermögens, Demut, bitten können, ein unverdientes Geschenk annehmen und Dankbarkeit. Sie sind Ausdruck von Gottes Gnade, seinem stellvertretenden Handeln und seiner Barmherzigkeit.
Auf Gottes Wegen können wir seine Angebote in Besitz nehmen und durch seine Kraft von innen heraus verändert werden. Sie führen alle auf’s Ziel der Neuschöpfung zu. Wenn wir uns im Gespräch von ihm führen lassen, wird Gott uns zeigen, auf welchen seiner Wege er diese Person jetzt führen will.
Hier nun ein Überblick über die Wege, die Gott uns anbietet:
Übersicht 5 |
Gottes Wege |
Eine nach vorne gerichtete, durch den Glauben geprägte, finale Haltung: Jes 43,18–19; Phil 3,12–14 |
Sich nach dem neuen Herzen ausstrecken: Spr 23,12.26; Hes 36,26–27; Gal 4,6; |
Bitten – empfangen: Jak 4,2–3; Mt 7,7–11; Joh 15,16; Mt 18,19–20 |
Sein Verhalten wie ein altes Kleid ausziehen – das von Gott bereitgestellte neue anziehen: Gal 3,27; Eph 4,22–24; Kol 3,7–10 |
In der von Gott geschenkten „Neuheit des Lebens“, im Licht und in den vorbereiteten Werken „wandeln“: Röm 6,4; 1. Joh 1,7; Eph 2,10 |
Gott Raum geben, damit seine Frucht in uns wächst: Joh 15,1–8.16; Gal 5,22 |
Mit Dankbarkeit begießen, was Gott in unserem Leben pflanzt: Ps 50,23; 1Thess 5,18; Phil 4,6; Kol 3,15 |
Auch hier soll ein Beispiel wieder Klärung bringen (Beispiel 8):
Das Ergänzungsmuster dieses Paares war sehr herausfordernd: Er war aufgrund seiner Herkunft und seiner Kindheit ein intellektueller Chaot; sie entstammte einer wohlgeordneten, kleinbürgerlichen Familie; beide standen im Glauben. Die Frau hatte lange versucht, sich immer wieder neu auf die sprunghaften, für sie unverständlichen und verletzenden Entscheidungen ihres Mannes einzulassen; sie hatten ihr und den Kindern viel Unsicherheit beschert. Diese unvermittelten Kurswechsel hatte sie als Treubruch erlebt und mit der Zeit begonnen, auf Distanz zu gehen und ihm sein ungutes Verhalten bei jeder Gelegenheit vorzuwerfen. In unseren Paargesprächen machte er klare Schritte der Veränderung; sie aber fuhr fort, ihn durch Liebesentzug zu bestrafen.
Eines Tages stießen wir auf folgenden Satz von Paulus: „Lasst alle Menschen eure Freundlichkeit spüren.“44 Wir sprachen darüber, dass diese Freundlichkeit eigentlich zur „Grundausstattung“ des neuen Menschen gehöre. Ich fragte die Frau: „Spüren Sie, dass Gott diese Freundlichkeit in Sie hineingelegt hat?“ „Ja.“ „Auch Ihrem Mann gegenüber?“ Sie schaute mich verschmitzt an: „Ja, auch ihm gegenüber.“ „Wollen Sie sie ihn nicht von Zeit zu Zeit spüren lassen?“45 „Nein, das möchte ich nicht.“ „Nun“, sagte ich, „das ist Ihre freie Entscheidung. Wichtig ist, dass Sie spüren, dass die Freundlichkeit in Ihnen da wäre.“
Sie tat es dann im Nachhinein doch, sogar immer häufiger. Der Zeitpunkt aber, wo sie bereit war, den anderen göttlichen Weg bewusst zu beschreiten, „sein Verhalten wie ein altes Kleid ausziehen – das von Gott bereitgestellte neue anziehen“, kam erst nach einigen Gesprächen.