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Gegen eine Snobdame

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Wenn Sie nicht zur Gesellschaft gehören und man erzählt Ihnen, dass Elianthe jung ist, schön, angebetet von ihren Freunden und verliebt, dass sie trotzdem ohne einen Augenblick der Ruhe um die Gunst gewisser Männer buhlt und sich die harte Abweisung seitens dieser Männer gefallen lässt, die oft hässlich, alt, stumpfsinnig sind, ferner, dass sie wie im Bagno arbeitet, um ihnen, die sie kaum kennt, zu gefallen, ferner, dass sie ihnen zuliebe verrückt wird, nüchtern wird, dass sie sich durch ungezählte Liebesdienste zu ihrer Freundin macht, wenn sie arm sind, zu ihrer Schützerin, durch sinnliche Hingabe zu ihrer Mätresse – dann werden Sie denken: Welch ein Verbrechen muss Elianthe begangen haben, und wer sind die strengen, furchteinflößenden Amtspersonen, die sie unter allen Umständen gewinnen muss, denen sie ihre Freunde opfert, ihre Liebesbeziehungen, ihre Geistesfreiheit, die Würde ihres Daseins, ihr Vermögen, ihre Zeit, die intimsten weiblichen Antipathien? Nein, Elianthe hat kein Verbrechen begangen. Die Zeugen, die sie zu bestechen sucht, haben sich nie um sie gekümmert und hätten den ruhig und klar fließenden Strom ihres heiteren Lebens friedlich weiterwallen lassen. Aber ein furchtbarer Fluch lastet über der Unseligen: sie ist eine Snobdame.

Die Übersetzungen von Ernst Weiß

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