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INTEGRATION

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Dem Umstand, dass Migration weiterhin stark zunehmen wird, ist Rechnung zu tragen. Diese Zeichen der Zeit nicht wahr- bzw. ernst zu nehmen oder gar zu verdrängen könnte katastrophale Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen in unserem Lande haben. Integration ist der Versuch eines gelingenden Zusammenlebens unter Beibehaltung von Identität, wobei sowohl Migrantinnen und Migranten als auch die aufnehmende Gesellschaft ihre Identität beibehalten und entwickeln dürfen und sollen. Sie bedeutet die Herstellung von Chancengleichheit im sozialen, politischen und gesellschaftlichen Leben.

Das Aufnehmen von Fremden und Obdachlosen im Sinne der Worte Jesu „Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen“ muss auch mit dem „Annehmen“ ergänzt werden. Das bedeutet die Zuwendung in Freundschaft und gegenseitiger Achtung. Der tiefste Grund dafür ist, dass Gott auch uns angenommen, dass er sich uns in Liebe zugewandt hat. Das bedeutet keine Gleichmacherei. Wir sollen unsere Geschichte, unsere Kulturen, unsere Eigenarten und Werte pflegen. Einheimische und Fremde verbindet auch die Spannung zwischen Heimat und Fremde, zwischen Ziel und Unterwegssein.

Integration bestimmt das Leben konkreter Menschen. Integration ist ein Prozess des wechselseitigen Sich-Einlassens und der Veränderung zwischen einer aufnehmenden und einer aufzunehmenden Gruppe. Während Migrantinnen und Migranten vor allem auf individueller Ebene große Anpassungsleistungen erbringen müssen, fällt der Aufnahmegesellschaft die Aufgabe zu, die politischen, rechtlichen und kulturellen Institutionen so zu gestalten, dass aus Fremden gleichberechtigte Bürger werden.

Dazu braucht es faire, gerechte Chancen – für In- und Ausländer. Die Aufnahmegesellschaft hat für Strukturen zu sorgen, die von Anfang an Aufnahme und Beteiligung ermöglichen. Ebenso wird von Migrantinnen und Migranten erwartet, sich auf diesen Prozess einzulassen, etwa die Bereitschaft zum Erlernen der deutschen Sprache. Und jeder in Österreich ist gehalten, die Universalität der Menschenrechte und die demokratische Verfassung als Grundlage des Zusammenlebens anzuerkennen, wie Religionsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit oder die gleichberechtigte Stellung von Frau und Mann. Das verpflichtet alle Mitglieder der österreichischen Gesellschaft, – ob schon seit Generationen hier lebend, hier geboren oder kürzlich zugewandert.

Ein Schlüssel der Integration ist die Bildung. Im Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich heißt es: „Bildung kann Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenführen, durch gemeinsames Lernen den Horizont eines jeden und einer jeden Einzelnen weiten helfen, Brücken zu bauen zwischen den Generationen und zwischen den Geschlechtern, zwischen Kulturen und Religionen.“

Integration ist ein beidseitiger Prozess, ein gesellschaftlicher Dauerauftrag. In vielen positiven Beispielen im Alltagsleben leisten Christinnen und Christen einen wichtigen Beitrag auf dem sicherlich noch langen Weg zu einem besseren Miteinander. Und immer wieder werden mutige Schritte gesetzt. Wir brauchen gegenseitigen Respekt. Die zahlreichen Zuwanderer leisteten ebenso ihren Beitrag zum wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Reichtum. Die Nationen müssen „im Namen der Würde jedes einzelnen Menschen einen zusätzlichen Schritt hin zur Integration aller in die Gesellschaft“ machen. „Davon hängt zu einem großen Teil der soziale Friede ab“ (Papst Benedikt XVI.).

Wider den kirchlichen Narzissmus

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