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Menschen wie wir

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Wir erleben gegenwärtig eine riesige Völkerwanderung in Richtung Europa. Menschen aus Afrika, aus dem Nahen Osten, versuchen, den Schauplätzen der kriegerischen Konflikte, der Not und der Verfolgung zu entkommen. Unzählige von ihnen haben bereits beim Versuch, in Europa Schutz zu finden, ihr Leben verloren. Sie sind auf der Flucht in den Wüsten verdurstet oder im Meer ertrunken, sie wurden aber auch Opfer von gewissenlosen Geschäftemachern. Das Unglück im April 2015 mit rund 800 Toten im Mittelmeer stellt einen traurigen Höhepunkt in der Statistik von toten und vermissten Flüchtlingen dar. Hinter den nackten Zahlen stecken aber konkrete Menschen mit ihrer Not, mit ihrer Ausweglosigkeit, mit ihrer Würde.

Die internationale Gemeinschaft, alle Staaten, Europa, Bund, Länder und Gemeinden stehen vor großen Herausforderungen, denn die Flüchtlingsströme werden mit Sicherheit noch zunehmen. Kirche und Politik, Zivilgesellschaft, Sozial-partner und Medien sind angefragt, für weitere Flüchtlingsunterkünfte zu sorgen und den Asylsuchenden ein wohlwollendes Klima, eine Willkommenskultur zu bereiten. Dabei ist wichtig, die in diesem Zusammenhang entstehenden Sorgen und Ängste unter der Bevölkerung ernst zu nehmen und ihnen mit Sachlichkeit und Information zu begegnen. Papst Franziskus fordert die Überwindung von Vorurteilen und Vorverständnissen in der Betrachtung der Migranten und Flüchtlinge: „Nicht selten löst nämlich das Eintreffen von Migranten, Vertriebenen, Asylbewerbern und Flüchtlingen bei der örtlichen Bevölkerung Verdächtigungen und Feindseligkeiten aus. Es kommt die Angst auf, dass sich Umwälzungen in der sozialen Sicherheit ergeben, dass man Gefahr läuft, die eigene Identität und Kultur zu verlieren, dass auf dem Arbeitsmarkt die Konkurrenz geschürt wird oder sogar, dass neue Faktoren von Kriminalität eindringen. Auf diesem Gebiet haben die sozialen Kommunikationsmittel eine sehr verantwortungsvolle Rolle: Ihre Aufgabe ist es nämlich, feste, eingebürgerte Vorurteile zu entlarven und korrekte Informationen zu bieten, wo es darum geht, den Fehler einiger öffentlich anzuklagen, aber auch, die Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Seelengröße der Mehrheit zu beschreiben. In diesem Punkt ist ein Wandel der Einstellung aller gegenüber den Migranten und Flüchtlingen notwendig; der Übergang von einer Haltung der Verteidigung und der Angst, des Desinteresses oder der Ausgrenzung – was letztlich genau der ‚Wegwerf-Mentalität‘ entspricht – zu einer Einstellung, deren Basis die ‚Kultur der Begegnung‘ ist. Diese allein vermag eine gerechtere und brüderlichere, eine bessere Welt aufzubauen.“1

Wider den kirchlichen Narzissmus

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