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FREMDENFEINDLICHKEIT

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In jeder Region Mitteleuropas leben inzwischen 10 Prozent Menschen mit „Migrantenhintergrund“. Viele sind in Arbeit und Wirtschaft integriert und viele Bereiche der Gesellschaft würden ohne sie zusammenbrechen. Die zahlreichen Zuwanderer leisteten ihren Beitrag zum wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Reichtum. Vielfältige Begegnungen mit den „Fremden“ gehören zum Alltag in Wohnvierteln, in Schulen, am Arbeitsplatz. Sie können interessant und bereichernd sein, sind aber auch Herausforderung und bringen Ängste, Spannungen und Konflikte mit sich. Manches ist an gegenseitigem Verständnis gewachsen, anderes hat sich wiederum verschärft. Und politisch rechte Kreise stellen „Ausländer“ als Bedrohung für den sozialen Frieden und für den Wohlstand hin. Nicht selten müssen sie als Sündenböcke herhalten. Es gibt offen oder versteckt Fremdenfeindlichkeit als eine ablehnende Einstellung und Verhaltensweise gegenüber Menschen anderer Herkunft. Sie kann sich durch Furcht, Meidung, Geringschätzung, Spott oder Feindseligkeit ausdrücken, die leider und nicht selten bis zu Gewalt reicht.

Fremdenfeindlichkeit hängt an grundsätzlichen Einstellungen zum Leben bzw. an negativen Lebensentwürfen. Alles, was im Gegensatz zum Eigenen, Nahen, Bekannten, Gewohnten und Vertrauten steht, ist dann nicht geheuer und wird als Bedrohung erfahren. Eine Sperrhaltung gegen alles Fremde, grundsätzliches Misstrauen, eine grundsätzliche Abwehrreaktion sind die Konsequenz: Wer kein Hiesiger ist, gilt als suspekt. Es ist Ausdruck von menschlicher Schwäche und nicht von Stärke, anderen Menschen und Völkern von vornherein mit Abwertung und Verdacht zu begegnen oder alle, die sich nicht angleichen und unterwerfen, ins Lager der Feinde zu verweisen. Einseitige Pauschalverurteilungen anderer Völker und Religionen sowie ausländerfeindliche Positionen sind mit unserem Glauben unvereinbar.

Viele Situationen der Gewalt, unter denen Menschen heute leiden, haben ihre Wurzeln im Unverständnis und auch in der Ablehnung der Werte und der Identität anderer Kulturen. Solche Situationen könnten oftmals durch eine bessere gegenseitige Kenntnis überwunden werden. Maßnahmen zur besseren Integration sind notwendig und wichtig. Integration ist ein beidseitiger Prozess, ein gesellschaftlicher Dauerauftrag. In vielen Pfarrgemeinden, durch Projekte der Caritas und durch positive Beispiele im Alltagsleben leisten Christinnen und Christen einen wichtigen Beitrag auf dem sicherlich noch langen Weg zu einem besseren Miteinander. Die Nationen müssen „im Namen der Würde jedes einzelnen Menschen einen zusätzlichen Schritt hin zur Integration aller in die Gesellschaft“ machen. Die Würde ist allen Menschen zugesagt, jenseits der ethnischen, sozialen, religiösen Zugehörigkeit. Der Blick des Christen wendet sich dem konkreten Nächsten zu. Der höchste Grundsatz, der das menschliche Zusammenleben bestimmt, ist nämlich die Achtung vor der Würde eines jeden, insofern er als Person nach dem Bilde Gottes geschaffen und daher unser aller Bruder ist. Ziel muss es sein, das echte Wohl jedes Menschen und der Gesellschaft im Ganzen zu suchen.

Wider den kirchlichen Narzissmus

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