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Genesungsgeschenk

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Mit großen treuen Augen sieht mich Hündchen an. Was hat es sich denn dieses Mal ausgedacht? Oh nein! Es hat etwas mitgebracht. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich bin völlig verunsichert, weil ich mit vermeintlichen Freundschaftsgesten gerade nichts anfangen kann. An die Besuche habe ich mich gewöhnt. Sie erfolgen regelmäßig zur abgesprochenen Zeit. In der Woche nachmittags um fünf und am Wochenende um elf Uhr. Hündchen schläft halt gerne aus.

Aber was soll das heute? Warum hat es so etwas mitgebracht? Es soll wohl ein Geschenk sein. Zumindest sieht das Objekt so aus, wie man sich gemeinhin ein Geschenk vorstellt. Es ist rechteckig, in pastellbuntes Geschenkpapier verpackt. Eine silberne Schleife ziert den verpackten Gegenstand. Was für eine unnötige Verschmutzung.

»Muss dieser Müll sein?« Ich deute auf Schleife und Verpackung.

»Es handelt sich um Recyclingpapier aus dem Bioladen.«

Ich versuche trotzdem wütend zu wirken, aber ich glaube, ich freue mich eigentlich. »Naja, die Schleife ist sicherlich nicht ökologisch!«

Hündchens Blick wirkt irgendwie verschlagen, wissend, seltsam spannungsgeladen… Ich versuche vergeblich, den Blick zu lesen. Er wirkt überheblich und freundlich zugleich. Irgendetwas Unerwartetes wird wohl gleich passieren, wenn ich das Geschenk aufmache. Als ich das Päckchen in der Hand halte, fühle ich bereits, was es ist: »Ah, wie unspektakulär! Ein Buch für meine Sammlung.«

Hündchen verändert seinen Gesichtsausdruck nicht.

»Was für eine Sammlung?« Hündchen spielt mein Spiel mit.

»Bücher von Autoren, die schlechter sind als ich.«

Hündchen grinst. »Wieso bist du dir so sicher?«

»Es ist ganz bestimmt ein Buch. Und egal was für ein Buch das ist, meine Aussage trifft auf jeden Fall zu, selbst wenn es dein eigenes Buch sein sollte. So ein Psychoschmarrn, kann es mit meinem Talent nicht aufnehmen.«

Ich strecke Hündchen die Zunge raus. Hündchen lacht. Hündchen lässt sich von mir nicht ärgern.

»Soll ich es auspacken?«

»Ja, sicher.«

»Jetzt?«

»Mach schon! Ich möchte dein Gesicht sehen.

»Häh? Denkst du, ich habe gerade eine Maske auf und wenn ich das Geschenk aufmache, fällt die Maske runter?«

Ich habe wirklich nicht verstanden, warum es glaubt, mein Gesicht erst gleich sehen zu können. Hündchen verdreht die Augen. Egal. Ich reiße das Papier auf. Ungeschickt. Die Geschenkverpackung kann man nicht wieder verwenden. Das Buch befindet sich nun direkt vor meinen Augen. Ich verstehe erst nicht, was ich da sehe.

»Und überrascht?«

»Hau ab!«

Ich bin normal, nur ...

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