Читать книгу Keltenzauber - Manuela Tietsch - Страница 11

7 Die Füchsin

Оглавление

Als wir schließlich unter den kümmerlichen Bäumen zu stehen kamen, schnappte ich angestrengt nach Luft. Ich ließ mich schwer an einem der Baumstämme zu Boden gleiten. Wollte die Augen schließen und vor einem warmen Kamin schlafen. „Was gäb’ ich für eine wärmende Feuerstelle“, brachte ich müde heraus.

Calum nickte zitternd und sah Gavin an. Nie zuvor hatte Dougal sich ein warmes Feuer gewünscht, nicht einmal im kältesten Winter oder stärksten Unwetter. Sie sahen ihn müde am Stamm des Baumes lehnen, die Augen geschlossen, die Lippen zusammengepresst und die Hände im Schoß zu Fäusten geballt.

Calum hockte sich vor ihn. „Wir sollten unsere Beute essen, bevor der eisige Wind sie einfriert oder irgendwelche Leute kommen, um sie zurückzufordern.“

Gavin und Eithne hockten sich daneben.

Ich öffnete die Augen. Ich hatte keinen Hunger, trotzdem zwang ich mich zu essen, denn wer wußte, wann wir die nächste Gelegenheit dazu bekamen. Die Früchte schmeckten fremd, als wären sie längst nicht mehr genießbar, mit einem unangenehmen Beigeschmack. Während des essens betete ich. Ich dankte unserer Schöpferkraft für die Zuwendung durch die Nahrung und zum Anderen bat ich darum, daß wir am nächsten Morgen in unserer Heimat wieder erwachten. Ich wünschte unser Erlebnis würde sich nur als böser Traum herausstellen. Eine Geschichte für lange Abende im Familienkreis an der Feuerstelle. Ich schaute in die Gesichter meiner Geschwister, die ebenfalls das letzte Stückchen Obst hinunterschluckten. „Ich will weitergehen!“ sagte ich entschlossen.

Gavin lachte trocken auf. „Du weißt wohl nicht wie du aussiehst.“

Ich schüttelte den Kopf. „Wir sitzen hier viel zu nah an diesem grauen Weg.“

„Ich sehe weit und breit keinen besseren Unterschlupf!“ Er sah mich bestimmend an. „Außerdem hast du Blut verloren. Wir gehen morgen in der Frühe weiter. “

Wohin, fragte ich mich hoffnungslos. Wohin wollten wir denn gehen?

Eithne starrte den grauen Weg entlang und sprang auf.

„Seht mal!“ Sie zeigte auf zwei Lichter, die sich unaufhaltsam durch das Schneegestöber auf uns zu bewegten.

Gavin bemühte sich, mich aufzurichten. „Komm weiter.“

Plötzlich gab es einen erstickten, schleifenden Laut. Das Gefährt schlingerte mit einem Mal von einer Seite des grauen Weges zur anderen, während es weiter auf uns zukam. Genauso wie das Reh, das gehetzt an uns vorbeilief, ins Dunkel des Schneegestöbers.

Keine zwanzig Schritte vor uns, rutschte das Gefährt an die Seite des grauen Weges und kam dadurch zum Stehen. Das Licht erlosch jedoch nicht, so wie wir es inzwischen von diesen Dingern gewohnt waren, sondern strahlte uns weiterhin unangenehm an. Eine Klappe wurde geöffnet und ein Mensch stieg aus, eine Frau, die laut redete und ins Dunkel schaute, ehe sie sich umwandte und an das Gefährt herantrat.

„OmanwiesollichdenndenWagenherausbekommen? Deristmirdochvielzuschwer.“ Sie lief einmal um das Gefährt herum bis sie erneut vor den Lichtern hielt.

Da erkannte ich sie. „Die Füchsin!“ sagte ich leise.

„Was?“ fragte Calum nach. „Was meinst du?“

Ich sah ihn an. „Die Frau, die wir vorhin gesehen haben.“

Calum starrte mich an ohne zu verstehen.

„Ich erinnere mich“, sagte Gavin. „Sie war hinter der durchsichtigen Wand und das zweite Mal hat Calum sie wegjagen wollen, doch sie ist nicht gegangen.“

Ich nickte. „Sprich sie an.“

Gavin antwortete leise „Bist du irre? Wir können froh sein wenn sie uns nicht bemerkt.“

„Vielleicht hilft sie uns, wenn wir ihr helfen“, entgegnete ich hoffnungsvoll.

Gavin sah mich zweifelnd an.

Ich überlegte nicht weiter, stand entschlossen auf und ging auf sie zu. Ich war sicher, daß sie uns anders begegnen würde als die Übrigen.

Gavin griff mich stützend unterm Arm. „Sie wird einen Schock bekommen und ohnmächtig zu Boden fallen“, flüsterte er mir zu.

Ich schüttelte entschlossen den Kopf.

Die Füchsin hatte uns nicht bemerkt, sie versucht, wie es schien, das Gefährt aus dem Graben zu schieben. Ein aussichtsloses Unterfangen. Erst als wir bereits vor ihr standen sah sie auf und erschrak. Sie sprang aus ihrer stemmenden Haltung auf die Beine.

„Ihr!“ rief sie entgeistert.

Wie kamen denn die vier hier her? Flanna beschlich ein unheimliches Gefühl. Waren sie ihr gefolgt? Was suchten sie hier in dieser einsamen Gegend? Der große dunkle lächelte und sein Lächeln war warm und gewinnend. An den Augen konnte sie erkennen, daß diese vier Menschen Geschwister waren. Sie hatte das Gefühl in die dunklen Tiefen eines unergründlichen Moores zu blicken, als er sie ansprach.

Ich bemühte mich ein vertrauenerweckendes Lächeln aufzusetzen. „Wir wollten unsere Hilfe anbieten und hoffen auf Gegenhilfe von dir.“ Meine Angst vor ihrem entgeisterten, verständnislosen Ausdruck ließ mich unnatürlich schnell sprechen.

„Die versteht dich genauso wenig wie alle anderen“, warf Eithne verdrossen ein.

Die Füchsin starrte uns schweigend an und zeigte uns mit keiner Gebärde, daß sie verstanden hatte.

Er sprach in einer uralten Mundart. Er redete schnell, viel schneller als beim ersten Mal, so daß sie zusätzliche Mühe hatte ihn zu verstehen. War es Zufall? Erlaubte sich jemand einen Scherz mit ihr? Kurz ließ sie sich sämtliche Namen von Bekannten oder Freunden durch den Kopf gehen. So etwas würde niemand tun. Und wer könnte so was gemeines machen? Die Marktleute? Weil sie so vertrauensselig war? Womöglich fanden sie es witzig ihr diese Leute vorzusetzen, weil sie Schottland so liebte? Sie beschloss vorerst gute Miene zu zeigen und mitzuspielen.

Unerwartet geschah das Wunder.

„Was um alles in der Welt macht ihr hier? Mitten in der Nacht!“ Sie schüttelte mißbilligend den Kopf. „Solltest du nicht längst in einem Krankenhaus liegen.“

Sie sprach unsere Sprache! Ich schickte ein Dankgebet an unsere Schutzgeister. Endlich ein Mensch mit dem wir reden konnten. Sicher, sie benutzte Worte die mir nicht geläufig waren, doch es handelte sich eindeutig um dieselbe Sprache. Ich wußte nicht was das für ein Haus war, ein Krankenhaus, und außerdem war ich nicht krank, sondern verletzt.

Sie sah mich an als erwartete sie eine Antwort von mir.

„Oh, ich bin nur verletzt“, erwiderte ich verwirrt, weil sie mich verstand.

Eithne platzte überrascht mit einer Frage heraus: „Wieso sprichst du unsere Sprache und die anderen nicht?“

Ihr Blick war beharrlich und mißtrauisch auf uns gerichtet. Sie zögerte bevor sie antwortete: „Ich habe sie gelernt.“

Wäre das ganze nicht so spannend, so wäre Flanna wahrscheinlich schreiend geflohen, aus Angst vor diesen großen, vierschrötigen Kerlen, die so gar nicht ins einundzwanzigste Jahrhundert passten. Doch ein Gefühl hielt sie zurück, bannte ihre Angst und hielt sie in Grenzen. Schließlich war auch ein Mädchen dabei. Sicher, sie sah ebenso kernig wie die Männer aus und beobachtete sie mehr als argwöhnisch, doch diese Menschen weckten ihre Neugierde, denn sie wirkten wie die wieder erwachten Gestalten aus den alten Sagen Schottlands. Die Neugier war zu übermächtig. Viel stärker als die Angst. Wie ein Schatten huschte ein seltsames Gefühl über sie hinweg, weil sie an ihre Vorfahren aus Schottland denken mußte, die MacBochras. Wo in Gottes Namen kamen diese Leute her? Wo in Schottland sprachen sie heutzutage diese Mundart und kleideten sich im überlieferten großen Tuch. Und weshalb war er nicht längst in den Händen eines Arztes? Hatten sie doch ein Geheimnis zu verbergen? Oder hatte sich das doch einer vom Markt ausgedacht? Womöglich hatte sie wieder zu viel von Schottland geschwärmt?

Die Füchsin schüttelte den Kopf, kaum sichtbar, als wollte sie ein Wort hinzufügen, ehe sie an das Gefährt zurücktrat, um hinten eine Klappe zu öffnen. Bevor sie dies allerdings zu Ende bringen konnte, sprang Eithne auf sie zu und hielt ihr ihren Dolch unter das Kinn. Die Füchsin wirkte völlig überrumpelt, entsetzt, dessen ungeachtet nahmen ihre Haut mit einem Mal eine dunkle Färbung an und die Wut sprach durch ihren Augen und Gesichtszüge.

„Nimm sofort das blöde Ding da weg!“ presste sie bissig hervor. „Ich dachte ihr wolltet mir helfen?“

Ich schluckte hart. Dumme Eithne, machte alles zunichte. „Steck deinen Dolch weg, Eithne!“ zischte ich.

Eithne sah mich wütend an, beeilte sich dennoch meinem Befehl nachzukommen.

„Habt ihr nur einen Vorwand gesucht um euch an mich heran zu machen?“

„Ich dachte,“ antwortet Eithne beschwichtigend an mich gewandt, aber ihren Bruder anschauend, „sie wollte eine von diesen Waffen herausholen.“

Ich ließ die Füchsin nicht aus den Augen.

Sie hob beschwichtigend die Hände und zeigte uns die leeren Handflächen. „Hier trägt doch nicht jeder eine Waffe! So ein Quatsch. Außer euch anscheinend!“ sie zeigte auf mich. „Ich wollte dir nur die Tür aufmachen, damit du dich in der Zwischenzeit aufwärmen kannst, während wir den Wagen aus dem Graben schieben.“

Ich schüttelte entschlossen den Kopf. „Ich steige nicht in dieses Ding da.“

Die Füchsin sah mich seltsam an. „Dieses Ding hat eine Standheizung und obwohl alt, ist es trotz allem recht behaglich bei diesem Wetter.“ Sie holte Luft. „Besonders für jemanden, der eine Schußverletzung hat.“

Ich hielt ihrem Blick stand. „Ich steige da nicht ein und wenn es noch so viel Standheizung hat wie du sagst, was eine Standheizung auch sein mag. Wer weiß, ob du mich nicht darin gefangen nimmst und mich dann in einen Zwerg verzauberst, damit ich in einer der kleinen schwarzen Truhen lande.“

Die Füchsin sah mich ungläubig an, ehe sie unerwartet zu lachen begann. Sie hob die Hände wie besiegt und sagte: „Na gut, endlich begreife ich’s. Wo ist sie?“ Sie drehte sich suchend nach allen Seiten um. „Ihr seid von der Versteckten Kamera, oder?“ Sie sah sich ein weiteres Mal um, während sie schmunzelnd wiederholte. „Schwarze Truhen.“

Ich tauschte vielsagende Blicke mit Gavin, bevor er den Kopf schüttelte. „Du solltest dich nicht über uns lustig machen“, sagte ich verzagt. „Wir brauchen Hilfe und du auch, ich dachte wir könnten uns austauschen.“

„Wir helfen dir den Wagen zu schieben und du zeigst uns den schnellsten Weg nach Dal-Riada. Mehr wollen wir gar nicht.“

Sie lachte erneut auf, doch dieses Mal schwang ein Spottlaut mit. „Den Weg nach Schottland, also Dal-Riada, den kann ich euch wohl sagen, aber das wird euch nicht viel nützen.“

„Warum nicht?“ entgegnete ich verärgert.

„Weil ihr zu Fuß, und selbst wenn du nicht in dieser Verfassung wärst, einige Wochen bräuchtet um dorthin zu kommen. Zudem müßtet ihr anschließend, wenn ihr die Küste erreicht hättet, ein langes Stück schwimmen.“

Wie vom Donner gerührt stand ich da, fragte wie entrückt. „Wo sind wir hier?“

Sie lachte nicht mehr, sondern sah mich erneut seltsam betroffen und fragend an. „Wo ihr seid?“ Sie schaute zu Boden. „In Deutschland.“

„Deutschland?“

„Germanien, Allemania!“

Wir befanden uns in Germanien? Wie hatte Gemmán das fertig gebracht? Mir fiel das Denken schwer. Alles drehte sich in meinem Kopf. Schlagartig hatte ich den rettenden Einfall. „Kannst du uns zu einem Druiden bringen?“

Wieder sah sie mich so eigenartig an, als zweifelte sie an meinem Verstand. „Ein Druide?“

„Aye!“

„In unserer Zeit?“ fragte sie ungläubig nach.

„Was heißt in unserer Zeit?“ fragte ich befangen, aus Angst vor ihrer Antwort.

„Jetzt! Im einundzwanzigsten Jahrhundert.“ Sie zog ihre Augenbrauen fragend in die Höhe, da sie offensichtlich merkte wie betroffen wir waren.

„Du meinst wir...?“ Ich konnte nicht mehr weiterreden.

„Es mag sein, daß es Druiden gibt in dieser Zeit, ich zweifle jedoch stark an, daß diese Fähigkeiten besitzen wie Druiden, die vor vielen Jahrhunderten lebten.“ Sie zog sich ihren sonderbaren Umhang fester um die Schultern. „Wie auch immer, ich kann mich bemühen einen guten, ernsthaften Druiden ausfindig zu machen, das wird allerdings nicht einfach sein. Und es wird nicht so schnell gehen!“ Sie sah mich fragend an und überlegte laut, „wenn du durchaus nicht in den Wagen willst gut, dann nimm dir wenigstens den Verbandskasten und eine Silberdecke. Beides liegt im Kofferraum.“

Ich starrte sie nur an. Es hatte keinen Sinn mehr zu fragen was Kofferraum wäre oder all die anderen fremden Dinge von denen sie so selbstverständlich sprach. Wenn sie recht hatte, dann war es Gemmán gelungen uns in eine andere Zeit zu schicken und in ein fremdes Land, weit fort von Dal-Riada. Dies alles überstieg mein Fassungsvermögen. Ein unangenehmes, heißes Gefühl kroch meinen Nacken hinauf, lähmte all meine Gedanken und warf ein schwarzes Tuch über mein Augenlicht. Ich wurde das erste Mal in meinem Leben ohnmächtig. Was für ein Schwächling, schoß es mir durch den Kopf. Schwächling!

Gavin konnte ihn noch abfangen, so daß er nicht mit voller Wucht auf die Erde prallte. Die Füchsin, wie Dougal sie nannte, trat zu ihnen und kniete sich in den Schnee.

„Also los. Ihr helft mir ihn in den Wagen zu legen. Da decken wir ihn mit einer Decke zu und ich stelle die Standheizung an. Du“, sie zeigte auf Eithne, „kannst bei ihm bleiben, bis wir den Wagen aus dem Graben haben!“ Sie sah Gavin in die Augen. „Er stirbt vielleicht, wenn ihr ihn hier so liegen laßt. Es soll heute Nacht auf Minus 15° Grad runtergehen.“

Gavin hatte keine Ahnung was Minus 15° Grad waren, doch sie hatte vermutlich recht. Er nickte und winkte Calum und Eithne heran. „Helft mir und dann bleibst du bei ihm, in diesem...?“ Er sah die Füchsin Hilfe suchend an.

„Auto“, sagte sie.

Er nickte, „während Calum und ich ihr helfen“, vollendete er den Satz.

„Schafft ihr das?“ fragte die Füchsin nach.

Gavin nickte.

„Ich mache inzwischen die Tür auf und stelle den Sitz auf Liegestellung.“ Sie ging um das Gefährt herum auf die andere Seite des Autos, während Calum, Eithne und er, Dougal aufhoben und ihn hinter ihr herschleppten. Gavin hatte keine Ahnung ob das was sie taten richtig war, zumal sich Dougal so vehement dagegen gewehrt hatte in dieses Auto zu steigen; aber hatte er eine andere Wahl?

Eithne flüsterte „Und wenn sie nun doch eine Zauberin ist?“

Gavin schüttelte den Kopf. „Sie hat recht. Wir müssen ihr trauen und es wagen.“

Inzwischen hatten sie die andere Seite des Autos erreicht. Die Füchsin stand vor der Öffnung und werkelte im Auto herum, ehe sie sich ihnen zuwandte.

„Ich helfe von drinnen ihn reinzuziehen.“ Sie kletterte in das Gefährt hinein.

Gavin wagte es mißtrauisch und begutachtend in das Innere des Autos zu sehen und gewann den Eindruck, daß ihm von diesem Ding keine Gefahr drohte. Es schien sich wahrhaftig nur um einen Gegenstand zu handeln, mit dem sich die Leute fortbewegen konnten. Gut, er war verzaubert, denn weder Mensch noch Tier mußten ihn ziehen oder schieben, aber, die Füchsin lebte und war nicht auf Zwergengröße geschrumpft.

Mit vereinten Kräften hoben sie Dougal in das Innere auf den Sitz, wie sie die Liegestatt nannte.

„Gut so.“ Die Füchsin legte die Decke über Dougal und sah Eithne an. „Du kannst dich hinter ihn auf den Rücksitz setzen, dann bist du ansprechbar, wenn er wieder aufwacht.“

Eithne nickte zögernd, während die Füchsin die hintere seitliche Klappe von innen öffnete und herauskletterte. Eithne versucht inzwischen einzusteigen, doch es gelang ihr nicht, da sie Dougals Schwert behinderte, das sie in der Hand hielt.

Die Füchsin verdrehte die Augen. „Leg doch dieses verdammten Mordwerkzeuge ins Auto auf den Boden.“

Eithne sah Calum fragend an, ehe sie das Schwert auf den Boden des Autos legte und sich mit einem unsicheren Gefühl auf den ihr angewiesenen Platz setzte. Der Vordersitz auf dem Dougal noch bewußtlos lag, war soweit herunter gelassen, daß Eithne ihre Beine darunter schieben konnte und Dougal trotzdem fast waagerecht lag.

„Versuch ihn doch inzwischen wach zu kriegen“, schlug die Füchsin vor, bevor sie die beiden Türklappen zufallen ließ.

Nun waren sie doch in diesem Ding eingeschlossen und Eithne befiel ein beklemmendes Gefühl. Sie bemühte sich es beiseite zu drängen und sich auf ihren Bruder zu besinnen, während die Füchsin, Calum und Gavin draußen an dem Gefährt werkelten. Plötzlich spürte sie wie das Auto sich Stück für Stück bewegte. Nebenbei nahm sie wahr, daß sich in dem kleinen Innenraum eine angenehme Wärme ausbreitete, die sich kriechend über ihre Beine bis hinauf verteilte. Unter ihren Händen, die auf Dougals Wangen lagen, wurde dieser plötzlich unruhig und erwachte. Ehe Eithne begriff was Dougal vorhatte, richtete er sich bereits auf und stieß an die Decke des Gefährts.

„Halt still!“ sagte sie entschieden und hoffte, daß sich ihr größerer Bruder wenigstens einmal an ihre Anweisungen hielt.

Ich ließ mich zurückgleiten. „Verflucht, ich wollte doch nicht in dieses Ding!“ Ich sah mich um. „Wo sind Gavin und Calum? Sind wir Gefangene?“

„Sie helfen ihr das Auto zu schieben und gefangen sind wir nicht“, sagte Eithne großspurig, obwohl sie kurz zuvor dieselben Ängste gequält hatten. Sie deutete auf Gavins Kopf, der ab und an zu sehen war.

„Weißt du denn wie sich die Klappen öffnen lassen?“

„Genieße lieber die Wärme“, wich sie einer Antwort aus.

„Genau das ist es doch. Sie lullt uns hier ein, bis wir schwerfällig sind und sie uns überrumpeln kann.“

Eithne schüttelte den Kopf. „Für dieses eine Mal tust du was ich dir sage. Und nebenbei, du warst es doch, der sie unbedingt ansprechen wollte!“ Sie drückte Dougal mit sanfter Gewalt wieder auf die Liege, da er sich schon wieder aufrichtete.

Ich seufzte ergeben, während ich mich so hinlegte, daß meine Rippen weniger schmerzten. Die Wärme tat ihr Übriges und allmählich tauten meine kalten Glieder auf. Wenn ich ehrlich war, dann wollte ich unter keinen Umständen wieder hinaus in die Kälte und doch plagten mich Angst und Mißtrauen. Ich schloss die Augen, um an etwas Schönes zu denken, wie unsere Heimat und unsere Familie. Doch die Bilder wollten nicht kommen, denn das Bild der Füchsin schob sich wieder und wieder davor. Schließlich spürte ich, daß das Gefährt wieder in die Gerade gebracht wurde. Keine drei Atemzüge später öffnete sich die Klappe neben Eithne und daraufhin die zur Linken von mir und ließen einen Schwall kalter, unangenehmer Luft herein.

Zögernd stiegen Gavin und Calum in das Gefährt ein. Die Füchsin ließ die Türklappe zufallen und setzte sich vorne links neben mich, ehe sie auch diese Klappe zuzog. Sie setzte sich und sah in die Runde.

„Also, wohin soll ich euch fahren? Nach Schottland fahre ich heute allerdings nicht mehr!“ Sie lachte. „Habt ihr Freunde oder Familie in der Nähe, oder wollt ihr zum Bahnhof?“ Sie sah mich fragend an. „Oder vielleicht doch in ein Krankenhaus?“

Ich schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Keine Familie, keine Freunde und kein Krankenhaus oder Bahnhof was auch immer das sein mag!“ Ich wunderte mich wie müde und schwer meine Stimme klang. „Gibt es in der Nähe einen größeren Wald? Dorthin könntest du uns bringen.“

Sie starrte den Mann erstaunt an. „Es ist doch viel zu kalt! Zudem habt ihr nicht einmal Schlafsäcke oder ein Zelt dabei!“ Sie überlegte. „Ehrlich gesagt verstehe ich das ganze nicht. Weshalb seid ihr denn hier, wenn es nicht einmal Freunde oder Familie gibt?“ Ihr war als schrillte ein Alarmglocke im Hirn. „Ich weiß nicht... Am besten wäre, ich würde euch zur nächsten Polizeistelle bringen“, sie sah sich ein weiteres Mal fragend in der Runde um.

Ich schluckte laut. „Laß uns beim nächsten Wald raus. Wir sind gewohnt unter freiem Himmel zu schlafen. Außerdem, unsere Decken tragen wir stets bei uns!“ Ich richtete mich auf, es war unbequm so zu sitzen, doch liegen möchte ich nicht mehr.

Die Füchsin sah mein Ansinnen und sagte, "da unten rechts am Sitz ist ein Hebel, du kannst ihn ziehen und dann verstellt sich der Sitz.

Unsicher griff ich an die Seite und bekam den Hebel zwischen die Finger, ich zog und spürte wie der Sitz nachgab. Sobald ich den Druck verringerte, ging die Lehne zurück und ich konnte mich aufrechter hinsetzen.

Keltenzauber

Подняться наверх