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2.3.1Weinanbau

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Grundlage der Weinherstellung ist der Anbau von Trauben und die Bearbeitung der Rebflächen in der Außenwirtschaft. Um den für Wein notwendigen Reifegrad zu erreichen, benötigen Trauben Sonne, ausreichend Wasser und Wärme. Zudem sind die Pflanzen – die Reben – witterungs- und krankheitsanfällig, (z.B. Frostgefahr). Weinreben werden weltweit aufgrund der klimatischen Anforderungen auf der Südhalbkugel annähernd zwischen dem 30ten und 40ten Breitengrad und zwischen dem 30ten und 51ten Grad nördlicher Breite angebaut. Europa dominiert die globale Weinproduktion, denn Spanien, Frankreich und Italien verfügen gemeinsam über ein Drittel der weltweiten Rebfläche von 7,3 Mill. Hektar und produzieren mehr als die Hälfte der globalen Weinerzeugung.

Metrik in der Weinbranche: Die agrarlich genutzte Fläche mit bestockten Reben für Weintrauben zur Weinherstellung wird Rebfläche genannt. Die Rebfläche ist ein grundlegender Faktor zur Bestimmung der weinbaulichen Kapazität und wird in Hektar (1 ha = 100*100 Meter = 10.000 qm) angegeben. Der Ernteertrag in Form von Trauben wird in Gewichtseinheiten (z.B. Kilogramm oder Tonnen Trauben) oder als Most (Maßeinheit Liter oder Hektoliter (=100 Liter)) gemessen. Dabei entscheiden viele Faktoren über den Ertrag der Rebfläche (z.B. Pflanzform, -dichte, Rebsorte, klimatische Bedingungen, rechtliche Vorgaben). Als Messgröße der Produktivität wird der Flächenertrag herangezogen (Hektoliter pro Hektar oder Liter pro m2). Für Deutschland resultiert als grober Daumenwert, dass ein Quadratmeter Rebfläche eine Flasche Wein (0,75 Liter) ergibt.

Deutschland rangiert mit einer Rebfläche von etwas mehr als 103.000 Hektar auf Platz 18 der Weinbaunationen. Die Erweiterung der weinbaulichen Kapazität ist im Konzert der EU-Länder begrenzt, in Deutschland auf 0,3% der Rebfläche jährlich und auf Antrag. Mit der Entscheidung der kultivierten Rebsorten erfolgt eine betrieblich weitreichende Festlegung, denn die Sorte bestimmt den Wein, seine Aromatik und den Ertrag. Frühestens nach drei Jahren kann geerntet werden. Reben können eine sehr lange Ertragszeit haben, wie die Vermarktung von Weinen aus „alten Reben“ mit weit mehr als 30 Jahren Lebensdauer veranschaulicht. Beim Anbau dominieren in Deutschland weiße Trauben mit 67% Rebflächenanteil. Bei Weißweinen überwiegt der Riesling, Spätburgunder ragt als rote Traube heraus. Für beide Rebsorten ist Deutschland auch international relevant, als größte Weinbauregion für Riesling und drittgrößte für Spätburgunder.


Abb. 14: Deutsche Weinregionen nach Rebfläche 2018 (auf Basis DWI 2021)

In Deutschland gibt es 13 Weinanbaugebiete, die sich in vielen Aspekten (z.B. Größe, Rebsorten, vorherrschende Produktionsweise, Mikroklima) unterscheiden. Beispielsweise vereint das größte deutsche Weinanbaugebiet Rheinhessen 26% der Rebfläche, hat einen durchschnittlichen Hektarertrag der letzten zehn Jahre von über 90 hl/ha, produziert mehr als 70% weiße Weine und die Hauptrebsorte macht weniger als 20% der Rebfläche aus. Die kleine Weinbauregion Hessische Bergstraße verfügt über weniger als 5% der deutschen Rebfläche, hat einen durchschnittlichen Ertrag von weniger als 70 hl/ha, produziert nahezu 80% weiße Weine und die Hauptrebsorte vereint fast 40% des Anbaus. In der Region Ahr hingegen dominiert der Rotweinanbau auf mehr als 80% der Rebfläche. Im Rheingau bestimmt die Rebsorte Riesling nahezu 80% der gepflanzten Reben während in Franken der Silvaner die Rebsortenstatistik anführt. Sachsens zehnjähriger Durchschnittsertrag lag bei unter 50 Hektolitern. Jede Region, die Produzenten und die Weine weisen Charakteristika auf, was die Einzigartigkeit und die Besonderheit der Weinwelt auch im jeweiligen Mikrokosmos unterstreicht.

Weinberge stellen einen Vermögenswert dar. Renommierte Lagen sind rar und gesucht. Die hochpreisigen Weine der Champagne illustrieren, dass die Herkunft und somit auch die Weinberge in der Weinwirtschaft entscheidenden Einfluss auf Reputation und Preis haben. Der Markt für Weinberge ist vom Angebot begrenzt, so dass oftmals nur kleine Parzellen ohne Markttransparenz gehandelt werden.

Wer einen Hektar Grand Cru in Burgund erwerben will, muss dafür bis zu 14,5 Mill. Euro hinlegen. Das gilt aber nicht für alle Parzellen. Die französische Agrarland-Agentur Safer hat für diese Prestige-Lagen im Jahr 2018 einen Durchschnittspreis von 6,25 Mill. Euro/ha ermittelt. Auch der günstigste Grand-Cru-Weinberg kostete aber 2,85 Mill. Euro/ha. Ganz anders sehen die Preise im Languedoc aus. Im Anbaugebiet Sud-Ouest kann man im Department Haute Garonne einen für IGP-Produktion zugelassenen Weinberg gar im Schnitt für 5.000 Euro/ha erwerben, sprich 50 Cent/m2. Neben Bordeaux und Burgund setzt die Champagne Preisspitzen. Hier liegen die Preise zwischen 485.000 Euro und 1,8 Mill. Euro. (Gerke/Meininger 2019)


Obwohl deutsche Weinerzeuger primär Kleinbetriebe mit oftmals geringer Profitabilität und wegen der Abhängigkeit von der Natur auch risikobehaftet sind, fällt ihnen eine Fremdfinanzierung bei Eigentum an Grund und Boden nicht schwer. Die Beleihung des Bodens, der in der Bilanz mit hohen stillen Reserven verbucht ist, bietet eine attraktive Absicherung für die Bank.

Schloss Vollrads ‒ das Schatzkästlein der Nassauischen Sparkasse (Naspa). Am Anfang der Geschichte steht ein Drama. Schlossherr Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau – damals galt er als „Deutschlands bekanntester Winzer“ – nimmt sich das Leben. Die Verbindlichkeiten waren dem Grafen, der das Familiengut in der 27. Generation führt, über den Kopf gewachsen. Als die Sparkasse keinen Käufer findet, übernimmt sie selbst. Der Verwaltungsrat der Naspa stimmte 1999 der Übernahme zu und gab Rowald Hepp, einst ein Weggefährte des Grafen, den Marschbefehl: „Halten Sie das Schloss aus eigener Kraft über Wasser!“ Dank idealer Bedingungen von Mutter Natur stiegen gleich im Startjahr die Öchsle-Grade und die Erlöse. „Seitdem haben wir nie Geld von der Sparkasse gebraucht“. Die Gewinne … gingen in die Bausubstanz. So besitzt die Naspa heute … ein properes Schatzkästlein. (Köhler 2010)


Anbau von Wein bedingt ganzjähriges Engagement, so dass die Pflanzen den gewünschten Ertrag in Qualität und Menge erzeugen. Neben den vegetationsbedingten Aktivitäten (z.B. Rebschnitt, Pflanzenschutz) ist auch ein permanentes Gefahrenmanagement (z.B. Frost, Hagel, Wildschaden) aufwändig. Mit Hilfe von Digitalisierung werden Effizienzsteigerungen möglich, da beispielsweise die Parzellen mit Wetterdaten verknüpft werden können, die Arbeit im Weinberg besser organisiert werden kann oder Wärmebilder und Luftaufnahmen eventuelle Krankheitsbilder generieren und gezielte Eingriffe ermöglichen. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit kommt dem Anbau eine gewichtige Rolle zu, denn Weinberge sind eine Landschaftsgestaltungkomponente (z.B. Vermeidung von Verbuschung, Steillagengestaltung) aber auch eine Herausforderung (z.B. Pflanzenschutz, Erosionsgefahr).

Ökologischer Weinbau wird mit steigender Verbreitung auf circa 10% der deutschen Rebfläche umgesetzt. Es erfordert eine Umstellung der betrieblichen Praxis und unterliegt Einschränkungen in der Bearbeitung, die durch Richtlinien biologischen Anbaus bestimmt werden. Die Betonung ökologischer Prinzipien wird auf einem Kontinuum von konventionell über integriert, kontrolliert umweltschonend bis hin zu biologisch wahrgenommen. Pilzresistente Rebsorten bieten einen weiteren Ansatz zur Verbesserung der Nachhaltigkeit im Weinanbau durch erhebliche Reduktion von Pflanzenschutzmaßnahmen und eine Optimierung der Prozesse in der Außenwirtschaft.

Biologischer (auch organisch-biologischer oder ökologischer) Weinbau bedingt möglichst naturschonende Pflegemaßnahmen (Bodenpflege, Düngung, Pflanzenschutz) unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Ökologie und des Umweltschutzes. In Abgrenzung zum „Integrierten Weinbau“ wird auf chemisch synthetische Mittel verzichtet. Eine Deklaration als „Bio-Wein“ bedingt das Einhalten der Richtlinien zur biologischen Herstellung und ist durch ein EUBio-Logo erkennbar. Beim biologisch-dynamischen Weinbau ist zudem ein ganzheitliches (anthroposophisches) Weltverständnis (Mensch, Tier, Pflanze) leitend und natürliche Kreisläufe bestimmen Produktionsentscheidungen.

Der Ökoweinbauverband Ecovin veranschaulicht die wachsende biologische Ausrichtung im deutschen Weinbau. „Bei der Gründung 1985 haben sich 35 Weingüter mit ihren 200 Hektar Anbaufläche zusammengeschlossen. Hieraus ist heute ein Verband mit 245 Weingütern und mehr als 2.700 ha Rebfläche erwachsen.“ (Eigenangabe Ecovin)

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