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2.4Synopse zur Nachhaltigkeit im Weinbau

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Die ökologische Perspektive von Nachhaltigkeit ist für die Weinwirtschaft aufgrund der Transformation eines Naturprodukts höchst relevant. Klimatische Veränderungen aus der ökologisch bestimmten Umwelt haben direkten Einfluss auf die Produkte und auf die Produktion. Der Klimawandel ermöglicht Weinbau in Regionen, die bisher hierfür nicht geeignet waren und verändert in historisch gewachsenen Weinregionen Terroir und dadurch den Charakter sortentypischer Weine. Entsprechend zeitigt der Klimawandel weitreichende Auswirkungen auf die Pflanzung, Kultivierung, auf die weinbaulichen Erträge und in der Folge die Wirtschaftlichkeit in der Weinherstellung. Erzeuger von Wein sind von unterschiedlichen, nicht prognostizierbaren Wetterein-flüssen abhängig, die durch Klimawandel teilweise dramatisch verstärkt werden (z.B. Hagel, Dürre oder Starkregen). In Kalifornien oder auch in Australien haben Brände verheerende Auswirkungen auf die dortige Weinwirtschaft zur Folge, in Deutschland zerstört die Flutkatastrophe weinbauliche Existenzen. Als landwirtschaftliches Produkt besteht naturgemäß ein hohes Interesse an ökologischer Nachhaltigkeit, um die Produktionsfähigkeit in der Zukunft nicht zu gefährden. Eine Bewirtschaftung von Agrarfläche und die sich anschließende Produktionsaktivität beeinträchtigen jedoch die ökologische Umwelt. Die Weinwirtschaft ist eine pflanzenschutzintensive Agrarkultur. Ökologische Bewirtschaftung, Biodiversität oder robuste Rebsorten mit weniger Behandlungsbedarf veranschaulichen die Relevanz von ökologischen Aspekten in der Betriebsführung. In Teilen der USA bedingt eine Ausdehnung von Weinbaufläche Wasserrechte/-zugang, was eine Abhängigkeit des Weinbaus von ausreichend Wasser durch Niederschlag oder andere Wasserversorgung aufzeigt als auch eine Konkurrenzsituation zu anderen landwirtschaftlichen Kulturen illustriert. Entsprechend hat ökologische Nachhaltigkeit bei deutschen Erzeugern durchweg eine hohe Bedeutung.


Abb. 20: Ökologische Nachhaltigkeit in der Weinbranche (Befragung 2016)

Die Priorisierung der ökologischen Maßnahmen illustriert, dass konkrete und direkt beeinflussbare Nachhaltigkeitsaktivitäten zentrale Verankerung erfahren. Bodenbearbeitung und Düngemanagement ist für nahezu alle Winzer sehr bedeutend. CO2–Minimierung ist ebenfalls äußerst bedeutend, aber weniger ausgeprägt, da die hiermit verbundenen Nachhaltigkeitsmaßnahmen abstrakt und komplex sind.

Trotz der offensichtlichen Bedeutung der ökologischen Säule von Nachhaltigkeit in der Weinindustrie sind die beiden weiteren Dimensionen der sozialen und der ökonomischen Nachhaltigkeit ebenso bedeutend. Bezüglich der sozialen Nachhaltigkeit wird beispielhaft auf die Abhängigkeit von Erntehelfern, oftmals aus Niedriglohngebieten, verwiesen. Weinbaubetriebe sind in die lokale Gemeinschaft und die Flächennutzung eingebunden: Weinbau bedingt Fläche, verursacht Lärm und Emissionen, ist integraler Teil der lokalen Landschaftsgestaltung, spielt eine Rolle beim Tourismus und ist ein lokaler Arbeitgeber, denn Weinbauflächen können nicht als Mobilie umgezogen werden. Ebenso sind die Betriebe aus Eigeninteresse zur Verfolgung der sozialen Nachhaltigkeit motiviert, denn die Notwendigkeit der langfristigen Bindung von Potenzialträgern ist in Kleinbetrieben eine Herausforderung und Betriebe mit einer fairen Bezahlung und einer sozialen Einbindung der Mitarbeiter sind attraktiver. Die lokale und regionale Verwurzelung der Betriebe motiviert soziales Engagement. Die Weinbranche zeichnet sich durch beachtliches philanthropisches Sozialengagement ohne entsprechende Kommunikation aus, es wird als selbstverständlich angesehen.


Abb. 21: Soziale Nachhaltigkeit in der Weinbranche (Befragung 2016)

Der ökonomische Erfolg von deutschen Weinerzeugern ist eine Grundvoraussetzung für langfristige Existenz. Die Wertschöpfung in den Betrieben muss Zukunftsfähigkeit gewährleisten, indem Investitionen realisiert werden können und die Familienarbeitskräfte entlohnt werden. In vielen deutschen Weinbaubetrieben ist die Profitabilität trotz einer Gewinnsteigerung in den letzten Jahren noch nicht zufriedenstellend. Der Wert der Kundenbeziehung wird auch in den Nachhaltigkeitsaktivitäten offenbar:


Abb. 22: Ökonomische Nachhaltigkeit in der Weinbranche (Befragung 2016)

Diese beispielhaften Abhängigkeiten illustrieren, dass Weinerzeugung ein adaptives Management im Sinne der Nachhaltigkeit bedingt und insbesondere Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels im Interesse der Erzeuger sind. Nachhaltigkeit als Langfristorientierung unter Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer und sozialer Aspekte ist in der Weinwelt zentrales Anliegen. Andere Weinproduktionsländer, insbesondere Neuseeland, Chile, Südafrika und Kalifornien, kommunizieren ihre Nachhaltigkeitsanstrengungen und nutzen dies zur Positionierung im Wettbewerb. Dies könnte ein Wettbewerbsnachteil für deutsche Anbieter bei der Gewinnung von Regalfläche im Handel werden, wenn deutsche Anbieter ihre Nachhaltigkeit nicht bespielen. Das Interesse an nachhaltiger Unternehmensausrichtung ist bei den deutschen Anbietern massiv gestiegen. Nachhaltigkeit ist innerhalb von 8 Jahren vom letzten Rang der strategischen Maßnahmen auf die Pole-Position durchgestartet. Neben der Relevanz wurde auch der Realisierungsgrad gesteigert.


Abb. 23: Relevanz nachhaltiger Maßnahmen im Zeitablauf (Befragungen 2012-20)

Die deutschen Weinanbieter sind offensichtlich zurückhaltend in der Kommunikation der Nachhaltigkeit, was Kleinbetriebe charakterisiert und mit der Komplexität begründet werden kann. Das steigende Interesse der Weinerzeuger illustriert eine zunehmende Verankerung von Nachhaltigkeit in Strategie und Geschäftsmodellen.

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