Читать книгу Yes we camp! Die schönsten Camping-Ziele zum Überwintern - Marc Roger Reichel - Страница 9
ОглавлениеDas hübsche Städtchen Mértola mit seinem Castelo oberhalb des Rio Guadiana ist eine gute Basis für Wanderer, die den Naturpark Vale do Guadiana erkunden wollen.
ALENTEJO
Wer bei Portugal ausschließlich an die äußerst abwechslungsreiche Küstenlinie denkt, verpasst möglicherweise die landschaftlichen und historischen Schätze des Hinterlandes. Das Binnenland ist je nach Region mehr oder weniger von Bergwelten geprägt, die auch im Winter reizvoll sind. Tourismus im größeren Stil findet meist nur nahe der Sehenswürdigkeiten statt. Dass fast alle Straßen frei befahrbar sind, bedeutet nicht, dass man mit dem Reisemobil überall durchkommt. Unbefestigte Strecken können schnell zu Feldwegen werden, auf denen auch mit Wasserdurchfahrten zu rechnen ist. Bäume wachsen im ländlichen Hinterland teils so nahe der Straße, dass bei Fahrzeugen mit hohem Aufbau auf tief hängende Äste geachtet werden muss. Es empfiehlt sich, bei Einheimischen und anderen Reisenden aktuelle Informationen zum Zustand der anvisierten Strecke einzuholen.
Nachdem in Portugal das freie Übernachten auf Parkplätzen und in der Natur unter Strafe gestellt wurde (s. linke Spalte), bleiben als einzige sichere Orte für die Nacht nur die Camping- und Stellplätze. Zumindest Letztere sind in vertretbaren Abständen auch vorhanden. In der Region Alentejo finden sich etwa 50 Stellplätze unterschiedlicher Qualität. Eine Möglichkeit der Entsorgung besteht hier aber nicht zwangsläufig, auch sind nicht alle Stellplätze mit Stromanschlüssen versehen. Häufig kann aber zumindest Frischwasser gebunkert werden.
Aus für Freisteher …
Übernachtungsverbot
Zu oft wurde die Landschaft als Toilette missbraucht, zu häufig Müll wild entsorgt. Seit Januar 2021 enthält die Straßenverkehrsordnung Portugals ein Übernachtungsverbot auf Parkplätzen. Wer sich nicht daran hält, riskiert bis zu 300 € Strafe, in Naturparks das Doppelte. Legales Übernachten ist ausschließlich auf Camping- oder Stellplätzen möglich.
SEHENSWERTES
MÉRTOLA
Vom am Fluss Guadiana gelegenen Stellplatz führen Treppen und steile Gassen hinauf in die kleine Stadt, deren höchster Punkt das alte Kastell ist. Den Häusern ist teilweise anzusehen, dass zum Bau auch Materialien aus der Antike verwendet wurden. Seitdem Ausgrabungen Spuren der Besiedlung aus verschiedenen Epochen zutage förderten, hat sich der Ort deutlich gewandelt. Alte Handwerke wurden wiederbelebt und werden nun in Museumswerkstätten demonstriert – in traditioneller Machart gefertigte Decken sind ein beliebtes Souvenir. Von den Funden inspirierte Keramik, aber auch Schmuck gehören zu den anderen schönen Dingen, die hier offeriert werden. Mehrere Museen widmen sich thematisch geordnet den Funden.
Mértola liegt mitten im Naturpark Vale do Guadiana, dessen ausgewiesene Wanderwege zu längeren Touren einladen. Ein besonderer Anziehungspunkt ist die 20 m hohe Stromschnelle Pulo do Lobo im Norden des Parks. Die ganze Region ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen; seit 2009 ist die Jagd im Park untersagt. Schilder am Ortseingang erinnern jedoch noch heute daran, dass Mértola einmal als Hauptstadt der Jagd galt.
CASTRO VERDE
Das Hinterland wird allzu oft gleichgesetzt mit einer eher schlichten und provinziellen Region, die wenig zu bieten hat. Tatsächlich ist der Abstecher nach Castro Verde ein Ausflug in eine beschauliche ländliche Region, in der die Uhren langsamer gehen. Die Weite der hügeligen Landschaft lädt zum Wandern und Radfahren ein; in den Dörfern am Wegesrand säumen gedrungene weiße Häuser die Straßen. Das Städtchen Castro Verde schmückt sich mit einer Basilika, deren bemalte Kacheln an den Wänden Szenen der Schlacht von Ourique zeigen, die zur Staatsgründung beigetragen haben. Imposant sind auch die großformatigen Deckengemälde. Wie auch bei anderen Kirchen in der Umgebung zeigt sich, dass man sich nicht durch ein unauffälliges Äußeres von einem Besuch abhalten lassen sollte. Der Ort, an dem mit der Kraft des Windes Korn zu Mehl gemahlen wurde, ist ebenfalls kaum zu verfehlen. Die Windmühle mit ihren Segeln als Flügel kann ab und zu besichtigt werden.
Vogelbeobachter kommen 20 km weiter östlich an der Kapelle Ermida de Nossa Senhora de Aracelis auf ihre Kosten. Nahe des Dorfes São Marcos da Atabueira – auf einem Berg gelegen – hat sich der Ort als bevorzugtes Ziel für Ornithologen etabliert. Als ganz und gar nicht provinziell erweist sich übrigens der Campingplatz im Norden Castro Verdes: Mit 400 Stellplätzen und Nachlässen für Langzeitbuchungen ist er klar auf der Höhe der Zeit.
GRÂNDOLA
Weder Baudenkmäler noch Weltkulturerbe erwarten den Besucher in Grândola, sondern ein wichtiges Stück portugiesischer Geschichte. Das Lied »Grândola Vila Morena« (Grândola, braun gebrannte Stadt) war 1974 das Startsignal für die Nelkenrevolution, die nach 48 Jahren Diktatur den Wandel zum demokratischen Staat einläutete. Am Ortseingang erinnert ein imposantes Denkmal an dieses Ereignis – auf der halbrunden Mauer sind Text und Noten des Liedes verewigt.
Gut 12 km weiter breiten sich die riesigen Korkeichenwälder von Santa Margarida da Serra aus. Der kleine Ort selbst ist bekannt für seine hübschen Bauernhäuser in alentejanischer Bauweise. Auf dem Weg dorthin über die Nationalstraße 120 sollte ein Stopp beim Staudamm von Pego da Moura eingelegt werden. Der von den Römern angelegte Damm war lange Zeit vergessen und wurde erst im letzten Jahrhundert wiederentdeckt.
Olivenplantagen und leuchtend gelbe Lupinen prägen die Landschaft im Alentejo.
ÉVORA
Nicht so bekannt wie Porto oder Coimbra, aber auf jeden Fall die Anreise wert ist Évora. Die Kathedrale erweist sich als Wehrkirche mit befestigten Türmen; vom Kreuzgang aus kommt man auf die Dachterrasse, die einen guten Blick über den Ort erlaubt. Die nachts angestrahlten korinthischen Säulen des Tempels der Diana gelten als die besterhaltene antike Ruine der ganzen Iberischen Halbinsel. Schaurig-schön gestaltet sich der Besuch der Kirche Sao Francisco. Für das Beinhaus der Kapelle wurden menschliche Knochen als Baumaterial verwendet: morbide, aber beeindruckend. Über Kopfsteinpflaster geht es durch oft enge Gassen rauf und runter durch die Stadt – diese Straßen sind nicht geeignet für breite Wohnmobile. Es ist eine Stadt zum Erlaufen, mit viel Atmosphäre auf den Plätzen und für manche Entdeckung gut. Dazu zählt etwa das alte Aquädukt, das in späteren Zeiten einfach beim Häuserbau integriert wurde. Zehn Kilometer außerhalb der Stadt befindet sich beim Dörfchen Valverde das größte Megalithgrab Portugals. Die Grabungsstätte ist frei zugänglich.
MONSARAZ
Eingebettet in ein Weinanbaugebiet wirkt das Bergdorf Monsaraz wie aus der Zeit gefallen. Die von den Mauren errichtete Festung diente lange Zeit als militärischer Außenposten in Sichtweite nach Spanien. In Ermangelung anderer Nutzungsmöglichkeiten wurde der Burghof später zu einer Stierkampfarena ausgebaut. Die alten Gemäuer geben heute einen schönen Kontrast zu den weißen, zweistöckigen Häusern der Stadt ab. Von der Burg sieht man den Grenzfluss Rio Guadiana, der sich im Tal zum See weitet. Da die Region nachts als einer der dunkelsten Orte in ganz Portugal gilt, lohnt ein Besuch im nahen Observatorium. Abends gibt es dort die Möglichkeit, eine interessante Sternenreise zur Milchstraße zu unternehmen.
ELVAS
Der Blick aufs Detail und die Würdigung selbst rudimentärer Relikte mögen an vielen Orten angemessen sein. Wem aber der Sinn nach Superlativen steht, der kommt an einem Besuch in Elvas nicht vorbei. In der immer wieder umkämpften Stadt an der Grenze zu Spanien scheint alles ins XXL-Format versetzt zu sein: Schon weit vor der Stadt sieht man das fast 8 km lange Aquädukt von Amoreira – vierstöckig, mit 843 Bögen, die eine Spannweite von bis zu 14 m aufweisen. Die Bollwerk-Befestigungsanlagen sind die größten der Welt. Im Stadtgebiet gibt es mehr als 220 Baudenkmäler, die historische Altstadt steht komplett unter Denkmalschutz. Der Gang durch die verwinkelten Gassen und Plätze führt auf holprigem Pflaster an zahlreichen Brunnen und Kirchen vorbei. Im nördlich gelegenen Fort muss man aufpassen, dass man sich in all den Gängen und Treppenaufgängen nicht verliert. Findet man den Weg, hat man von der Villa des Kommandanten aus einen tollen Blick über das Land.
Als Sahnehäubchen empfiehlt sich der Besuch des knapp 30 km entfernten Ortes Vila Viçosa. Die Zitadelle aus dem 17. Jh. mag mit ihrer Zugbrücke auf den ersten Blick abweisend erscheinen, das dortige Jagdmuseum ist aber durchaus sehenswert, ebenso wie der nahe Herzogspalast, der außen mit Marmor glänzt und innen die üppige Pracht der Feudalzeit wieder aufleben lässt.
CAMPINGPLÄTZE
Camping Villa Park Zambujeira
Es muss nicht immer direkt am Wasser sein: Einen guten halben Kilometer hinter Zambujeira do Mar liegt dieser Campingplatz in ländlicher Umgebung. Der Platz breitet sich auf einem leicht geneigten, teilweise terrassierten Gelände aus mit vielen Bäumen und Sträuchern, von hohen Hecken umgeben. 200 Standplätze stehen auf dem Areal zur Verfügung, von denen 80 in Größen zwischen 70 und 100 m² parzelliert sind. Zur Ausstattung gehören 128 Schuko-Steckdosen (6–16 Ampere), sehr ordentliche sanitäre Anlagen sowie WLAN. Es gibt auf dem Platz keine Ver- und Entsorgungsstation, aber die Möglichkeit, Grauwasser zu entsorgen.
7630-740 Zambujeira do Mar, Tel. +351 (0)283/95 84 07, GPS: 37.525868, -8.775513
Parque de Campismo de Milfontes
Detailkarte | Online-Karte
Ein einfacher und nur 300 m vom Ort entfernter Campingplatz im Naturpark Sudoeste Alentejo e Costa Vicentina. Die Anlage liegt auf einem ebenen, sandigen und überwiegend durch niedrige Hecken gegliederten Gelände im lichten Kiefernwald und unter hohen Eukalyptusbäumen. Von den 520 Standplätzen sind 200 in Größen zwischen 40 und 50 m² parzelliert, die Schuko-Steckdosen sind mit 6 Ampere abgesichert. Kostenloses WLAN ist auf dem Platz verfügbar, es gibt eine gepflegte Poollandschaft auf dem Gelände, Möglichkeiten zum Wassersport an der 800 m entfernten Küstenlinie. Haustiere sind auf dem Areal allerdings nicht erlaubt.
7645-300 Vila Nova de Milfontes, Tel. +351 (0)283/99 61 40, GPS: 37.7319, -8.783