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Das Berliner Weisheitsparadigma

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Weniger Geburten und eine immer älter werdende Bevölkerung brachten Psychologen besonders ab den 1980er-Jahren dazu, sich mit dem Thema Alter und dem Altern zu beschäftigen. Dabei stellte sich zum Beispiel heraus, dass es nur sehr wenige positive Eigenschaften gibt, die Menschen dem Alter zuschreiben. Neugier, Toleranz und Offenheit schreibt man eher jungen Leuten zu. Dem Alter bleiben Angst, Verbitterung oder sogar Demenz. Nur zwei positive Begriffe tauchten bei den Untersuchungen auf: Weisheit und Würde.

Im Jahr 1980 wurde in Berlin ein »Forschungszentrum für Entwicklungspsychologie der Lebensspanne« gegründet. Ihr Direktor wurde Paul Baltes (1939–2006). Er begann, nicht nur über Weisheit nachzudenken, sondern sie mit Studien und Versuchen zu erforschen. Es wurde deutlich, dass weise Menschen sich eher nicht als weise bezeichnen würden, sondern eher als Menschen, die schon so einiges erlebt und Erfahrung gesammelt haben. So kam es im Laufe der Jahre zu einer Definition, die Weisheit als Expertenwissen über die wirklich wichtigen (fundamentalen) Dinge des Lebens bezeichnet. Aber man suchte natürlich auch danach, wie ein Mensch zu einem solchen »Expertenwissen« kommt.

Die folgenden Punkte machten für die Wissenschaftler einen weisen Menschen, also einen Lebensexperten aus. Menschen, bei denen man also folgende Fähigkeiten entdeckte, wurden als weise angesehen:

 Reiches Faktenwissen: Um ein Experte in Lebensfragen zu werden, hilft es, viele Dinge über das Leben zu wissen. Bildung muss zwar nicht unbedingt weise machen, aber sie hilft dabei, weise zu werden.

 Verfahrenswissen: Hier geht es um das Wissen des Wie und darum, wie man zum Beispiel zu guten Entscheidungen kommt oder Beziehungen gestalten kann.

 Probleme im Zusammenhang des eigenen Lebens sehen: Jeder Mensch hat seine Geschichte. Weise Menschen kennen ihre Geschichte und können aktuelle Probleme mit ihren früheren Erfahrungen vergleichen.

 Wert-Relativismus: Weise Menschen legen ihre eigenen Werte nicht als Maßstab für andere Menschen fest. Sie wissen, dass Menschen unterschiedliche Werte haben, und können sie tolerieren und respektieren.

 Erkennen und Umgehen mit Ungewissheit: Ein weiser Mensch weiß, dass er nie im Vorhinein sagen kann, ob eine Entscheidung wirklich richtig war. Er weiß, dass der Tod jederzeit eine Möglichkeit ist und dass selbst Erinnerungen trügerisch sein können. Man muss diese Unsicherheiten in sein Leben einschließen und seinen Frieden mit ihnen gemacht haben.

Natürlich wurde auch schon Kritik am »Berliner Weisheitsparadigma« aus den 1990er-Jahren laut. Es scheint sich zu sehr auf Wissen und Verstand zu konzentrieren, Gefühle und Intuition spielen weniger eine Rolle. Die befragten Testpersonen müssen sich außerdem schriftlich ziemlich gut ausdrücken können, um zu bestimmten Fragen und Fallbeispielen mögliche Lösungen zu beschreiben. Die Berliner starteten daraufhin weitere Untersuchungen und spätere Beschreibungen von Weisheit beziehen auch Emotionen und das »Bauchgefühl« ein. So fand man zum Beispiel heraus, dass weise Menschen zwar auch emotional sind, aber positive und negative Gefühle nicht sehr extrem auftreten. Außerdem scheinen sie einem einfachen, angenehmen Leben wenig Bedeutung beizumessen. Sie nehmen es als normal hin, dass Schwierigkeiten zum Leben dazugehören.

Das Berliner Weisheitsparadigma hat geholfen, Weisheit zu verstehen und Weisheit als erstrebenswerte Fähigkeit bewusst zu machen.

Weisheit des Lebens für Dummies

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