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Chaos in Wittenberg: Martin Luther kehrt zurück

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Drei Fragen stellten sich der reformatorischen Bewegung mit der Abkehr vom Papst und der römischen Kirche in Wittenberg wie überall:

 Sollten die Klöster weiter bestehen und was war mit dem Zölibat (der Ehelosigkeit von Priestern, Mönchen und Nonnen)?

 Wie gestaltete man einen Gottesdienst nach evangelischer Lehre?

 Was sollte mit dem kirchlichen Vermögen geschehen?

In Wittenberg wurde der zurückhaltende Philipp Melanchthon vom forscheren Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt, an die Seite gedrängt. Karlstadt trat vehement für die Ehe von Geistlichen ein, die Messe fand nur noch auf Deutsch statt und Messen für Verstorbene wurden abgeschafft.

Nun darf man sich das aber nicht so vorstellen, dass die ganze Wittenberger Bevölkerung den neuen Glauben angenommen hätte. Viele hingen noch an der katholischen Kirche und so gab es Spaltung und Aufruhr in der Stadt. In dieser Situation verfasste Luther noch auf der Wartburg die Schrift Vermahnung an alle Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung, die aber wenig Wirkung auf Karlstadt und andere Radikale hatte. Also kehrte Luther im März 1523 nach Wittenberg zurück und drehte das Rad wieder ein wenig zurück. Innerhalb weniger Tage gelang es ihm, das von Karlstadt angerichtete Chaos wieder zu ordnen. Für beide Dickköpfe war Wittenberg nun zu klein. Karlstadt verließ Wittenberg. Später fand er in der Schweizer Reformationsbewegung sein Zuhause.

Man merkt schon hier, dass Luther großen Respekt vor jeder Regierung – in seinen Worten »Obrigkeit« – hatte. Jede Form von Unordnung oder Aufstand gegen eine Autorität oder einen Herrscher schien ihm Angst zu machen. Am Anfang in Wittenberg und auch später erhob er seine Stimme immer wieder da, wo sich Menschen gegen ihre »Herren« und Regenten (gegen die Obrigkeit) auflehnten. Ein manchmal seltsamer Widerspruch für einen Mann, der aufgrund seines Gewissens gerade den mächtigsten Männern der Welt die Stirn geboten hatte. In den folgenden Jahren seines Lebens traf Martin Luther einige Entscheidungen, die den Lauf der Reformation und die entstehenden evangelischen Kirchen entscheidend prägten.

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