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Ein fauler Kompromiss: Scheidung und Doppelehe des Landgrafen Philipp

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Landgraf Philipp von Hessen hatte sich als starker Mann bei der Ausbreitung der Reformation erwiesen. Seit 1524 verheiratet, kam 1540 heraus, dass Philipp gerade eine zweite Ehe geschlossen hatte – und zwar mit der Zustimmung der Reformatoren Luther, Melanchthon und Martin Bucer. Philipp von Hessen brachte das in ernste Schwierigkeiten, denn Bigamie (Doppelehe) war sowohl nach Kirchen- als auch nach Reichsrecht verboten, im Reich stand darauf sogar die Todesstrafe.

Wie aber konnte Luther dieser wahnwitzigen Idee zustimmen? Die seltsame Begründung der Theologen war, dass Bigamie immer noch besser sei als Ehebruch oder Scheidung.

Luther hoffte sogar, dass die Öffentlichkeit Philipps zweite Frau als eine der üblichen Konkubinen ansehen würde und sich so Ärger und Klatsch in Grenzen halten würden. Jedenfalls wünschte Luther, dass die ganze Sache geheim bleiben sollte. Aber das blieb sie nicht und der Skandal war groß. Denn natürlich fragte sich jetzt die protestantische Christenheit, ob denn nach Luthers Meinung für Fürsten Ausnahmen vom Wort Gottes gelten. Was hätte Luther einem Bauern geantwortet, der mit dem gleichen Wunsch zu ihm gekommen wäre?

Außerdem hatte Kaiser Karl jetzt Philipp in der Hand. Schadenfroh verlangte Kaiser Karl für einen Gnadenerlass von Landgraf Philipp die weitreichende Unterstützung gegen seine Feinde.

Klar ist, dass Luther in der Doppelehe des Landgrafen eine Notlösung sah, die keine Nachahmer finden sollte – deshalb ja die Heimlichtuerei. Der gesunde Menschenverstand sagt einem aber auch, dass Luther hier einem seiner größten Unterstützer und Förderer nachgab. »Freunderlwirtschaft«, wie die Österreicher sagen würden, ist eben keine moderne Erfindung. Der politische und moralische Schaden für die Reformation war jedenfalls groß. Philipp Melanchthon legte sich nach dieser Blamage erst mal eine Weile schwer krank ins Bett.

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