Читать книгу Vampiluna - Maren Jaenicke - Страница 14

Оглавление

6 DIE GESPENSTER SIND LOS

Eine Stunde vor Morgengrauen war es soweit. Zum Glück hatten wir in unserem Gerümpelkeller jede Menge alter Schätzchen gefunden, die wir heute Nacht gebrauchen konnten: ein Radio, eine Vorratspackung Klopapier, alte Laken und Tücher, Töpfe, Pfannen, Seile, Dosen, Nägel, Kleber und noch einiges mehr. Unserer Idee hatten wir den Namen „Operation Gruselfort“ gegeben. Wir fanden das aufregend und passend. Auf den übrig gebliebenen Steinen eines alten Mauerstückes saßen wir und besprachen die letzten Details unseres Plans.

„Seid ihr bereit?“, fragte ich und spürte kribbelige Aufregung in mir hochsteigen.

„Vielleicht haben wir auch Glück und sie sind längst über alle Berge “, meinte Milli.

„Und wenn nicht, sind sie es spätestens bei Sonnenaufgang“, lachte ich siegessicher. Wir breiteten unsere Arme aus, schwangen uns hoch in die kühle Nacht und durchquerten den Wald in Richtung Ödelburg.


„Alle auf Position?“, flüsterte ich so leise wie möglich, um unsere Ankunft nicht zu verraten. Lotta gab mir das OK-Zeichen mit den Händen vom Baum aus, auf dem sie saß. Nola winkte hinter den paar wenigen Steinbrocken herüber, die vom ehemaligen Burgfried noch übrig waren. Und Milli drückte meinen Arm sanft aber zuversichtlich neben mir.

„Also dann“, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu den anderen, nahm einen tiefen Atemzug und drückte den An-Knopf am Radio. Sofort ertönte laute Musik. Irgendetwas Klassisches vermischt mit dem Rauschen des alten Radiogeräts. Im Stillen zählte ich bis Dann nahm ich den Plastiktrichter, den wir mitgebracht hatten und hielt ihn vor den Mund:

„Huhuuuuuu“, machte ich so geisterhaft ich konnte. „Huuuhuuuuuu aaah huuuuu.“

Lotta fing auf dem Baum ebenfalls an, möglichst schauerhafte Geräusche von sich zu geben und schüttelte gleichzeitig mit der einen Hand eine Dose, die wir mit Nägeln gefüllt hatten und mit der anderen ein Stück einer alten, verrosteten Eisenkette . Der Mond war heute mit dicken grauen Wolken verhangen und es leuchteten kaum Sterne. Perfekt für unsere gespenstischgruselige Überraschung. Nola fing in ihrem Versteck an, einen ohrenbetäubenden Lärm mit Töpfen, Pfannen und Löffeln zu veranstalten. Das gab mir eine Atempause, weil schauderhaft-schreckliche Geräusche zu machen ganz schön anstrengend war.


„Zeit, mal die Gespenster loszulassen“, grinste ich. Mit vor Aufregung zittrigen Händen schwangen Milli und ich uns jeweils ein Laken über den Kopf. Früher waren sie vielleicht einmal weiß gewesen, jetzt, nach Jahren in unserem Kellergewölbe konnte man sie bestenfalls als schmuddelgrau bezeichnen. Wir hatten riesige schwarze Augen aufgemalt und bemühten uns, dicht über dem Boden zu fliegen, damit es so aussah, als würden wir wie Gespenster schweben. Ich nahm wieder meine geisterhaften Geräusche auf:

„Uahhhh huuuuuuuhuu.“ So langsam hatten uns die Vampirjungs wohl auch bemerkt, denn wir hörten ein Knarzen wie wenn eine schwere Tür geöffnet wird. Bohne war der erste, der aus dem Kellerloch hervorschaute, eine Hand den schweren Bodendeckel über sich haltend. Jetzt bloß nicht nachlassen, dachte ich und schwebte direkt auf Bohne zu. Dabei machte ich die allerschrecklich-schlimmsten Geräusche, die ich aus meiner heiseren Kehle herausbrachte. Bohne sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen - im wahrsten Sinne des Wortes. Jetzt begann Nola große Steine auf den Kellereingang zu werfen. Mit jeweils einem lauten Pock und Klong landeten die Steine auf der Bodenklappe.


„Hey“, rief Bohne und versuchte sich vor dem Steinschlag zu schützen. Er zog sich grollend zurück und Milli und ich lachten uns an. Das klappte ja wie am Schnürchen! Gleich darauf ging die Holzklappe wieder auf und Bertie schaute heraus. Er sprang auf die Füße und kletterte behände aus dem Loch. Hinter ihm folgte Bohne; Fritz war ebenfalls dabei, seine Beine auf den Boden zu schwingen. Rasch gab ich Nola ein Zeichen. Die hatte sich vorsorglich unter ihrem schwarzen Mantel mit mindestens fünf Rollen Klopapier umwickelt. Sie öffnete ihren Umhang, warf ihn achtlos hinter sich und stakste mit verkrampften Armen und Beinen vorwärts. Sogar für mich sah sie wie eine furchterregende Mumie aus. Lotta hatte nur auf ihren Einsatz gewartet: mit zwei Eimern in den Händen sauste sie von ihrem Ast herunter. Die Vampirjungs waren von der stöhnenden und heulenden Nola - ähm Mumie natürlich - viel zu abgelenkt um sie zu bemerken. Gerade als Fritz neben seinen beiden Mitbewohnern stand und herrlich verwirrt dreinschaute, landete die erste Ladung grüner Glibber auf ihm Bertie. Bevor die drei auch nur verstehen konnten, was gerade passierte, schüttete Lotta schon den zweiten Eimer roten Glibberschleim auf unsere Opfer. Lotta konnte im Dunkeln ja viel besser sehen als wir und traf mit der vollen Ladung. Die Jungs wussten nicht, dass es nur dünnflüssiger Wackelpudding war und schrien vor Schreck auf. So schnell wie Lotta herangeflogen war, so schnell verschwand sie wieder im Schatten der Bäume. Ich wollte gerade meinen Schlusssatz hervorbringen, so etwas wie „Verschwindet von hier. Ihr habt hier nichts zu suchen. Auf nimmer Wiedersehen, uahhhaaaaaa“, als Fritz sich die Grütze vom Kopf schüttelte und „Halt!“ rief.

„Was soll denn das, ihr blöden Ziegen ?“

Erwischt. Oh Mann. Weiter als dass wir die drei Ekel aus der Gegend vertreiben, war unser Plan gar nie gegangen. Darauf, dass die Jungs mit uns redeten, war ich überhaupt nicht vorbereitet .


Vampiluna

Подняться наверх