Читать книгу Vampiluna - Maren Jaenicke - Страница 16
Оглавление8 EIN RABE ZUM FRÜHSTÜCK
Ohne Zähne zu putzen ließen wir uns in die Särge fallen und schliefen fast auf der Stelle ein . Ich bin sicher, wir hätten noch bis in die kommende Nacht geträumt, hätte uns nicht ein hartnäckiges Toktoktok über unseren Köpfen geweckt. Langsam kehrte mein Verstand wieder ins Hier und Jetzt zurück. Noch langsamer gähnte ich bis ich schließlich aufstand. Bevor ich mich unseren aktuellen Problemen widmen konnte oder wollte, brauchte ich eine große Portion Spaghetti mit Soße . Uns schmeckten die Nudeln besonders kalt. Daher tappte ich in die Küche, schnappte mir einen Löffel und öffnete ein frisches Glas.
„Toktoktok.“ Da war es schon wieder.
„Guten Abend.“ Milli setzte sich neben mich. Wortlos hielt ich ihr das Glas Spaghetti mit Soße hin und sie nahm sich einen Löffel voll. Kauend sah sie mich an. Ein bisschen rote Soße lief ihr aus dem Mundwinkel über das Kinn und sie wischte es mit dem Ärmel weg.
„Toktoktok.“ Also langsam nervte dieses Geräusch.
„Was ist das?“, fragte ich Milli .
„Kommt von oben“, antwortete Milli nicht sonderlich hilfreich mit vollem Mund.
„Ich gehe nachschauen.“ Lotta lief an uns vorbei zum Brunnenschacht. Irgendwie beschlich mich ein seltsames Gefühl.
„Warte, ich komme mit“, sagte ich schnell und stand auf. Lotta und ich kletterten aus dem alten Brunnen, unserem geheimen Eingang.
„Toktoktok.“ Wir blinzelten noch immer müde. Neben uns auf der Erde saß ein Rabe. Mit großen Augen sah uns der schwarze Vogel an. In seinen Schnabel hatte er einen Stein geklemmt, mit dem er rhythmisch gegen den Brunnenrand klopfte.
„Ewig gedauert, beinahe versauert“, krächzte er, nachdem er den Stein ausgespuckt hatte. Lotta quiekte begeistert:
„Ein sprechender Rabe, ich werde verrückt. Hat er etwa gerade gereimt?“
In etwa hatte ich dasselbe gedacht. Einen Raben, der sprechen konnte, hatte ich noch nie getroffen. Solch ein Tier war so selten wie - naja wahrscheinlich so selten wie ein Vampir.
„Einziger Rabe, seltene Gabe“, fing er an. Wir staunten nicht schlecht.
„Liebe Dame, Rabert mein Name. Sprechen im Gedicht, ist die einzige Pflicht.“ Geschickt streifte Rabert sich einen kleinen zusammengerollten Zettel von den Krallen und überreichte ihn uns mit dem Schnabel.
„Brief Mief.“
„Jetzt schlägts dreizehn“, entfuhr es mir.
„Klingt doch nett“, sagte Lotta.
Ich schaute zwischen dem Zettel in meinen Händen und Rabert Rabe hin und her.
„Und wer bist du?“, fragte ich, immer noch verblüfft über diesen unerwarteten Besuch. Der Vogel flatterte auf den Brunnenrand.
„Liebe Dame, Rabert mein Name“, wiederholte er rau.
„Ja natürlich“, sagte ich schnell, „ich meine, wie kommt es, dass du uns diesen Brief vorbeigebracht hast?“
„Bei Familie wohne, Fritz, Bertie und Bohne.“
„Wow“, sagte Lotta, „das ist ja toll.“ Ich war ganz ihrer Meinung. Der Vogel war wortwörtlich rabenschwarz und seine Federn schimmerten leicht blau wie dunkle Tinte, wenn er sich bewegte. Seine Augen blickten freundlich und neugierig. Er war wunderschön.
„Brief gebracht, Mitternacht .“ Mit diesen Worten erhob sich Rabert in die Luft, flog noch einen Kreis über uns und verschwand zwischen den Bäumen.