Читать книгу Vampiluna - Maren Jaenicke - Страница 17
Оглавление9 ACHTUNG GEGENANGRIFF
Nola und Milli konnten es kaum glauben, als Lotta und ich von Rabert berichteten.
„Ein echter sprechender Rabe?“, fragte Milli und strahlte übers ganze Gesicht.
„Und wir haben ihn verpasst“, maulte Nola.
„Er musste wieder los“, erklärte ich. Vielleicht treffen wir ihn ja auch um Mitternacht, fügte ich in Gedanken hinzu.
„Gehen wir wirklich hin, heute Nacht meine ich?“, fragte Milli. Ich blickte in drei fragende Gesichter. Sollten wir das Friedensangebot annehmen?
„Ja, ich denke, es schadet nicht, wenn wir mal an der Lichtung vorbeifliegen.“
Wir mussten noch einige Zeit hinter uns bringen bevor es Mitternacht schlagen würden, aber schließlich machten wir uns auf den Weg. Da es nicht weit war, kamen wir nach nur wenigen Minuten an. Heute gab es keinen Nebel, kaum Wolken, die Nacht war klar und kalt. Im Wald war es bis auf das Rascheln der Blätter still. Viel zu still. Waren wir etwa zu früh? In der Ferne schlug die Kirchturmuhr zwölf Mal: Mitternacht . Wo waren die Jungs nur? Langsam beschlich mich ein ungutes Gefühl. Sollte das ein schlechter Scherz sein Wut grummelte in meinem Bauch.
„Das soll eine Entschuldigung sein?“, fauchte ich in die Finsternis.
„Vielleicht sind sie noch auf dem Weg“, versuchte Lotta meinen Zorn zu dämpfen. Aber das ärgerte mich nur noch mehr. Wie konnten sie es wagen, uns einzuladen und dann nicht zu erscheinen? Ich wollte mich gerade wieder umdrehen und nach Hause fliegen, da hörte ich ein dumpfes „Platsch“ neben mir. Und gleich darauf noch ein „Patsch“, gefolgt von „Klatsch, Patsch, Platsch“. Völlig entgeistert blickte ich mich um. Lotta, die neben mir stand, hatte einen großen, blauen Fleck auf ihrem Umhang. Und Millis Gewand zierten zwei riesige grüne Kleckse.
Auf meinem eigenen Umhang sah ich ebenfalls einen lila Fleck auf Höhe meiner rechten Schulter. Einen großen, dunklen, ekeligen, schleimigen Farbklecks . Ich hörte, wie die Vampirmädchen neben mir erschrocken aufschrien. Mein Mund öffnete sich mit einem unkontrollierten „pffff“. Im selben Augenblick hörten wir unterdrücktes Kichern und lauter werdendes Grölen, das aus den Bäumen rings um uns herum ertönte. Von links, rechts und von vorn flogen Farbbomben auf uns zu und hinterließen noch mehr schmierige Spuren auf unseren Kleidern. Zischend flogen die bunten Ballons durch die Luft und landeten mit ihrem „Platsch“ und „Klatsch“ auf Schultern, Brust oder Bauch, sogar am Kopf und am Rücken. Der Aufprall verursachte zwar keine Schmerzen, war aber schrecklich unangenehm, weil die farbige Soße kalt und schmierig an uns herunterlief. Sobald ich mit meinen Händen reflexartig etwas Farbe abstreifen wollte, klebten meine Finger und es spannten sich zähe Fäden wie geschmolzener Käse dazwischen. Nola schimpfte lautstark, Milli schluchzte aufgebracht und versuchte sich mit erhobenen Händen gegen den Angriff abzuschirmen. Lotta sah einfach nur verschreckt aus, wie ein ängstlicher, sehr bunter, sehr klebriger Papagei. Wütend stampfte ich mit dem Fuß auf und schaute in die Richtung, aus denen die Wurfgeschosse kamen. Mittlerweile war das Kichern lauter geworden. Schließlich ging es in gemeines, schadenfrohes Gelächter über, wobei eine Pause entstand, in der uns keine Farbe traf. Vor uns bewegte sich etwas. Oder jemand. Derjenige saß im Dunkeln auf dem ersten Ast direkt vor uns. Mein Gefühl sagte mir, dass das kein Fremder war. Nein, eher jemand, den wir gestern Nacht gerade erst kennengelernt hatten… Hielt sich derjenige etwa den Bauch vor Lachen? Das Begeisterte Grölen der Vampirjungs dröhnte in unseren Ohren. Noch bevor ich eine Idee hatte, was ich als Erstes tun sollte, fiel der lachende Junge direkt vor uns mit einem dumpfen Schrei vom Baum . Erschrocken lag Fritz da, sein Umhang war aufgesprungen und seine dünnen, schwarz bestrumpften Beine zeigten nach oben wie bei einem Käfer auf dem Rücken. Als hätten sie das als Zeichen gesehen, begannen die anderen beiden Jungs links und rechts von uns, uns erneut von der Seite zu bewerfen. Scheinbar hatten sie die kurze Atempause genutzt und ihre Farbvorräte aufgefüllt. „Platsch, Klatsch, Patsch“.
„Hey“, rief ich. Und auch Nola wehrte sich lautstark:
„Wehe, wenn ich euch erwische, ihr Vampidioten !“
„Ende Gelände!!“, erschallte es krächzend aus der Luft über uns. Die Stimme kam nicht von uns. Auch nicht von den Angreifer-Jungs. Ich erkannte Rabert wieder, der schnell mit den Flügeln auf- und abschlug und so auf der Stelle schwebte.
„Schande Girlande! Aufhören sofort , an diesem schönen Ort.“
Dankbar holte ich Luft. Rabert wollte uns helfen? Ich war erleichtert, ja ich freute mich, dass die Jungs sofort mit Werfen aufgehört hatten, aber: wieso? Fritz rappelte sich auf und klopfte sich den Waldboden vom Umhang. Bertie und Bohne kletterten jeweils von ihren Bäumen herunter und standen etwas betreten mit hängenden Köpfen und gesenkten Blicken auf der Stelle. Ich hielt es fürs Beste, wenn wir uns schleunigst aus dem Staub machten. Das war ja so peinlich! Wir waren den Vampiren echt voll auf den Leim gegangen. Ich sah mich nach den Mädchen um. Scheinbar waren wir nur getroffen aber nicht verletzt worden und so bedeutete ich ihnen mit einem Kopfnicken, dass es Zeit war zu gehen.
„Warte Landkarte.“ Rabert landete genau zwischen uns und Fritz. „Währenddessen etwas vergessen?“
Unsicher schaute ich mich um. Rabert sprach aber zu den Jungs.
„So gemein im Mondenschein ! Jetzt mit Schwung Entschuldigung .“