Читать книгу Mordpakt: Richelieu - Maren von Strom - Страница 12
Szene X
Оглавление„Aber ich werde Euch im Auge behalten.“ Rochefort beobachtete interessiert die Wirkung, die seine Worte auf den Musketierleutnant hatten. In seinem Gesicht spiegelte sich, versteckt hinter Missmut und Empörung, auch vages Unbehagen wider. Einen Moment schien es, als wolle d'Artagnan von der anderen Straßenseite aus etwas zurückrufen, um auch Rochefort in Verlegenheit zu bringen. Doch dann winkte der Musketier nur spöttisch ab, wandte sich um und ging die Rue Tiquetonne hinunter ohne Blick zurück.
Das war nun wirklich keine der Reaktionen, mit denen Rochefort gerechnet hätte. Entweder war dieser Hitzkopf von einem Gascogner endlich erwachsen geworden oder, ganz im Gegenteil, noch viel unvernünftiger, dass er glaubte, vor dem Stallmeister Seiner Eminenz nichts befürchten zu müssen. Beide Gedanken klangen nicht nach der richtigen Antwort, doch genau darum war Rochefort hier: Um hinter die Fassaden zu blicken. Vielleicht auch, um den Gerüchten ein wenig Wahrheit zu entlocken. Heute war er, soweit es das anging, einen guten Schritt vorwärts gekommen. Zwar blieb ein großer Teil noch der persönlichen Interpretation überlassen. Aber wann hatte sich der wackere Leutnant der Musketiere zuletzt selbst als 'verräterisch' bezeichnet?
Nachdenklich schlug Rochefort den Weg nach Hause ein, in der Hand noch immer das papierumwickelte Päckchen aus der Metzgerei des Herrn Boise. Der Lehrling hatte es, während Meister Boise noch mit seinem Kunden plauderte, in einer Hinterkammer zurechtgemacht. Dieser Lehrling war ein pfiffiger Junge von vielleicht 15, höchstens 16 Jahren, dem sein Meister viel zu wenig Lohn für eine viel zu anstrengende und blutige Tätigkeit zahlte. Ein Zuverdienst kam immer gelegen und Rochefort hatte sich das schon vor langer Zeit zunutze gemacht. Abhängig davon, ob Monsieur Boise in der Laune war, um dem Lehrling früher frei zu geben, erhielt ein Stammkunde wie der Graf de Rochefort nützliche Informationen mit seiner Ware.
In letzter Zeit schien der Metzger tatsächlich sehr zufrieden mit sich, seinem Geschäft und der Welt im allgemeinen zu sein. So hatte er dem stets gern gesehenen Stallmeister - „mit den wärmsten Empfehlungen“ - statt des gewünschten Aufschnittes noch zusätzlich einen Zipfel bester Blutwurst beigegeben und seinen Lehrling in die Hinterkammer geschickt. Als Rochefort schließlich seine Einkäufe in Empfang nehmen durfte, war er über den neuesten Stand der Gerüchte informiert und um einige Münzen ärmer. Dafür trug er nun ein Päckchen nach Hause, das irgendwie den Eindruck erweckte, mehr zu bergen als gute Wurst.
Rochefort erreichte bald die Rue du Temple und wenige Augenblicke später das Haus Nummer 14, seine Wohnung. Die Eingangstür öffnete sich beruhigend geräuschvoll. Die alten Stifte quietschten in ihren Angeln, die ganze Tür knarrte altersschwach und hätte damit selbst einen Toten aus seinem Schlummer wecken können. Rochefort hielt nicht viel davon die Scharniere zu ölen. Genauso wenig beabsichtigte er, den Staub am Fensterbrett wegzuwischen oder das ein oder andere knarzende Dielenbrett zu ersetzen. Manche der zarten, fast unsichtbaren Spinnweben an Schubladen und Schränken wurden höchstens von einem Luftzug berührt. Vor oder hinter angelehnten Türen lagen kleine, abgeknickte Papierstreifen, die bei jeder Bewegung über den Boden wirbelten. Nichts schien aufgeräumt oder am richtigen Platz zu sein. So fand sich in der Küche das Geschirr nicht im Schrank, sondern auf dem Tisch und unter Tellern und Besteck lugte manchmal der Zipfel eines Schriftstücks hervor.
So ging es in jedem Raum weiter, mal mehr mal weniger auffällige Fallen wurden dem ungebetenen Besucher gestellt. Rochefort konnte sich keine besser gesicherte Wohnung vorstellen, wenn es darum ging, den Aufträge Seiner Eminenz in Paris nachzukommen. Außer des Kardinalspalais' selbst gab es keinen besseren Ort für gut gehütete Geheimnisse. Auch jetzt war es nur ein kurzer Blick, mit dem der Graf vom Flur aus seine Wohnung musterte und zufrieden feststellte, dass alles unberührt am rechten Platz vorzufinden war. Die Spinnennetze ebenso wie die Papierstreifen.
Auch die Küche, in die der Stallmeister nun trat und sein Päckchen auf dem Küchentisch ablegte, bot das gewohnte Bild. Gelassen nahm Rochefort einen Teller vom Geschirrstapel und stellte ihn auf die Anrichte. Er nahm ein Brotmesser, einen Brotlaib aus der Fayenceschale neben dem Küchenschrank und schnitt sich dann eine Scheibe ab.
Zwischen all der Unordnung konnte sich also auch etwas ganz Alltägliches abspielen. Nun, beinahe alltäglich. Schließlich war da immer noch Rocheforts Besorgung aus der Metzgerei, nach der er nun griff und mit dem Brotmesser die Schnüre durchtrennte. Das Packpapier faltete sich beinahe von selbst auseinander und darunter kam neben dem gewünschten Aufschnitt tatsächlich ein Stück Blutwurst zutage. Aber Rocheforts ganze Beachtung fand eine graue, nur fingernagelgroße Kugel, die beim Auspacken auf den Tisch rollte.
Er fing das spezielle Präsent des jungen Lehrlings auf, als es gerade im Begriff war, über die Kante vom Tisch zu fallen. Behutsam legte Rochefort die Kugel zurück auf das Papier, griff nach einer Scheibe Aufschnitt und belegte sein Brot. Die Blutwurst legte er daneben, zog sich einen Stuhl heran, setzte sich bequem vor den Küchentisch und biss herzhaft in sein verspätetes Mittagessen. Der Aufschnitt schmeckte recht kräftig. Der Metzger hatte diesmal nicht am Gewürz gespart. Am Preis ebenfalls nicht, stellte Rochefort spöttelnd fest, bevor er sich der Blutwurst zuwandte. Als besonders sättigend zeigte sich der kleine Zipfel nicht, köstlich war er jedoch allemal. Es lohnte sich, nicht nur wegen eines fleißig spionierenden Lehrlings täglich die Metzgerei des Herrn Boise aufzusuchen.
Der Graf gönnte sich noch eine zweites belegtes Brot und musterte über seine Mahlzeit hinweg den kleinen, runden, grauen Gegenstand im Papier seiner Einkäufe. Er bot einen recht normalen Anblick, gerade in diesen Zeiten. Es handelte sich schlicht um eine Bleikugel, um Munition für Schusswaffen aller Art.
Das war es auch nicht, was den Stallmeister nachdenklich stimmte. Diese Bleikugel war nie als Projektil bestimmt gewesen. Sie war ein Symbol. Agenten untereinander verständigten sich mit verschlüsselten Nachrichten, mit nur ihnen bekannten Bedeutungen. Richelieu hatte eigens eine Geheimschrift entwerfen lassen, eine nicht entschlüsselbare Chiffre, die noch Jahrhunderte überdauern sollte. Allein, ein Metzgerslehrling konnte weder Lesen noch Schreiben und manchmal sprach auch eine Bleikugel Bände. Es war nicht das erste Mal, dass Rochefort eine Gewehrkugel gebracht bekam, auch wenn sie dem Stallmeister, als er sie nun aufnahm und in der Hand wog, beunruhigend schwer erschien. Ein Agent wählte solch ein Symbol, wenn die Person, die er beschattete, in begründeten Verdacht geriet. Verdächtig einer Verschwörung gegen den Kardinal. Hochverrat, das schlimmste aller Verbrechen.
Wie gesagt, es geschah nicht zum ersten Mal.
Allerdings war es doch das erste Mal, dass der Graf de Rochefort eine Bleikugel zwischen Daumen und Zeigefinger drehte, die ihm ein Junge aus genau jener Metzgerei brachte, in der auch der Hauptmann der Musketiere einzukaufen pflegte.
*~*~*~*~*
Es klopfte leise an der Tür zum Arbeitszimmer Monsieur de Trévilles. Der Hauptmann der Musketiere legte die Wachliste, die er bis zu diesem Moment in Ermangelung einer anderen, ablenkenden Lektüre studiert hatte, beiseite und rief den Besucher mit befehlsgewohnter Stimme herein. Trotz der Einladung, öffnete sich die Tür nur sehr zögerlich. Tréville hätte darüber sicherlich belustigt gelächelt, wenn ihm nicht gleichzeitig bewusst gewesen wäre, dass er seinem Diener in letzter Zeit genug Anlass gegeben hatte, sich so vorsichtig zu verhalten, sobald er seinem Herrn Besuch ankündigte. Auch jetzt sprach Gaston erst dann hastig, als ihn der Hauptmann mit einer ungeduldigen Geste dazu aufforderte. „Herr, es ist Monsieur Athos.“
Mit einem Nicken gab Tréville seinem Diener zu verstehen, den Musketier einzulassen und griff dann wieder nach der Wachliste, die d'Artagnan sorgfältig neu angefertigt hatte. Sie war tadellos. Vielleicht war er gestern zu hart mit seinem jungen Leutnant gewesen? Tréville musste zugeben, dass er besonders strenge Maßstäbe an d'Artagnan seit der Beförderung anlegte. Er wollte seine Kompanie in guten Händen wissen und manche Dinge mussten einfach reibungslos funktionieren, besonders in diesen Tagen, ohne dass Tréville ständig ein wachsames Auge auf sie hatte.
Der Hauptmann starrte noch gedankenverloren auf die Wachliste, als Athos das Arbeitszimmer betrat und Gaston die Tür hinter ihm schloss. Athos hatte den Hut in die Hand genommen und verbeugte sich höflich. Ganz Edelmann, regte sich nichts in seiner Miene, weder Neugier noch Ungeduld. Er wartete einfach nur stumm auf eine Eröffnung des Hauptmanns, die schließlich auch folgte und zwar mit einer für Athos eher unerwarteten Frage: „Wie schätzt Ihr die Moral in der Kompanie ein?“
Tréville beobachtete, wie sich in die sonst so beherrschten Gesichtszüge seines Gegenübers merkliche Verblüffung stahl. Beinahe hätte der Hauptmann darüber Schmunzeln mögen, aber es lag nicht in seiner Absicht, Athos zu überrumpeln. Er wollte eine ehrliche Antwort. „Ihr seid einer meiner besten Musketiere, die übrigen Männer achten und schätzen Euch, Athos. Neben Eurer Tapferkeit auch Eure Aufrichtigkeit. Sagt mir also, und haltet Euch nicht zurück: Kann ich mich auf meine Kompanie verlassen?“
Athos schwieg eine Weile und Tréville ließ ihm die Zeit, nachzudenken. Diese Antwort war entscheidend und der Hauptmann zweifelte nicht daran, dass Athos sie ihm auf diplomatischste Weise geben würde. Das tat er dann auch. „Auf Eure Musketiere könnt Ihr Euch immer verlassen, Monsieur. Ich glaube, nein, ich weiß, dass ich für alle spreche, wenn ich sage: Die Loyalität der Männer kann nicht angezweifelt werden.“ Athos zögerte, ihm lag sichtlich noch etwas anderes auf der Zunge.
„Sprecht nur weiter.“ forderte Tréville ihn auf. „Ihr könnt offen reden.“
„Mon capitaine, wir alle wissen, welche Belastung die Führung der Kompanie mit sich bringt und nicht immer benehmen sich die Musketier so vernünftig, wie sie es sollten. Doch wie Ihr Euch bislang immer um jeden Eurer Männer gesorgt habt, sorgen sie sich nun um ihren Hauptmann.“
„Mit anderen Worten: Kann sich die Kompanie noch auf ihren Hauptmann verlassen?“
„Nein.“ erwiderte Athos nachdrücklich und nun war es an Tréville verwundert die Brauen zu heben. „Nein?“
„Nein, das meinte ich nicht. Ihr habt mir gestattet offen zu sprechen und es ist, wie ich es sagte: Wir sorgen uns. Um Euch.“
„Ich verstehe.“ Dieses Mal schmunzelte Tréville ganz offen und erneut wirkte Athos verwirrt. Zu gerne schien der Musketier wissen zu wollen, warum er eigentlich herbestellt worden war, wenn er nur Fragen ausgesetzt war, deren Antworten wohl längst bekannt waren. Athos wartete höflich auf die Erlaubnis, noch etwas hinzufügen zu dürfen. Als Tréville ihm ein entsprechendes Zeichen gab, wählte er seine Worte mit Bedacht. „Ihr fragt, ob Verlass auf Eure Männer ist. Vielleicht solltet Ihr der Kompanie die Möglichkeit geben, ihre Verlässlichkeit zu beweisen.“
Tréville blinzelte gerührt. „Wenn es eine Möglichkeit gibt, dann diese: Ihr solltet die Wahrheit niemals aus den Augen verlieren.“
„Das werde ich nicht, wenn Ihr mir die Wahrheit gebt.“ antwortete Athos kühn und ganz gegen seine Art. Doch er erkannte in diesem Augenblick, dass ihm vielleicht gelingen konnte, was d'Artagnan heute Mittag nicht möglich gewesen war. Tatsächlich schien der Hauptmann, im Vergleich zu den vergangenen Tagen, in gesprächigerer Stimmung zu sein. Auch wenn sein Tonfall nun einiges an Ironie verriet, als er sagte: „Die Wahrheit ist auf jeden Fall das Gegenteil zu allen Gerüchten, die Ihr vielleicht gehört habt.“ Tréville maß seinen Untergebenen prüfend und traf dann eine Entscheidung. „Eben wegen der Wahrheit habe ich Euch kommen lassen. Ihr müsst mir helfen, sie ans Licht zu bringen.“
„Was kann ich tun?“ Athos stellte keine überflüssigen Fragen, wie Tréville erleichtert bemerkte. „Es ist nur eine Kleinigkeit, um die ich Euch bitten möchte. Eine recht ungewöhnliche Kleinigkeit, gewiss.“
„Um was es sich dabei auch handeln mag, ich werde versuchen, Eurer Bitte nachzukommen.“
„Ihr tragt ein Taschentuch bei Euch.“
„Pardon?“ Athos stutzte und Tréville machte unmissverständlich klar, was er meinte: „Das Taschentuch einer gewissen Dame. Gebt es mir!“
Athos staunte über diese tatsächlich sehr ungewöhnliche Bitte. Mehrere Fragen gingen ihm gleichzeitig durch den Kopf, doch zwei davon gewannen deutlich die Oberhand: Woher wusste Tréville von dem Taschentuch? Und: Worauf wollte er hinaus? Zögerlich holte Athos das Tuch aus seiner Tasche und reichte es über den Schreibtisch hinweg an Tréville, der dazu spöttelnd bemerkte: „Hängt Ihr sehr daran?“ aber bevor Athos antworten konnte, ernst fortfuhr: „Interessant, diese Initialen. C und C?“ Der Hauptmann betrachtete die Stickerei eingehend. „Mancher könnte die Besitzerin für eine hohe Dame halten. Für eine Person von Rang. Auch ich lag erst falsch.“
Athos' Erstaunen wuchs und es gelang ihm nicht länger, sich nichts anmerken zu lassen. „Ihr wisst, wer sie ist?“
Tréville hob gelassen die Schultern und reichte einem merklich aus der Fassung gebrachten Athos das bestickte Präsent zurück. „Ich wäre wahrhaft ein schlechter Hauptmann, wenn ich nicht wenigstens darüber informiert wäre, wo und wie meine Musketiere wohnten. Zufällig weiß ich, dass Eure Wirtin Euch seit Jahren vergeblich schöne Augen macht. Wie lautet ihr Name noch gleich? Catherine Chesnay?“
Athos nickte. Welche Überraschungen hielt Tréville, der sich nun nachdenklich in seinem Stuhl zurücklehnte, heute noch für ihn bereit? Die Nächste ließ nicht allzu lange auf sich warten, denn nun legte der Hauptmann einige seiner Karten offen auf den Tisch. „Ich schulde Euch für Eure Aufrichtigkeit von eben nun selbst einige ehrliche Antworten. Zunächst einmal weiß ich von Eurem Taschentuch, weil es mehr als nur ein Gerücht gibt, das zurzeit Kreise durch dieses Hôtel zieht. Manche Dinge verbreiten sich schnell und auch, wenn es so aussah als hätte ich mich gänzlich zurückgezogen, erreichen noch viele Nachrichten dieses Arbeitszimmer.“ Tréville lächelte humorlos, während Athos kopfschüttelnd die Geschichte über sein ganz persönliches Gerücht hörte. Sehr viel grimmiger als zuvor, fuhr der Hauptmann fort: „Als nächstes solltet Ihr wissen, dass ich beschlossen habe, nicht länger abzuwarten und die Dinge einfach nur geschehen zu lassen.“
Deutlich stand in Athos' Gesicht die Frage nach welchen Dingen geschrieben. Doch wie sehr der Hauptmann den Graf auch zu schätzen gelernt hatte - es war besser, wenn Athos nicht alles erfuhr. Diese Angelegenheit musste Tréville trotz aller angebotenen Unterstützung allein regeln. „Irgendwann wird sich alles klären, jetzt aber drängt die Zeit. Ich habe eine Aufgabe zu vergeben. Nichts gefährliches oder etwas, das nach besonderen Fähigkeiten verlangt. Es handelt sich nur darum, für einige Stunden eine bestimmte Person abzulenken und beschäftigt zu halten. Doch weder Ihr noch einer der anderen Musketiere kann diesen Auftrag erfüllen. Dafür erfordert es andere Talente.“
Athos hörte dies mit unbewegter Miene und allmählich kam ihm ein Verdacht, worauf Tréville mit seiner letzten Bemerkung hinauswollte. „Nur eine Frau kann diese Aufgabe übernehmen?“
„So ist es. Ich würde eines der Küchenmägde bitten, aber sie sind als Teil meines Haushalts bekannt. Eure Wirtin hingegen ist ein fremdes Gesicht.“
„Ich soll Madame Chesnay bitten-“
„-Euch einen Gefallen zu tun, ja.“ Tréville seufzte. „Ich weiß, es ist ungewöhnlich und ich kann Euch in diesem Fall nicht befehlen, nur um Vertrauen bitten. Legt es mir nicht als zu große Unverschämtheit aus.“
Athos schwieg eine Weile. Er verstand durchaus, weshalb seine Wirtin einer Küchenmagd vorzuziehen war und ja, es war eine Unverschämtheit die Gefühle Catherine Chesnays ausnutzen, damit sie Athos den Gefallen tat, diese Aufgabe zu übernehmen. Andererseits schien diese Sache von größter Wichtigkeit zu sein und der Hauptmann musste gute Gründe für seine Entscheidung haben. Dennoch zweifelte Athos. „Es wäre sicher einfacher Madame Chesnay zu überzeugen, wenn ich ihr mehr über diese Aufgabe erzählen könnte.“
„Nein, sie sollte nicht zu viel erfahren, bevor sie freiwillig angenommen hat.“ Tréville wusste, dass seine Antwort nicht sehr zufriedenstellend war. „Athos, es tut mir leid, aber ich kann derzeit nichts weiter preisgeben. Ich werde persönlich mit Madame Chesnay reden, wenn sie bereit ist das Hauptquartier der Musketiere aufzusuchen. Ihr wird nichts weiter widerfahren, ich verspreche es.“
Athos nickte langsam, auch wenn er sich zum wiederholten Male nur wundern konnte. Als er hier im Arbeitszimmer erschienen war, hatte Tréville ihn mit seiner Offenheit überrascht. Jetzt jedoch war alles umgekehrt und diese Geheimnistuerei warf nur neue Fragen auf. Was für 'Dinge' waren im Gange, welche 'Person' sollte abgelenkt werden? Und wovon? Nichts, ganz und gar nichts, hatte sich zu den Tagen zuvor geändert - und trotzdem glaubte Athos daran das Richtige zu tun, als er antwortete: „Ich werde es versuchen.“