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Was vor 2,1 Milliarden Jahren geschah
ОглавлениеLassen Sie mich diese Geschichte erzählen. Sie beginnt, wie ein Märchen, vor langer Zeit. Vor sehr, sehr langer Zeit: Als der erste Dinosaurier vor ungefähr 200 Millionen Jahren aus dem Ei schlüpfte, (um es sehr vereinfacht auszudrücken), hatten die Mitochondrien schon über eine Milliarde Jahre lang ganze Arbeit geleistet. Denn die Welt, die unser fiktiver Ur-Dino erblickte, war der unseren in gewisser Weise schon ähnlich: Als er die Augen öffnete, sah er bereits Pflanzen, wie wir sie noch heute kennen (z.B. Farne, Schachtelhalme) und andere Tiere, wie etwa Urinsekten, Korallen, Reptilien, Spinnen und vielleicht die Schildkröte, die wie er das Licht der Welt irgendwann am Ende des Erdzeitalters erblickte, das wir Trias nennen. Trias (= Dreiheit) heißt dieser erdgeschichtliche Zeitraum, der vor etwa 230 Millionen Jahren begann und rund 20 Millionen Jahre dauerte. Der Name rührt von den drei Gesteinsschichten her, die während dieser Zeit nacheinander ausgebildet wurden: Buntsandstein, Keuper und Muschelkalk.
Uns mag diese Welt mit ihren wenigen Lebewesen und den riesigen Meeren, die wir nur aus Computeranimationen kennen, sehr rudimentär erscheinen. In Wirklichkeit war sie schon damals ein Wunder und nicht zuletzt das Werk der Mitochondrien und ihrer Ahnen, der Prokaryonten.
Als nämlich die Mitochondrien ins Leben fanden, stand die Erdzeitalter-Uhr nicht auf 200 Millionen Jahre vor unserer Zeit – sondern auf 2,1 Milliarden, und die Erde war so, wie die Bibel sie beschreibt: wüst und leer.
Und nicht einmal das stimmt genau, denn es gab die Erde in unserem Sinn noch gar nicht. Unser Blauer Planet steckte in den Kinderschuhen seiner Entwicklung, hatte gerade erst die Phase durchlaufen, in der aus Feuer und sinnlos im All umherirrenden Gesteins- und Meteoritenbrocken eine Art Ball entstanden war. Wobei das von uns allen so geschätzte Bild der Erde als Kugel so gar nicht an die Wirklichkeit herankommt. Noch heute sieht der einzig bewohnte Planet im Sonnensystem eher aus wie eine Kartoffel mit Dellen und Beulen
Die Oberfläche der Erde bestand erst am Ende jenes fernen Erdzeitalters, das wir Archaikum nennen (vor 4000 bis 2500 Millionen Jahren), aus einer dünnen Schicht, unter der das Magma wie eine Feuerhölle brodelte. Ständig brach diese dünne Kruste auf, zerriss und barst wieder, sodass ungeheure Vulkane das Bild beherrschten. Ganz allmählich erst beruhigte sich die Oberfläche so weit, dass sie abkühlen konnte und erste zusammenhängende Platten entstanden.