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Federnschleißen

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An den dunklen Winterabenden wurden im Dorf reihum auf allen Höfen Federn geschlissen. Schöne, weiße, saubere Federn, erste Qualität. Denn den Gänsen stand der Dorfteich zum täglichen Bad zur Verfügung und sie nutzten ihn weidlich. Jeweils eine Woche lang kamen befreundete Frauen im gleichen Haus am Abend zusammen um die Federn dieses Hofes zu schleißen – von den Kielen zu befreien, die sich sonst durch’s Inlett bohren würden. War die letzte Feder geschlissen, gab es für alle Helferinnen einen Gugelhupf und Kaffee. Man nannte diesen Abend „Federball“ (ohne Tanz!). Mama half überall wo gerade Federzeit war und ich durfte mit. Sie konnte mich ja schwerlich allein zu Hause lassen. Entweder unterhielt ich die Frauen mit meiner Plauderei oder ich schlief auf einer Bank in der Ecke. Die Frauen saßen bei Petroleumlicht um einen großen Tisch in der warmen Stube. Jede fasste sich Federn aus einem Häufchen vor sich auf dem Tisch. Die vom Kiel geschlissenen Federn wurden zu leichtestem Flaum und die so entstandenen Daunen steckte man in der Tischmitte unter einen beschwerenden Teller. Im Laufe des Abends wurde der Berg unterm Teller immer größer. Da hinein niesen durfte keine, auch nicht hemmungslos lachen, denn dann wäre der Flaum in alle Richtungen davon geflogen.

Ich kann mich erinnern, dass man mich einmal in eine etwas erhöhte Fensternische setzte und mich ermunterte, die Geschichte von der schiefmäuligen Bauernfamilie zu erzählen, die beim Schlafengehen die Kerze ausblasen wollte ohne es zu schaffen, weil sie immer in die falsche Richtung blies. Ich musste diese Geschichte, mit brennender Kerze in der Hand, immer wieder erzählen, denn ich schnitt angeblich so herrliche Grimassen dabei. Älter als vier Jahre war ich damals nicht, jedoch sicher recht unbefangen. Aber dann beim nach Hause gehen im nachtdunklen, unbeleuchteten Dorf, zwischen Dorfteich und hohem, dicken Holzschrot-Gartenzaun mit den kahlen Baumästen dahinter, war es mir gruselig. Mama trug mich Huckepack auf dem Rücken und da war nichts als nur noch Dunkelheit hinter mir. Ich war immer sehr erleichtert, wenn wir vor der Haustür standen und der Schlüssel sich im Schloss drehte.

Mama hieß mit Mädchennamen Deimling. Und das war ein Omen. Denn ihre Gestalt hatte Däumling-Format: 150 cm groß und sehr rundlich.

Holzpantoffel und blutige Zehen

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