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Maria und der Schnuller

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Was jetzt kommt, weiß ich nur aus Erzählungen. 6 m vor der Schmiedhaustür führte die befestigte Straße vorbei. Autos fuhren so gut wie keine, es gab ja auch nur ganz wenige in der Stadt. Von Pferden oder Kühen gezogene Wagen, ja, die gab’s. An die Straße grenzte der durch Steinsäulen und eine Eisenstange abgesicherte Dorfteich. Ich war wohl um die zwei Jahre alt und stand an einem Sonntagmorgen mit dem Schnuller im Mund vor der Verandatür. Die damaligen Schnuller waren fleischfarbene Ungetüme mit einem 20 cm langen Schlauch, den man in ein „Tüpfl“ (Tasse) stecken konnte, damit die Kleinen beim Trinken nicht kleckerten. Im Teich schwammen Gänse und Enten und vor dem Haus gingen einige futtersuchend umher. Plötzlich watschelte eine Ente auf mich zu, schnappte nach dem Schnullerschlauch, den sie anscheinend für einen fetten Regenwurm hielt – und ab damit in den Teich. Ein paar andere Enten hinter ihr her um ihr den fetten Wurm abzujagen. Ich schrie wie am Spieß. Die Ente bemerkte ihren Irrtum bald und ließ das ungenießbare Gummiding in die schmutzige Brühe fallen. Der Schnuller war auf Nimmerwiedersehen im Teichschlamm verschwunden. Ich hörte nicht auf zu schreien, auch nicht, als der erste Schreck vorüber war. Jetzt ging es mir allein nur noch um den Schnuller. Als ich zu Mittag immer noch weinte, zog der Großvater sich stadtmäßig an und ging nach Mies in den Konsum um einen neuen Schnuller zu holen. Meinem Großvater wurde nicht gerade große Kinderfreundlichkeit nachgesagt, aber den weiten Weg für einen Schnuller nahm er auf sich. Ob aus Liebe zu seinem ersten Enkelkind oder aus Furcht vor einer durch Kindergeschrei gestörten Nacht, kann ich nicht sagen.

Holzpantoffel und blutige Zehen

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