Читать книгу Hexen gibt es nicht - Maria Migdal - Страница 4
1. Katharina
ОглавлениеEs ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding;
wer kann es ergründen?
Jeremia 17, 9
Langsam kam sie wieder zu Bewusstsein. Ein stechender Schmerz in ihrem Kopf und ein allgemeines Unwohlsein, hervorgerufen durch die lange Zeit der Bewusstlosigkeit, war das Erste, was sie wahrnahm. Ihr war kalt und sie wollte sich den Kopf mit den Händen stützen, aber ihre Hände reagierten nicht. Als ihr bewusst wurde, dass sie mit Kabelbinder aus Kunststoff an einen Stuhl gefesselt war, kam Panik in ihr auf.
Sie schaute an sich herunter und nahm in dem Dämmerlicht war, dass sie nackt war. Ihre Panik wurde mit jeder Sekunde größer. Sie wusste, das ist kein böser Traum, der gleich vorübergeht. Die Kabelbinder an ihren Hand- und Fußgelenken schnitten mit jeder Bewegung ins Fleisch und der Schmerz zeigte ihr, dass sie nicht träumte. Sie schrie, zumindest dachte sie es, aber aus ihrem Mund kam nur ein heiseres Krächzen. Nach endlos langen Minuten hörte sie in der Ferne eine Tür schlagen. Ein Mann betrat den muffigen, kalten Kellerraum. Er nahm nur kurz von ihr Notiz und ging zur Wand. Dort waren auf einem Tisch einige Gegenstände ausgebreitet, die er in Augenschein nahm. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, wie er eine Zange, eine Pinzette, verschiedene andere Werkzeuge und ein Schlachtermesser mit einer leicht gebogenen, langen Klinge auf einen
Servierwagen legte. Er fuhr den Wagen zu ihr in die Mitte des Raumes. Ihre Panik ging ins Unermessliche. Ihr Herz raste und ihr Kopf schien vom hohen Blutdruck schier zu platzen.
Sie flehte ihn an: »Helfen Sie mir! Bitte! Was soll das Ganze? Machen Sie mich los!«
Doch der Fremde reagierte nicht auf ihr Flehen. Er schaltete eine Leuchtstoffröhre über ihr an. Dann sah er sie einige Minuten lang an, legte den Zeigefinger auf die Lippen und zeigte ihr somit, dass sie ruhig sein sollte. Er wusste genau, dass er damit das Gegenteil erreichte. Es war seine Absicht. Und sie ging auf. Die Angst beflügelte nun ihre Stimme und sie schrie aus Leibeskräften. Dies jedoch schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Er machte keinerlei Anstalten, das Schreien zu unterbinden. Hier unten im Bunker konnte sie keiner hören.
Mit beiden Händen tastete er genüsslich ihren Körper ab. Dabei strich er ihr fast zärtlich über den Kopf und legte die in das Gesicht gefallenen Haare hinter ihre Ohren. Als er mit den Händen über ihre Brüste streichelte, hörte sie auf zu schreien und änderte ihre Taktik.
»Ich gebe Ihnen Geld. Meine Eltern sind reich! Nur lassen Sie mich frei. Es wird auch keiner etwas erfahren. Bitte!«
Sie sprach viel zu hektisch und ihre Stimme überschlug sich. Als der Fremde keinerlei Reaktion zeigte, weinte sie hemmungslos.
»Das wird in der Tat keiner. Aber du bist doch ein Waisenkind und hast doch gar keine Eltern. Wie kannst du nur so lügen? Mädchen … Mädchen, du enttäuschst mich!«
Während er sprach, schien sie sich etwas zu beruhigen.
»Ich werde dich bestrafen müssen!«
Als sie wieder anfing zu weinen, drehte er ihr ruckartig den Rücken zu und begann, sich langsam auszuziehen. Seine Kleider hängte er ordentlich auf einen Kleiderständer hinter einer Sichtschutzwand. Er ging zu ihr zurück und wäre um Haaresbreite mit den nackten Füßen auf der Folie am Boden ausgerutscht. Es war kalt, doch das spürte er nicht. Er setzte sich breitbeinig auf ihre Oberschenkel. Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt.
»Wenn du alles schön brav machst, was ich dir befehle, wirst du vielleicht auch ein bisschen Spaß haben.«
Sie bog jedoch den Kopf so weit wie möglich nach hinten. Er nahm ihn in seine Hände und zog ihn wieder zu sich.
»Komm, sei schön brav und küsse mich!«
Das tat sie aber nicht. Er küsste ihre Stirn, die Augen und die Nase. Sein Mund wanderte über ihre vom Herzrasen rotgezeichneten Wangen zum linken Ohr. Dann nahm er ihr Ohrläppchen zwischen seine Lippen und saugte daran. In diesem Ohrläppchen steckte kein Ring. Im anderen Ohr hatte sie einen kleinen runden Silberring. Gerade wollte sie wieder um Freiheit betteln, als er erbarmungslos zubiss. Ihr Schrei erregte ihn stark. Doch er wollte die Sache langsam angehen und ihre Qual auskosten. So gaben seine Zähne ihr Ohrläppchen wieder frei.
»Ich habe doch gesagt, du sollst mich küssen. Wenn du nicht auf mich hörst, muss ich dich eben zwingen. Also, was ist nun mit uns beiden?«
»Ja, … ja, ich mach ja schon.«
Sie zitterte am ganzen Körper. Speichel rann aus ihrem Mund, als sie ihm einen Kuss auf den Mund hauchte.
Er stöhnte und legte seine Stirn an ihre, als er sagte: »Mädchen … Mädchen, was soll ich nur mit dir machen? Soll das etwa Küssen sein? Du bist 18 Jahre alt, hast schon zweimal abgetrieben und wer weiß wie viele Kerle gehabt.
Das kannst du doch besser.«
Verwundert stellte sie sich für einen Moment die Frage, woher er das wusste. Sie würde keine Antwort bekommen. Er drehte ihren Kopf zur Seite und nahm das rechte Ohrläppchen in den Mund. Einen Augenblick zögerte er und sie dachte schon, dass er wieder zubeißen würde, doch dann nahm er den Ring zwischen seine Zähne, zog an ihm und schnellte mit seinem Kopf nach hinten. Der Ring riss ihr das Ohrläppchen auf, das Blut tropfte in einem kleinen Rinnsal auf ihre Schulter. Der markerschütternde Schrei kam mit Verzögerung. Er spuckte den Ring auf den Boden. Seine Erregung nahm immer mehr zu und sein Glied ragte zur vollen Größe empor. Er ließ ihr Zeit. Er ließ sich Zeit.
Er stieg von ihr herunter und ging zur Wand. Er öffnete eine Flasche Wodka und setzte sie an den Mund. Gierig trank er drei – vier Züge. Aber er wollte nicht betrunken sein. Er wollte das Leid der jungen Frau genießen. Er kehrte zu ihr zurück und nahm wieder, wie vorher, auf ihren Oberschenkeln Platz. Noch einmal versuchte sie, mit ihm zu reden. In Filmen hatte sie einmal gesehen, dass man mit dem Vergewaltiger ein Gespräch aufbauen sollte. So könnte eine Beziehung entstehen, die zur Aufgabe des Täters führen könnte.
»Ich bin Kathi, wie heißt du? Ich will dir auch alles machen, wie du es willst. Kannst du mich nicht ein bisschen losmachen? Es tut so weh. Ich laufe nicht weg. Ich besorg’s dir auch, wie du’s haben willst!«
Aber genau das war es, was er nicht wollte. Es ihm besorgen, konnte er einfacher haben. »Ich weiß, dass du Katharina heißt, eine Tramperin vor dem Herrn bist. Eine Fixerin. Eine Diebin. Ein ganz schlechtes Mädchen. Aber du hast mich immer noch nicht richtig geküsst.«
»Ich … ich mach’s sofort, sofort.«
Verwirrt machte sie sich darüber Gedanken, woher er das alles von ihr wusste. Sie kam ihm nun wirklich mit dem Mund entgegen und presste ihre Lippen auf seine.
Seine Erregung ging um einen Grad herunter aber er hielt eine Minute still. Dann sagte er ihr in gutmütigem Ton, dass dies doch nur ein bisschen Geknutsche sei. Sie solle ihn doch richtig heiß küssen und ihre Zunge in seinem Mund versenken.
Eine große in ihr aufsteigende Angst jagte ihr eine Gänsehaut über Schulter und Rücken. Doch ihr blieb keine andere Wahl. Sie musste sich auf Zungenküsse einlassen.
»Streck sie richtig raus, soweit du kannst.«
Er nahm ihre Zunge in seinen Mund und saugte an ihr. So glitt sie weiter in seinen Mund. Das, was nun kommen sollte, bereitete ihm wiederum ein zum Bersten gespanntes Glied. Langsam umkreiste er mit seiner Zunge die ihre. Nun nahm er mit den Zähnen an ihrem Zungenschaft Kontakt auf. Sie ahnte, dass er wohl gleich zubeißen wollte, und zog ihre Zunge zurück. Jedoch war sie nicht schnell genug und er erwischte ihre Zungenspitze mit seinen Schneidezähnen. Er biss zu. Erst zögernd, dann kräftiger und zum Schluss mit mahlenden Bewegungen. Es dauerte ganze dreißig Sekunden, bis die Spitze abgebissen war. Nach vier oder fünf kurzen, lauten Schreien ließ sie den Kopf zur Seite fallen und wimmerte nur noch vor sich hin. Er kaute auf ihrer Zungenspitze genüsslich, verdrehte die Augen und stöhnte auf. Er griff zur Wodkaflasche, nahm einen kräftigen Schluck und spülte Zungenreste und Blut hinunter. Etwas Wodka schüttete er ihr ins Gesicht und Mund, was ihr weiteren Schmerz zufügte.
Dann erhob er sich.
»Ich brauche etwas Ruhe«, sagte er leise mehr zu sich selbst. Sie hörte ihn sowieso nicht. Ihr Kopf war auf ihre Schulter gefallen und zuckte hin und her. Sie schluckte Blut. Er ging mit der Flasche Wodka hinter die Sichtschutzwand. Dort befand sich ein Bett, an dem an den vier Pfosten Tücher angeknotet waren. Er legte sich hin und wurde nach einigen Minuten tatsächlich ruhiger.
Nach einer halben Stunde klopfte es außen an die Tür.
»Alles in Ordnung?«
Benommen erhob er sich.
»Ja, verschwinde.«
Dann war er wieder so aufgeregt wie vorher. Er zwang sich jedoch zur Ruhe. Jetzt stellte sich in seinem Kopf ein stechender Schmerz ein. Gleichzeitig legte sich in seiner Brust eine Feuerfaust um sein Herz. Hastig nahm er zwei Kopfschmerztabletten aus seiner Jacke und schluckte sie runter. Er wollte es noch nicht – aber er musste die Sache gleich beenden. Der Druck in seinem Schädel war nicht zum Aushalten. Die Schritte zu der Gefesselten kamen ihm ewig lange vor. Mit tränengefüllten und blutverschmierten Augen sah sie ihn verschwommen an. Er setzte sich wieder auf ihre Oberschenkel und rutschte zu den Knien. Das Messer kam wie von selbst in seine Hand. Das Mädchen schien zu spüren, was nun folgen sollte und ergab sich in ihr Schicksal. Ein kurzes Aufbäumen mit der Folge, dass sich die Kabelbinder bis auf die Knochen in ihre Handgelenke fraßen, war die letzte Abwehr, die sie machte.
Sein Puls erreichte einen Spitzenwert. Doch noch kam er nicht zum Höhepunkt. Er überlegte, ob es nicht besser wäre, ihre Brustwarzen abzubeißen. Aber er handelte ohne weiteres Nachdenken, getrieben von einer unerklärbaren innerlichen Kraft. Das Messer fuhr wie von alleine tief in ihre Vagina. Er umfasste den Schaft mit beiden Händen und zog die Klinge hoch. Der Bauch öffnete sich und es floss ein Blutschwall an ihm herunter. Die Klinge stieß gegen eine Rippe. Er drehte sie seitlich nach oben und teilte das Herz. Dann zog er das Messer aus ihrem geöffneten Körper. Das Mädchen spürte davon nichts mehr, der Tod war sofort eingetreten. Magen- und Darminhalt verteilten sich auf ihr und ihn gleichermaßen. Doch noch immer kam er nicht zum Höhepunkt. Jetzt trennte er mit dem scharfen Metzgermesser, mit zwei schnellen Schnitten beide Brüste ab, nahm sie in beide Hände und massierte mit ihnen seinen Penis. In diesem Moment explodierte er förmlich. Er ejakulierte mit einem tierischen Schrei auf ihren aufgeschlitzten Bauch.
Das war sehr heftig, dachte er. Aber es war auch viel zu früh. Ich muss lernen mich besser zu beherrschen. Er stand von ihr auf und ging rückwärts zur Wand. Jetzt erst nahm er den Gestank von Blut, Stuhl und Tod wahr. Er ekelte sich. Im Waschbecken weiter hinten übergab er sich. Dann ging er in den Waschraum nach nebenan und duschte ausgiebig.
Er trank einen großen Schluck aus der Wodkaflasche. Als er sich angezogen hatte, trat er auf den Flur und verließ das Gebäude durch den Keller. Jetzt schon taten ihm die dreißigtausend Euro leid, die er für das Mädchen bezahlt hatte. Er fand, sie war die Summe nicht wert. Nächstes Mal, so nahm er sich vor, sollten es zwei Frauen sein. An der Angst der einen Person, während er die andere behandelte, könnte er sich stärker erbauen.
Draußen kam ihm ein Mann entgegen.
»War alles in Ordnung?«
»Ja, mach die Sauerei da drinnen weg!«
Auf dem Platz vor dem verfallenen Gebäude wartete ein Wagen auf ihn. Er ließ sich auf den Rücksitz fallen und sagte zum Fahrer: »Zum Flugplatz – schnell.«
Noch bevor er im Flugzeug saß, wurde der Leichnam des Mädchens in dem großen Heizofen des ehemaligen Geheimdienstgebäudes in Kraljevo in Zentralserbien vollständig verbrannt.