Читать книгу Der Sommernachtsmörder - Marianne Berglund - Страница 3

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Sie wurde von einem überaus störenden Geräusch geweckt, riss die Augen auf und fragte sich, was in aller Welt das sein mochte. Drehte sich auf ihrem Kissen um und starrte in die Nacht, die um diese Jahreszeit gar keine war, sondern nur ein fahler Grauton. Der Wecker zeigte 0.02. Das Zimmer lag in einen milchweißen Schimmer gebadet, und die Möbel schienen wie auf Wasser friedlich auf und ab zu wogen. Es war ein Scharren, was sie geweckt hatte, und es kam vom Fenster her. Eine Fliege, eine nachtaktive Fliege. Ab und zu stand die Welt eben Kopf.

Kommissarin Eva-Britt Bixe reckte sich, rieb sich so gut es ging den Schlaf aus den Augen, strich sich die Haare aus der Stirn, schlug die dicke Decke beiseite und stand widerwillig aus dem Bett auf. Verdammtes Insekt. Der Teppichboden kitzelte unter ihren Füßen, sie glaubte, jeden Knoten und jede Schlinge darin spüren zu können. Man registrierte alles so viel deutlicher, wenn man eine Weile geschlafen hatte, der erste Schlummer hatte alle Eindrücke vom Vortag weggespült. Die Fliege brummte hin und her, ein großer schwarzer Klumpen, gutes Vogelfutter. Sie öffnete das Fenster, der Duft von feuchtem Gras und nasser Erde schlug ihr entgegen. Der Baum stand wie sein eigener Schatten unten im Hof, es hatte geregnet, Tropfen hingen an der Fensterscheibe.

Wie mit Wasser verdünnte Milch, ein Spritzer Honiggelb über dem Rasen dort unten. Schwebende Elfen über einem grünweißen Weiher. Die Blätter mit den glänzenden Tropfen hingen ganz still da. Nur die Fliege zog mit ihrem Hubschrauberdröhnen nichts ahnend in die Welt hinaus, um sich dort auffressen zu lassen.

Eva-Britt Bixe zog das Fenster wieder zu, schloss es aber nicht ganz. Sie wollte den Duft von draußen behalten, ihn mit sich in den Schlaf nehmen. Plötzlich schrie ein Vogel, Blätter raschelten, dann wurde alles wieder still. Vielleicht hatte er die Fliege entdeckt, einen richtigen Leckerbissen, der geradewegs in seinen Schnabel flog.

Sie gähnte, kroch unter die Decke, stapelte die Kissen zurecht und machte es sich bequem. Schmiegte die Wange an den weichen, kühlen Stoff. Mittsommernacht, dachte sie. Um diese Zeit war der Campingplatz am Oststrand das pure Chaos, und in der Stadtmitte fand eine Seeschlacht statt. Im Moment war ihr das allerdings egal, sie hatte dienstfrei, und zum ersten Mal seit Wochen konnte sie sich ein ganzes Wochenende lang ausruhen, einfach nur ausruhen. Sie versuchte, noch eine Weile wach zu bleiben, um diesen Zustand wirklich auszukosten. Das eintönige Tropfen, das von draußen zu hören war, und das sie in normalen Fällen um den Verstand gebracht hätte, wirkte jetzt beruhigend. Bald würde die Dämmerung am Fenster hochwandern. Der Mittsommertag erwachte immer noch einmal zum Leben, ehe er einschlief. Draußen geschah alles Mögliche, doch Eva-Britt Bixe wollte nur schlafen, die Stunden des Wochenendes lagen vor ihr wie eine Unendlichkeit, sie reckte sich noch einmal genüsslich im Bett und schlief dann ein, die Wange tief in ihr Kissen gebohrt. Sie hatte den Telefonstecker herausgezogen, das Mobiltelefon ausgeschaltet. Nicht ein einziges Klingeln sollte sie wecken dürfen.

Der Sommernachtsmörder

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