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Die Universalmonarchie Karls V.

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Dieses Sendungsbewusstsein wurde mit der Verbindung der spanischen und der kaiserlichen Krone in der Person Karls V. potenziert und mit der Tradition des Carolus redivivus, also des Endzeitkaisers, vereint. Eine besondere Rolle spielte dabei Karls Großkanzler Mercurino Gattinara. Für diesen hatte Karl V. nicht nur das Reich Karls des Großen (800–814) zu restaurieren, das ja lediglich die weströmische Reichshälfte betraf, sondern auch die Türken aus der oströmischen Reichshälfte zu vertreiben und so als Universalmonarch die ganze Christenheit unter der Führung eines Hirten (Joh 10,16) zu sammeln. Ähnlich äußerte sich der Erasmianer Alfonso de Valdés nach dem Sieg bei Pavia 1525 über den Erzrivalen Franz I. von Frankreich. Wie Franz Bosbach gezeigt hat, werden in dieser Zeit die Begriffe Monarcha und Monarchia eingesetzt, um die Herrschaftsstellung Karls V. zu bezeichnen.

Nach dem Sieg von Goleta und Tunis 1535, Schlachten also, die Karl V. gegen die Türken bzw. ihre Vasallen geführt hatte, war in Spanien und Italien ein Sonett von Hernando de Acuña in aller Munde, das im Sieg Karls den Auftakt zu der ersehnten Universalmonarchie sieht (dritte Strophe), in der es nur eine Herde und einen Hirten (erste Strophe), einen Monarchen, ein Weltreich und ein Schwert (zweite Strophe) unter spanischer Führung geben werde; denn nach dem Seesieg fehlte nur noch der vernichtende Landsieg (vierte Strophe).

Eiferer ermahnten Karl V. dazu, die Bekehrung der Neuen Welt notfalls mit Zwangsmaßnahmen voranzutreiben. So etwa Toribio de Benavente, auch Motolinía genannt, in einem Brief an den Kaiser vom 1. Januar 1555 aus Mexiko. Nachdem die Translatio imperii nach Spanien gekommen sei, solle man sich beeilen, das vom Propheten Daniel angekündigte fünfte Reich, das Reich Jesu Christi, zu vollenden. Dieses müsse sich ausdehnen, um die ganze Erde zu umspannen, und Karl V. sei davon der Anführer und der Hauptmann: „Möge Eure Majestät befehlen, dass alle mögliche Sorgfalt darauf verwandt werde, damit dieses Reich Wirklichkeit werde und sich ausbreite, und dass den Ungläubigen gepredigt werde.“

Wir könnten noch unzählige Zeugnisse heranziehen, die das potenzierte spanische Sendungsbewusstsein unter Karl V. dokumentieren. Aber für die meisten spanischen Autoren entsprang es mehr dem „wunderbaren“ Charakter der spanischen Expansion nach Übersee als dem nach Spanien konjunkturell gekommenen Kaisertum.

Das Spanische Jahrhundert

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